Jack Nicklaus Trail 5 – Alhama Signature Golf: Katastrophe im Linkscourse-Design

Jede Runde ist die etwa vierstündige Momentaufnahme eines Platzes, die von vielen Faktoren abhängt. Ich versuche immer, fair zu sein, egal wie mein Spiel ist. Oder das Wetter. Diesmal aber muss ich leider sagen: Alhama ist im derzeitigen Zustand das Schlimmste, was ich je gespielt habe. Das hat der als Linkscourse designte Platz nicht verdient.

Der Regen ist vorbei, ich kurve wieder einmal durch ein riesiges Resort mit zig Kreisverkehren. Diesmal war die Security am Eingang besonders streng, ich musste mich ausweisen und wurde samt Fahrzeugkennzeichen registriert, lange Schlange hinter mir. Den Weg zum Parkplatz (den gibt es hier tatsächlich) weist eine bedruckte Plastikplane. Das Clubhaus stellt sich als Container mit Terrasse davor heraus, ist aber charmant und sehr modern gemacht. Freundlichste Begrüßung. e-Trolley leider nein.

Südlich der spanischen Stadt Murcia (Flughafen Alicante) entstanden in meist landwirtschaftlich genutzter Gegend in den letzten 20 Jahren mehrere Resorts – ein Golfkurs mittendrin gehört marketingtechnisch offenbar zum guten Ton. Als Architekten für 6 Plätze hat man sich niemand Geringeren als Jack Nicklaus geholt. Also findet man innerhalb der Appartmentsiedlungen für ihn Typisches: Bahnen mit markanten Wellen, stark ondulierte und meist erhöhte Grüns und vor allem Bunker, Bunker, Bunker. 

Besser legen – aber wo?

Es beginnt das übliche Jack Nicklaus-Spiel, diesmal gemeinsam mit einem sportlichen Finnen. Breite Wasteareas mit Grasbüscheln von den gelben Tees, Rot kommt erst danach. Gewellte Fairways, harter Boden, der nach zwei Tagen Regen gut befeuchtet ist, und große, stark gewellte, schnelle Grüns. Dazu natürlich riesige, tiefe Bunker, die mal das Fairway begrenzen wie auf der 2, mal als Bunkerkette querliegen und mal das Grün umsäumen – oder alles gleichzeitig. Der Zustand der Bunker ist in Alhama erschreckend. Ehemals weißer Sand, völlig ausgewaschen, die Ränder abgebrochen. Können zwei Regentage dermaßen viel Schaden anrichten?

Nach einem zickigen Par 3 führt der Kurs an einem Teich an der nördlichen Grundstücksgrenze entlang (dahinter: G’stettn, würden wir Wiener sagen, Müll, altes Eisen. Schade, dieser Teil wäre „Landschaft“, ansonsten die üblichen mehrstöckigen Appartmenthäuser) Auf dem Par 5 rollt mein Ball lang aus, landet aber immer auf braunem Erdboden. Besserlegen, ok. Aber wo? Die jetzt befeuchteten Kahlstellen sind praktisch überall. „Ist das hier immer so“, frage ich meinen Finnen. „Leider“, nickt er, „seit ein paar Jahren schon.“ Der Mann hat in ein Appartment im Resort investiert und verbringt hier mehrere Monate im Jahr. Fast tut er mir Leid.

Ewig schade um die tollen Bahnen!

Es wird nämlich nicht besser. Der Platzzustand ist – sieht man von den Abschlägen und Grüns ab – einfach katastrophal. Schaut euch die Fotos an. Und dabei ich habe mich bemüht, die Kreativität der Bahnen zu zeigen. Die sind nämlich spektakulär zum Teil. Nicklaus hat so etwas wie einen Linkscourse hier ins Nirwana gebaut, dazu passt auch der starke Wind, der uns jetzt um die Nase weht. Die herrliche 8 zum Beispiel, ein kurzes Bergauf-Par-4 mit verstecktem Grün rechts oben und links lockt das Fairway. Die 10 am nächsten Teich entlang, gewellt und mit Bunkern ab der Mitte. Das Par 3 der 11 retour, leider komplett braun, falls du vorlegen willst. Die 12 hängt stark nach links – Häuser, Kräne, Baustellen verschandeln die Optik ohnehin, die vielen Braunstelen tun das ihre dazu. Das Gleiche auf der 13. Der Finne nimmt das alles gelassen, ich bin entsetzt. Einen Platz in solchem Zustand habe ich noch nirgends gespielt. Ob Nicklaus sich den Kurs je ansieht?

Dabei: die 15 großartig, leicht nach rechts. Die 16 mit Hcp 1 sehr lang und bergauf, und am Ende siehst du auf dem Par 5 vor lauter Bunkern das Grün kaum. Das sanfte Par 3 der 17 mit Birdiechance, auf der ich mir ein Par erarbeite. Die 18 stark links zum Wasser hängend, ich schiebe den Trolley gegen den starken Wind bergauf. Der Finne verabschiedet sich freundlich. Armer Kerl, er muss in Alhama weiterspielen, während ich mich auf Nicklaus-Bahnen im Club Altentann bei Salzburg freuen kann.

Völlig entgeistert gehe ich ins Sekretariat und frage nach. Die Dame ist selbst erschüttert. Ob mir die Teeboxen und Grüns wenigstens gefallen hätten? Es liege nicht an den Greenkeepern, sondern an jahrelang fehlenden Investitionen. Anfang des Jahres habe es einen Besitzerwechsel gegeben, nun würde mehr Geld in den Platzzustand fließen. Man kann es wirklich hoffen.

Mein persönliches Fazit

Derzeit unspielbar. Angeblich wird ab Juni neu angesät, ab September 2025 soll der Platz wieder in gutem Zustand sein. Zumindest einen e-Trolley sollte man sich wegen der vielen Steigungen nehmen, den gibt es aber nicht. Clubhaus in einem Container, doch nicht ungemütlich.

www.alhamasignature.golf

Ich habe alle 6 Plätze des Jack Nicklaus Trails gespielt – mit sehr unterschiedlichen Erfahrungen.  Meine persönliche Wertung: 1. Hacienda Riquelme 2. El Valle  3. Saurines 4. La Torre  und dann mit ABSTAND 5. Alhama Signature (nach Verbesserung des Pflegezustandes) 6. Mar Menor

Container-Clubhaus nicht ohne Charme
Der übliche Teeshot von Gelb führt bei Nicklaus über Sand. Bahn 1, Par 4
Die 2 hat Hcp 2 und das völlig zu Recht (Par 4)
Par 3 à la Nicklaus: 142 von Gelb, 92 von Rot
Ds Par 5 der 4 führt am Teich entlang, hier der Rückblick vom Grün aus
Viel braunes Fairway leider auf der schönen 5 (Par 4)
Relativ steil bergauf führt das Par 4 der 6
150/131 Meter auf das Grün der 7 und am besten treffen. Rundum nichts als braune Erde
Was für eine herrliche Bahn, die 8! Links ist keine gute Idee – das Grün liegt rechts oben gut bunkerbewacht (Par 4)
Schiefe Optik am Ende der 9 (Par 5)
Am Teich entlang führt das Par 4 der 10. Ab der Mitte nichts als Bunker
Die 11 vom roten Tee aus 110 Meter übers Wasser, von Gelb 133. Par 3, klar. Legst du vor, liegt der Ball auf Erdboden
Trostloser Anblick, dabei könnte die 12 so schön sein…
Wenn wenigstens das Grün der 13 aus dem Braun leuchtet (Par 5)
Schaut einfacher aus, als sie ist die 14: das Par 4 hat doch eine gewisse Steigung
Akkurate, gepflegte Teeboxen, das muss man auch erwähnen. Hier auf der 15, Par 4
Da weint das Golferinnenherz: das Ende der 16 (Par 4, Hcp 1)
Die 17: sanftes Par 3 mit Birdiechance (Es wurde ein Par)
Stark nach links tendierende 18 (Par 4)