Golf Club Triest: italienischer Retro-Charme mit Ferrari-Grüns mitten im Karst

Triest ist eine meiner Lieblingsdestinationen, wenn wir von Wien mal „schnell nach Italien“ wollen. Was ich bisher nicht kannte, war der Triestiner Golfclub hoch über der Stadt. Ich fand einen reizvollen, völlig uneitlen Kurs zwischen Eichen und Föhren und – schlussendlich – auch einem kleinen Meerblick.

Ich komme gehörig ins Schwitzen bei der Anfahrt und das nicht wegen des strahlend-milden Oktoberwetters. Wer das Umland von Triest kennt, weiß, dass sich die Höhenstraßen in den Karst sanft parallel zur Küste nach oben schrauben. Ich biege ein einziges Mal falsch ab und muss kilometerlang (SEHR!) steil diretissima bergauf durch ein einspuriges Gässchen lenken. Für die hübschen, noch blühenden Hecken und die malerischen Steinhäuschen hier heroben im Karst habe ich kaum einen Blick. Dann ein schmiedeeisernes Einfahrtstor zum Club und ein sehr einfaches Clubhaus, das innen aber ganz entzückend ist.

Die Natur als Platzdesigner

Meine Startzeit habe ich allein, was angesichts der Dreier- und Viererflights vor mir nicht unbedingt sinnvoll ist. Ich werde viel warten müssen heute. Der Kurs beginnt sanft und breit, der zweite Schlag Richtung Grün der 1 ist blind. Beim ersten Putt (ok, ja, das Puttinggreen habe ich wieder einmal sträflich ignoriert) die Überraschung: Das Grün ist molto rapido! Das soll auch weiterhin so bleiben. Der an sich sehr naturbelassene und doch sehr gut gepflegte Platz hat durchwegs hervorragende Grüns. Dafür keine Fairwaybunker (!). Stattdessen setzt das scheinbar unspektakuläre Layout auf breite Bahnen. Es nützt die natürliche, hügelige Topografie des Karsts und markante Föhren, einzeln mitten am Fairway und seitliche Eichenformationen, die die Bahnen taillieren und knifflig machen. So sind die Teeshots fast auf jeder Bahn spannend und müssen gut überlegt sein.

Ich warte lange hinter den in Wald und Gebüsch ballsuchenden Vordermännern, ehe sie mich auf der 4 durchwinken, die nach meinem Abschlag steil blind nach links oben abbiegt. Rechts halten!! Für ein Foto bin ich zu gestresst beim Durchspielen. Ein langes Abwärts-Par 3, dann ein sehr breites Par 4, ehe auf der 7 der erste nennenswerte Bunker quer vor mir liegt: beim Schlag aufs Grün bleibe ich prompt zu kurz. Wunderschön die schwierigste Bahn, die 8, hügelab-hügelauf mit 90-Grad-Knick nach links, ehe die 9 breit und entspannt zurück Richtung Clubhaus führt.

(Fast) ohne Bunker geht es auch

Das Par 3 der 10 besteht praktisch nur aus Rough und Grün, ehe der Ball vom Tee der 11 durch eine schmale Baumschneise finden muss. Rechts halten tut gut, dann stimmt der Winkel auf das Grün des Doglegs. Die beiden Herren aus Opatja vor mir lassen mich jetzt ebenfalls durchspielen. Wer lange Schläge hat, läuft immer wieder Gefahr, den Ball seitlich im Wald zu verlieren, was längere Suchzeiten nach sich zieht. Meine nicht allzu langen Schläge kann ich am Fairway positionieren, auch auf der 13, auf der man gleich zwei Solo-Föhren umspielen sollte. Vor dem Grün der zweite nennenswerte Bunker, den ich diesmal aber auslasse.

Teppichfairway auf der sehr breiten 14, die auf einem kleinen, diesmal ordentlich bunkerbewehrten Grün endet. Der Boden ist hart, die Bälle rollen erfreulicher Weise lang aus, verspringen aber oft. Das nächste Dogleg, das Par 4 der 16, biegt sich malerisch rechts um den Föhrenwald, ist aber kurz und daher gut zu spielen. Ein sehr langer, sehr steiniger, unbequemer, aber trotzdem sehr schöner Weg führt durch den stillen Laubwald zur 17, auf der man dann endlich, endlich das Meer sieht und die Riesenschiffe im Golf. Der Blick von rechts ist zwar schöner, links halten ist auf dem Par 4 aber eindeutig der bessere Weg Richtung Grün. Auf der 18 geht es vom Tee steil hinauf in den Himmel, knapp links an der Föhre vorbei, will man das Dogleg zurück zum Clubhaus gut bewältigen.

Ich habe leider nur Zeit für einen Espresso, der heiß und köstlich aus der dampfenden Maschine kommt – Illy-Kaffee, versteht sich von selbst in Triest.

Mein persönliches Fazit

Ideal für eine Runde im Italienurlaub! Kein Mega-Design, ein wenig retro, aber sehr gut gepflegte, schöne und durchaus herausfordernde Bahnen im Eichen- und Föhrenwald. Auch für (sehr) hohe Handicaps prima geeignet. Charmant: das kleine Restaurant mit einfacher Terrasse.

golfclubtrieste.net

Der Himmel über dem Karst und ein Par 4 mit leichtem Knick am Ende als Beginn
Sehr beliebt: Föhren auf dem Fairway, hier auf der 2 (Par 5)
Eichenlaub und überhaupt sehr viele Bäume als Schneise auf der 3 (Par 4)
Bergab führen unkomplizierte 163/145 Meter auf das Grün der 5
Nicht ohne, der Teeshot auf der 6, aber ab dann wird die Bahn sehr breit (Par 4)
Der erste nennenswerte Bunker liegt auf der 7 genau vor dem hochliegenden Grün (Par 4)
Hcp 1 für die 8: der Abschlag sollte ins Knie, dann geht es scharf nach links weiter auf ein nicht allzu großes Grün
Hügelan, entspannt, weil sehr breit, das Par 4 der 9
Die 10: problemloses Par 3 – sieht man von der Länge ab: 182/143 Meter.
Wunderschönes Ambiente mit rasantem Grün: Blick von der 11 auf die 8
Schon wieder engster Beginn auf der 11 (Par 4): eher rechts halten ist gut, dann passt der Winkel auf das links liegende Grün
Wenn man das Fairway vor lauter Föhren nicht sieht: sanft ansteigend mit Linksknick am Ende, das Par 5 der 13
Freie Bahn auf Teppichfairway am Ende der 14 (Par 4)
Das Grün der 16 liegt dummer Weise genau rechts hinter dem Föhrenwald (Par 4)
Ambiente 2: der (sehr) lange Weg durch den karstigen Laubwald zur 17
Und dann endlich: Meerblick auf der 17. Sie steigt erst an, fällt dann ab zum Grün (Par 4)
Himmelwärts führt das zweitschwierigste Loch des Platzes blind vom Tee weg: das Par 4 der 18, klar.
Ich liebe diese traditionell-schlichten italienischen Clubhäuser!

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