Nächstes Resort, nächster Platz mittendrin: Bei La Torre musste Jack Nicklaus zwischen den Appartmentreihen mit wenig Platz auskommen. Par 68 sind sich mit ein paar Doglegs gerade ausgegangen. Wellige Fairways und Grüns, Wasser und wie immer sehr viel Sand: Bei Wind stellt sich nicht die Frage, OB Bunker, sondern nur WELCHER.
Was für ein pompöses Clubhaus mitten in einem riesigen Resort! Wieder kein Parkplatz, ich parke in einer Seitenstraße und schultere mein Bag. Die Clubhaustür ist geschlossen, 8:45 Uhr, ok, vielleicht zu früh. Keinerlei Hinweisschilder, ich rufe also an. Man lotst mich einen ziemlich weiten Weg um das Gebäude herum und an der Range entlang zu einem – Holzschuppen. Freundlicher Check in. Trotz der frühen Tageszeit verläßt ein Flight nach dem anderen bereits Tee 1. Mich heißt dort ein schwedisches Ehepaar plus Freund herzlich willkommen.
Südlich der spanischen Stadt Murcia (Flughafen Alicante) entstanden in meist landwirtschaftlich genutzter Gegend in den letzten 20 Jahren mehrere Resorts – ein Golfkurs mittendrin gehört marketingtechnisch offenbar zum guten Ton. Als Architekten für 6 Plätze hat man sich niemand Geringeren als Jack Nicklaus geholt. Also findet man innerhalb der Appartmentsiedlungen für ihn Typisches: Bahnen mit markanten Wellen, stark ondulierte und meist erhöhte Grüns und vor allem Bunker, Bunker, Bunker.
Palmen und Straßenlärm
Bahn 1 ist keine Offenbarung, hat aber natürlich die üblichen Nicklaus-Tücken: Bunker, deren Sand deutlich weniger fluffig ist, als jener in El Valle. Die Grüns sind noch frühlingshaft, fleckig, uneben und wenig spurtreu. Dafür aber flott, das merken wir auch nach dem Dogleg der 2. La Torre verläuft flach zwischen den Appartmenthäusern, sieht man von der 3 ab. Bergauf 131 Meter von Gelb – nur 81 von Rot. Die Damentees sind hier meist sehr weit vorn, werden wir merken. Ab der 4 führt der Platz dann leider an der vielbefahrenen vierspurigen Autostraße entlang und das ist nicht zu überhören. Dafür ist das Layout der nächsten Bahnen beeindruckend – wenn man riesige Bunker mag. Der mittlerweile aufkommende Wind macht uns Allen das Leben schwer, sogar den beiden schwedischen Singlehandicappern im Flight. Die 9 ist dann jenes Par 3 direkt am großen Resortteich, das ich von meinem Hotelbalkon aus beobachten kann. Das Wasser rechts zieht Bälle magisch an. Mir passiert das nicht – ich wähle einen viel zu langen Schläger und lande fast auf dem Puttinggrün hinter den Palmen.
Welchen Bunker hätten’s denn gern?
Die 10 hat nicht viel zu bieten außer Häuser links, einen längsverlaufenden Riesenbunker rechts und ein stark onduliertes Grün, ist aber das schwierigste Loch von Rot. Aber der 11 wird, so finde ich, der Kurs deutlich schöner. Nicklaus musste wohl ein paar Doglegs einplanen, weil der Platz durch die Anlage begrenzt ist, und das macht sich optisch gut. Gerade mal ein Par-68-Kurs mit 4.980 bzw. 3.880 Metern ist sich zwischen den Häuserreihen ausgegangen. Zwischen den Herren- und Damenabschlägen ist ein riesen Längenunterschied. Doch Länge ist generell nicht das Problem, Präzision ist gefragt. Wir kämpfen im jetzt starken, böigen Wind gegen die Bunker, wobei nicht die Frage ist, OB Bunker, sondern WELCHER, egal bei welcher Spielstärke. Auf der 13 rollt auch der bestens geschlagene Ball unweigerlich in irgendein Sandloch, die 14 bietet Bunker vom Tee, in der Mitte und vor dem Grün. Sehr schön spielt sich das Dogleg der 16 mit einem Schlag ins Knie und dem zweiten aufs Grün (Ich mag die Kürze des Platzes 😉
153 Meter gegen den Wind schlagen die Herren auf das Grün der 17, nur 96 sind es für die nette Schwedin und mich. Sandy Par für mich, irgendwann gewöhnt man sich an das ewige Ausdembunkerspielen. Die 18 beginnt breit, endet aber in einer einzigen Bunkerorgie rund ums Grün (Titelbild!). Die Schwed:innen umarmen mich herzlich und sind neugierig auf meinen Blog. Im Restaurant würde ich gern einen Kaffee bestellen, hole ihn mir nach einer langen Weile lieber selbst und sitze ein wenig in der Sonne. Den Blick auf die Driving Range verbirgt eine Hecke.
Mein persönliches Fazit
La Torre wirkt, als wäre dem Platz das Geld ausgegangen. Der Pflegezustand könnte besser sein, seit Corona ist das Clubhaus geschlossen. Der Kurs ist für Alle herausfordernd – was ihm an Länge fehlt, machen Bunker und Grüns (und Wind!) wett. Zum Essen nach der Runde lieber in eines der Lokale ganz in der Nähe ausweichen. Im Resort gibt es das Hotel Double Tree by Hilton, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat, aber ein guter Ausgangspunkt für den Jack Nicklaus Trail ist.
Ich habe alle 6 Plätze des Jack Nicklaus Trails gespielt – mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Meine persönliche Wertung: 1. Hacienda Riquelme 2. El Valle 3. Saurines 4. La Torre und dann mit ABSTAND 5. Alhama Signature (nach Verbesserung des Pflegezustandes) 6. Mar Menor


















6 Kommentare zu „Jack Nicklaus Trail 2 – La Torre Golf: zwischen Bunkern und Teichen zeitweiliger Golfkurs“