Wir haben geklagt, gehofft, gejammert, getobt, gedroht, wir Golfer. Auf Social Media ging es rund, weil wir dank Corona fast sieben lange Wochen nicht auf die Golfplätze durften. Ab 1. Mai dann endlich doch, und jetzt betreten wir die Clubhäuser mit Masken, greifen die Flaggstöcke nicht an und dürfen im Bunker straflos besserlegen. Trotzdem finde ich: Golfen ist jetzt ganz besonders schön.
Seit Corona bin ich wählerisch. Ich habe mir genau gemerkt, wer während des Shutdowns durch die Golfseiten auf Social Media gepflügt ist, als gäbe es kein Morgen. Nein, ich mag sie nicht im Flight haben, die Besserwisser, Verschwörungstheoretiker, Egoisten, Baumarktvergleicher, die alle Andersdenkenden verbal attackiert haben in dieser Zeit. Die allen Ernstes direkt im Sportministerium angerufen und dortselbst die Öffnung der Golfplätze verlangt haben, oder jene, die von den ohnehin gebeutelten Clubs ihre Jahresspielgebühr zurückhaben wollten wegen ein paar Wochen Platzsperre. Ich gebe zu: Ich hab‘ mich ein bissl geniert für uns und gehofft, dass unser Image in der nichtgolfenden Öffentlichkeit nicht noch mehr leidet. Schuld an der ganzen Misere: das Virus natürlich und – prachtvolles Frühlingswetter über Wochen. Hätten wir die üblichen kalten, regnerischen Frühlingstage gehabt wie jedes Jahr, alles wäre leichter gewesen. So aber wuchsen Sehnsucht und Unmut gleichermaßen. Sind wir Golfer wirklich solche Egoisten? Haben wir tatsächlich „keine anderen Sorgen“ als mitten in einer Krise und auch jetzt noch nur an Fairways und Greens und Scores zu denken?
4 Seiten Corona-Reglement
Doch, haben wir sicher. Jeder auf seine Weise. Aber es hilft, vier Stunden lang konzentriert einen kleinen weißen Ball in die richtige Richtung zu schlagen. Es lenkt ab von der Angst, es macht den Kopf frei und stärkt das Immunsystem. Und es macht Spaß. Nach vielen Wochen, in denen ich zuhause festsaß und bekümmert die Nachrichten verfolgte, war es ein unglaublich schönes Gefühl, am 1. Mai wieder auf dem Abschlag zu stehen. Ja, wir müssen uns an strenge Auflagen halten. Mein Heimatclub hat ein vierseitiges Mail mit Covid-19-Regeln verschickt. Aber was soll’s. Abstand halten wir auf dem Platz ohnehin, die Fahne bleibt stecken und dass man die Bälle straflos aus dem Bunker legen kann, finde ich jetzt nicht gar so schlimm. Masken trägt man nur im Clubhaus und kann trotzdem das ganz außerordentliche Lächeln der Leute in den Sekretariaten erkennen, die sich freuen, dass wir wieder da sind und endlich doch gespielt wird. Traurig anzusehen sind nur die geschlossenen Restaurants in den Clubhäusern, nach der Runde fehlen die Drinks auf sonnigen Terrassen. Hoffen wir, dass alle durchhalten und essen wir nach den Runden ab 15. Mai dafür auch eine Kleinigkeit und lassen die Restaurantpächter hoch leben.
Plätze jetzt besonders schön
Ich bin ja momentan noch fern des Heimatclubs nahe Wien, befinde mich immer noch im oberösterreichischen Mühlviertel, weil wir uns hier derweil noch sicherer fühlen als in der Großstadt. Mein Angolfen nach der Coronasperre fand daher daher in Weitra statt, dann folgte Ernegg und erst eine Woche nach der Öffnung spielte ich „zuhause“ in Himberg. Da wie dort sind die Plätze jetzt außerordentlich gut in Schuss, haben die Greenkeeper wochenlang ganze Arbeit geleistet und auch der Mairegen, der (ein wenig boshaft) pünktlich zur Öffnung der Plätze in Österreich einsetzte, hat den Wiesen nach wochenlanger Trockenheit gut getan.
Also, Leute, lasst uns zufrieden spielen, vergessen wir die Corona-Diskussionen eine Weile, akzeptieren wir die Auflagen, wie sie nun eben sind. Genießen wir unseren Lieblingssport, planen wir unsere Urlaube im schönen Österreich, lernen wir neue Plätze kennen und unterstützen wir die Clubs, indem wir bei den Greenfees heuer kein bisschen feilschen. In diesem Sinne: Passt auf euch auf, Ihr Lieben, bis bald irgendwo da draußen auf dem Fairway!




seht schöner Artikel und trifft alles auf den Punkt, freue mich auf eine Runde mit dir!
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Gleichfalls!
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