Gardasee – Golf Bogliaco: Idylle auf engen Bahnen 100 Meter über dem See

Gardaseefeeling pur, wunderbare Ausblicke, absolute Stille und einen topgepflegten Kurs zwischen Olivenhainen und Zypressen findet man im altehrwürdigen GC Bogliaco. Kein spielerisches Dolce far niente natürlich, sondern einiges an Herausforderungen – trotzdem reines Vergnügen. 

Von der malerischen Uferstraße an der Westseite des Gardasees führt südlich von Bogliaco ein kleines Sträßchen hinauf zum gleichnamigen Golfkurs. Hier wird seit jeher „scharf geschossen“. 1912 baute die Waffenproduzentenfamilie Beretta einen 9-Loch-Platz für ihre Gäste in die Talmulde 100 Höhenmeter über dem Gardasee. Im Krieg verwandelten die deutschen Truppen das Gelände in eine Landebahn für Flugzeuge, später spielten die Amerikaner dort Baseball. Erst Anfang der 1950er-Jahre wurde daraus wieder ein Golfplatz, seit 2004 ergänzt um weitere neun Bahnen. Aber genug Geschichte, ich bin an einem heißen Julitag zum Spielen da und habe mich nach der Hitzeschlacht in Gardagolf demütig für ein Cart entschieden. Flightpartner Gernot aus Hamburg, sportlicher Mittvierziger geht zu Fuß. Ohnehin nur neun Löcher, sagt er, dann müsse er heim ins Ferienhaus zur nichtgolfenden Ehefrau und den drei Kindern.

Ausblicke, Idylle, anspruchsvolle Bahnen

Sehr eng seien die Bahnen hier, habe ich gehört, was auf der 1 noch nicht stimmt. Schön breit die Landezone vom Tee weg, schmal wird es erst am Schluss und schmal geht es weiter. Wunderschöne alte Bäume und Olivenhaine säumen die Fairways. Der Platz schraubt sich sonnenbeschienen aufwärts. Taktik ist gefragt auf der 3, der Teich vor dem Abschlag ist nicht das Problem, eher schon der Landepunkt im Dogleg, das immer enger werdend bergauf führt. Und dann stehen wir oben am Abschlag der 4 und sind erst einmal überwältigt. 145/120 Meter unter uns das Grün, dahinter der See, Zypressen, Berge und eine alte Kirche. Gernot schlägt den Ball vor Begeisterung hinter das Grün, ich lese inzwischen beim Warten die freundliche Tafel, die davor warnt, hier einen zu langen Schläger zu nehmen… Steil geht es in Serpentinen hinunter ins Tal, die 5 dann das zweite und letzte Dogleg auf der Runde. Es ist absolut still hier, „Krach“ machen passend zum mediterranen Flair nur die Zikaden. Wir spielen auf samtigen Fairways, auf denen die Bälle trotzdem lang ausrollen, böses Rough gibt es hier kaum. Die Grüns sind generell nicht allzu groß und von wirklich perfekter Qualität: spurtreu, schnell und ohne jeden Makel. Das Par 5 der 7 endet vor dem Clubhaus und ich fühle mich wie immer von der Terrasse aus beobachtet, blamiere mich aber diesmal nicht. Schmal geht es am schattigen Talboden weiter, ein kleiner Bach plätschert nebenan, hohe Laub- und Nadelbäume säumen die Fairways bis zum schmalen Grün der 9, das optisch entzückend neben dem einzigen großen Teich des Platzes liegt. Idylle, wenn auch keine spielerische: es ist das schwerste Loch am Platz.

Der Charakter ändert sich – die traumhafte Landschaft bleibt

Gernot ist übrigens geblieben. Er hat es nicht übers Herz gebracht, den Traumplatz nicht zu Ende zu spielen. Das wunderschöne Grün der 10 mit den drei Zypressen dahinter hätte er sonst auch nicht gesehen. Mitteilen kann er das seiner Frau leider nicht – hier gibt es weder im Clubhaus noch auf dem Platz Handyempfang. Perfekt also für alle, die wirklich einmal in Ruhe Golf unerreichbar wollen 😉

Ab der 11 ändert sich der Charakter des Kurses ein wenig, das müssen die später ergänzten Bahnen sein. Sonnenbeschienen führt die 12 an unzähligen Olivenbäumen bergauf. Ihr Grün liegt erhöht und der Ausblick nach dem Putten dort ist schon wieder atemberaubend. Der Platz schraubt sich weiter auf schmalen Schotterwegen in die Höhe, gespielt wird die nächsten Bahnen dann natürlich hinunter. Besonders für die Herren ist der Driver hier nicht oft die beste Wahl. Höchstens auf der 15, die breit beginnt, dann aber immer schmaler wird, dazu stark nach links hängt. Weil dort auch kleines Wasser droht, halten wir uns eher rechts, verirren uns in der Böschung, was den nachfolgenden Schlag hinunter auf das bunkerbewehrte Grün nicht unbedingt einfacher macht.

Olivenöl vom Platz

Rosa Oleander verschönt uns das Par 3 der 17 bergab, die das gar nicht nötig hätte, ihr wisst schon: Ausblick!, ehe es wieder den Talboden hinunter geht. Die 18, das zweitschwerste Loch, also noch einmal konzentrieren!, führt direkt zum Clubhaus zurück. Dort kann man übrigens Olivenöl kaufen, das von den Bäumen am Platz stammt. Ein nettes Mitbringsel aus dem Urlaub oder für daheim wartende Ehepartner… Ich bekomme auf der Terrasse mit Blick auf Bahn 1 und 7 den besten Affogato meines Urlaubs mit dem cremigsten Vanilleeis aller Zeiten. Er kostet weniger als überall sonst rund um den Gardasee, was mich zum Preis des Greenfees bringt: 69 Euro in der Hauptsaison für eine derart traumhafte Golfrunde ist wirklich wohlfeil.

Ihr merkt schon, ich bin schier begeistert. Zugegeben, in Italien habe ich erst eine Handvoll Plätze gespielt, aber trotzdem bin ich mir jetzt schon sicher: Bogliaco ist einer der schönsten!

WICHTIGES PS: Wenn euch das Navi nach dem Tor nach rechts lotst – auf KEINEN Fall folgen. Was ich für eine Einbahn hielt, ist keine. Zwei einander begegnende Autos kommen nie und nimmer aneinander vorbei. Prompt natürlich Gegenverkehr, zum Glück schiebt der Andere zurück, ein gutes Par 3 lang. Die Straße verschmälert sich dann zu Gäßchen, die in 90 Grad-Winkeln in zugegeben hübsches Steinmauerwerk führen. Ohne mehrmaliges Reversieren kommt aber nur ein Fiat 500 um diese scharfen Ecken. Also lassen. Golfen hier ist anstrengend genug.

Diesmal sehr viele Fotos – ich konnte mich einfach nicht entscheiden!

www.golfbogliaco.com

Es beginnt nicht allzu schmal auf der 1
Eher links halten auf der 3, das Dogleg biegt scharf nach rechts oben
Ziemlich von oben herab, das Par 3 der 4!
Das 2. und letzte Dogleg des Platzes, die 5
Die 7 endet vor dem Clubhaus (Par 5), man wird beobachtet…
Idylle pur abseits der Fairways
Winziges Grün auf der 9, dem schwersten Loch des Platzes
Einmal noch über den Teich auf der 10, das war es dann mit großen Wasserhindernissen
Auf’s Putten Konzentrieren fällt ob solch malerischer Umgebung manchmal schwer
Oliven, nichts als Oliven vor dem erhöhten Grün der 12
Nach dem Putt auf Green 12: umdrehen und genießen!
Man tendiert zur Böschung rechts auf der 15 – der Schlag auf das sehr kleine Grün muss aus der Schräglage dann aber präzise sein…
Mehr Italien geht nicht! Am Abschlag der 17
Das Grün der 18 vor dem stilvollen Clubhaus
NIEMALS rechts abbiegen! Das ist keine Einbahn und 2 Autos kommen hier nicht aneinander vorbei…

3 Kommentare zu „Gardasee – Golf Bogliaco: Idylle auf engen Bahnen 100 Meter über dem See

  1. Liebe Andrea, wieder ein faszinierender und mireißender Bericht. Ich konnte richtig die Zikaden hören und den Duft des Sonnengewärmden Italienischen Bodens riechen. Freue mich auf meinen Urlaub im September und der Platz Golf Bogliaci steht zu 100% auf meiner Liste. Liebe Grüße Andreas

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