Designte Schlichtheit à la Marrakesh: lediglich roter Sand als Fairwaybegrenzung, quadratische Teeboxen, hartwelliger Boden, karge Grasbüschel und ein paar Palmen als Gestaltungselemente. Wenn jetzt auch noch die Sonne scheint, ist in Saurines das Wüstenplatz-Feeling perfekt.
Die Spanier sind entzückt: Es schüttet, endlich! Ein Segen nach mehreren knochentrockenen Monaten. Was mich betrifft, hätte die Trockenheit ruhig noch ein paar Tage anhalten können, aber ich buche zähneknirschend einen Buggy und werfe mich von Kopf bis Fuß in Regenkleidung. Es hat 12 Grad und stürmt nebenbei auch noch, heißa. Wenigstens gibt es diesmal tatsächlich einen Parkplatz direkt vor dem Proshop. Kurze Wege.
Südlich der spanischen Stadt Murcia (Flughafen Alicante) entstanden in meist landwirtschaftlich genutzter Gegend in den letzten 20 Jahren mehrere Resorts – ein Golfkurs mittendrin gehört marketingtechnisch offenbar zum guten Ton. Als Architekten für 6 Plätze hat man sich niemand Geringeren als Jack Nicklaus geholt. Also findet man innerhalb der Appartmentsiedlungen für ihn Typisches: Bahnen mit markanten Wellen, stark ondulierte und meist erhöhte Grüns und vor allem Bunker, Bunker, Bunker.
Viel Sand ohne Bunker
Zum ersten Tee fährt es sich eine ganze Weile, du wähnst dich jetzt schon in der Wüste, nichts als roter Sand und ein paar Palmen rundum. „Zum Glück“ sticht nicht auch noch die Sonne vom Himmel, sonst hätte ich sofort meine Wasservorräte gecheckt. Ich bin mutterseelenallein am Abschlag, weit vor mir ein paar ebenfalls Unerschrockene. Das Fairway ist ziemlich nass schon, trotzdem rollt mein Abschlag weit aus, und sogar das Grün ist immer noch sehr flott. Nicklaus hat sich bei Saurines mit Bunkern für seine Verhältnisse sehr zurückgehalten. Stattdessen wurden die Fairways listig mit jeweils mehreren hohen Sandhügeln samt Grasgewächsen modelliert. Und außerdem gibt es massenhaft Sand am Rand. Aus dem kann man zwar rausspielen, die körnige Struktur macht einem aber psychisch zu schaffen, weil man um die teuer erkauften Schläger fürchtet. Also besser auf den gewellten und tadellos gepflegten Fairways bleiben, auf denen sich mittlerweile Pfützen bilden. Ich darf mit dem Cart natürlich nur auf den Wegen fahren und renne über die Sanddünen oft 70, 80 Meter zu meinem Ball und wieder zurück. Spaß geht anders. Aber stellt euch angesichts meiner Regenfotos den Platz mal mit Sonnenschein vor!! Die nur scheinbar breite 3, auf der man sich den Driver gut überlegen sollte. Das stark gewellte Par 5 der 4, auf dem der Ball unweigerlich zur Mitte rollt, falls man das Fairway trifft. Das Par 3 der 6 am Wasser entlang, bei dem Nicklaus sich tatsächlich mit nur zwei Grünbunkern begnügt hat. Das alles könnte trocken sehr schön sein. Ich hingegen chippe auf der 8 meinen Ball vom Sandhügel aufs Grün, während mir eine Windböe den Regenhut vom Kopf fegt.
Grandiose Bahnen
So sehr mir das klare Design des Platzes gefällt, der zudem auch noch sehr gut zu spielen ist, so sehr kämpfe ich mit seiner Umgebung. Ok, die Fassadenfarbe der Appartmentsiedlung im Hintergrund des Par 3 der 10 passt farblich zum roten Sand – eine Landschaft rundum existiert nicht. Das mindert mein Gefühl, in der Natur zu golfen. Gut, meine Handschuhe triefen, ich spiele mittlerweile nur mehr mit drei Schlägern und navigiere das Cart vorsichtig durch überschwemmte Wegabschnitte. Vielleicht bin ich deshalb überkritisch. Die Bahnen sind nämlich schon großartig! Die 11, die zum Wasser hängt, aber ein wundervoll onduliertes Grün hat! Das sich zwischen Palmen und Hügeln schlängelnde Par 5 der 13! Das praktisch nur aus Sand bestehende Par 3 der 14 oder die hügelan- hügelauf führenden Bahnen 15 und 16!
Nur zweieinhalb Stunden habe ich für meine Runde gebraucht. Im Sekretariat drückt man mir bei der Rückgabe des Cartschlüssels Bewunderung aus. Ich hätte mich im einzigen (!) vorzeigbaren Proshop der 6 Nicklaus Trail-Plätze gern noch ein wenig umgesehen, unterlasse das aber. Es gibt – ebenso wie auf allen anderen – keinerlei Vorrichtungen, um die Schläger zu reinigen, von den Schuhen ganz zu schweigen.
Mein persönliches Fazit
Ja, solcherart puristisch designte, karge Plätze muss man mögen. Mir persönlich faszinieren sie. Saurines ist sicher der außergewöhnlichste unter den Nicklaus-Plätzen bei Murcia, für alle Spielstärken spannend und top gepflegt. Leider ist die umgebende Landschaft wie überall hier in jeder Hinsicht unattraktiv. Schöner Proshop, Restaurant im Pub-Stil, Supermarkt gleich nebenan.
Ich habe alle 6 Plätze des Jack Nicklaus Trails gespielt – mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen. Meine persönliche Wertung: 1.Hacienda Riquelme 2. El Valle 3. Saurines 4. La Torre und dann mit ABSTAND 5. Alhama Signature (nach Verbesserung des Pflegezustandes) 6. Mar Menor



















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