Greenfield Golf / Bük: die trügerische Idylle mit den langen Bahnen

Golfen in Ungarn: Etwa eineinhalb Stunden südöstlich von Wien liegt in völliger Abgeschiedenheit der kleine Ort Bük und daneben das Resort Greenfield Golf. Der Par-72-Kurs windet sich durch wunderschönen alten Baumbestand und verlangt einem alles ab. Nur merkt man das nicht sofort.

Bei Siegendorf geht es über die Grenze nach Ungarn, überraschend eine halbe Stunde lang auf schön ausgebauten Autostraßen (Vignette nicht vergessen!), ehe man nach Sopron auf die erwarteten holprigen Landstraßen trifft. Mit der Erwartung ist es so eine Sache. Ungarn war für uns Wiener:innen lange Zeit „Ostblock“, und Ungarn in Verbindung mit Golf fremdelt noch etwas. Ungerechter Weise, wie sich herausstellen sollte. Mitten im Nirgendwo, zwischen den jetzt im Mai leuchtend gelben Rapsfeldern biegt man bei Bük ab. Lange Einfahrt, großer Parkplatz vor dem gleichnamigen Hotel Greenfield. Mach nicht den Fehler und gehe an 1 und 18 vorbei zum Clubhaus – das ist nämlich geschlossen. Die Golfrezeption befindet sich direkt im Hotel.

Blinde 3 und eine 180-Grad-Bahn

Die 1 ist einmal das erste Dogleg und verläuft nach dem Knie s-förmig Richtung kleinem Grün. Fairways und Schnitt sind ausgezeichnet, das Grün flott und spurtreu. Beides soll den ganzen Platz über so bleiben. Durch hohe Bäume führt der Weg schattig zur 2, mitten im Laubwald. Das Par 3 ist schnell erledigt, ehe man am Tee der 3 steht, der schwierigsten Bahn. Abschlag durch eine schmale Schneise und ab dann sieht man praktisch gar nichts. Komplett eben alles, durchsetzt von unzähligen gelben und ein paar roten Pflöcken. Mir hilft wenigstens die Golfuhr, an Platzübersichten fehlt es leider gänzlich. Keine Pläne an den Abschlägen. Also überspielen wir blind einen querenden Bach und treffen auf gut Glück das Halbinselgrün am Teich – oder auch nicht. Die 4 ist beileibe keine Erholung. Wir winken freundlich dem Flight auf dem Grün links über den Teich, ehe wir erkennen, dass das UNSER Grün ist. Das Par 5 verläuft etwa zur Hälfte in eine Richtung, um dann um 180 Grad zu drehen, zurück durch Bunkerlandschaften auf ein winziges, erhöhtes Grün. Oder wie es Golffreund J. ausdrückte: „Da spielst im Kreis.“

So idyllisch der Platz wirkt, mit seinen Bäumen, der Vogelgezwitscher-Ruhe und dem vielen Wasser – er ist es beileibe nicht. Sehr viele Bahnen sind Doglegs, die Bunker nicht zahlreich, aber strategisch immer im Weg, die Löcher wirklich lang und die Grüns oft erhöht und nicht allzu groß. Sehr schön liegt das Par 3 der 7 mit einem böse abfallenden Halbinselgrün und die 8 am großen Teich entlang. Die 9 endlich breit vom Tee, am Ende dann aber schmal durch seitliche, tiefe Bunker und Hügel. Das Par 4 der 10 abermals verräterisch breit, ehe du im Knie des Doglegs sehr genau überlegen musst, wie du den Schlag aufs Grün (oder in seine Richtung) anlegst. Hübsch drapierte Bunkerlandschaften und ein allerliebster Baum dazwischen machen uns allen das Leben schwer.

Hügelketten aus Gras und Bäume in allen Varianten

Greenfield Golf überrascht mich. Mit derart abwechslungsreichen, spannenden Bahnen in einem derart guten Pflegezustand hatte ich nicht gerechnet! Die Herausforderungen auf den Back Nine werden nicht weniger, zusätzlich wird es jetzt richtig warm. Wir kommen ordentlich ins Schwitzen auf den sehr langen, gekrümmten Bahnen, die scheinbar eben, aber immer wieder von Senken oder Hügeln durchsetzt sind. Stramm stehen linkerhand hohe Bäume auf der 12, die aber weniger stören als ein einzelner Baum in der Mitte oder die Grashügelkette vor dem Grün. Oder die 14: Abkürzen über das Knie nach links möglich, doch dann schmal und bergauf auf ein handtuchgroßes Grün neben dem Teich. Die grüne Hölle am Tee der 16, wo man die Bahn vor lauter Bäumen nicht sieht, die sich auch noch nach rechts dreht und auf einem winzigen, bunkerbewachten, erhöhten Grün endet. Die 308/271 Meter haben Hcp 2. Die grandiose 17, bei der ein Baum dem Teeshot deutlich im Weg steht, und die am Ende mit Teich links und Bäumen rechts verdammt schmal wird. Ein wenig traurig, die schöne 18 zurück zu einem Clubhaus, das geschlossen ist.

Den Drink nach der Runde ersparen sich die meisten unserer neunköpfigen Gruppe. Die Terrasse im Hotel ist nicht wirklich einladend, der Service ein wenig lahm. Da fahren wir lieber weiter nach Zala Springs!

Mein ganz persönliches Fazit

Sehr schöner Parklandkurs mit altem Baumbestand, nicht gerade leicht zu spielen. Ideal für einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Zala Springs. Der Erwerb eines Birdie Books empfiehlt sich – es gibt keinerlei Bahnübersichten auf der Runde. Clubhaus leider geschlossen, Sekretariat im Hotel am Platz. Gastro nicht unbedingt der Burner, aber man kriegt Getränke und Snacks, auch auf der wenig inspirierten Terrasse, wenn man fragt.

www.greenfieldgolf.hu

Etwa 1 Stunde von Bük entfernt liegt Zala Springs, ein hervorragendes Golfresort, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet! Demnächst mehr.

In der Mitte der 1 wird’s schmal (Par 4)
Herrliches Wald-Par 3 mit 133/114 Metern, die 2
Die schwierigste Bahn: die 3 beginnt schon schmal, ab der Mitte quert ein Bach und das Grün liegt halbinselförmig im Teich. Und man sieht: nichts außer Pflöcke.
„Da spielst im Kreis“, Bahn 4: auf dem Foto von links nach rechts zu spielen, das Grün ist vis-à-vis, 180 Grad retour…
… und das Ende des 434/370 Meter langen Par 5 sieht so aus.
Kniffliges Dogleg, das Par 5 der 6
124/82 Meter auf das tricky Grün der 7
Teeshot links halten, später dreht die 8 nach rechts (Par 4)
Nahezu perfekte Grüns
Die 9 beginnt offen und breit, endet aber schmal (Par 4)
Nach dem Knie des Doglegs sollte der Schlag Richtung Grün auf der 10 gut überlegt sein (und gelingen). Par 4
Einschränkungen am Beginn – später eine Hügelkette vor dem Grün: das Par 5 der 12
Ballfressende Senke, uneinsehbar von hinten: die 13 (Par 4)
Wieder ein Dogleg mit schmalem Ende und erhöhtem Grün: das Par 4 der 14
106/92 Meter hat man auf der 15 bis zum Grün. Kein Problem, oder?
Schmäler geht’s kaum: waldiger Beginn der 16, am Ende ein kleines, erhöhtes Grün (Par 4, Hcp 2)
Vorsicht beim Teeshot auf der 17 – der Baum steht deutlich im Weg…
… und danach bleibt es schwierig auf dem Par 5.
Leider geschlossen: das hübsche Clubhaus neben dem Grün der 18

 

3 Kommentare zu „Greenfield Golf / Bük: die trügerische Idylle mit den langen Bahnen

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