Immer, wenn ich zum Golfen an die Algarve flog, rieten mir GolferInnen mit glänzenden Augen, doch unbedingt einmal Monte Rei zu spielen. In der ersten Märzwoche 2020, als Corona uns alle noch nicht zuhause festhielt, war es soweit. Nur zehn Tage vor dem Shutdown in Österreich fuhren wir unbekümmert mit dem Taxi etwa 20 Minuten durch gelbblühende Felder von Quinta da Ria hinauf in die Berge und freuten uns auf eine Golfrunde, von der wir uns viel erwarteten.
Auch Monte Rei liegt ganz nahe an der Grenze zu Spanien, etwas abgelegener als Quinta do Vale und auch nicht stark verbaut, sieht man von weißleuchtenden noch leerstehenden Appartmenthäusern ab, die sich leider auch hier um das Clubhaus zu scharen beginnen. Unser Taxi hielt im mondänen Innenhof des hocheleganten Anlage, unsere Bags verschwanden sofort in den Händen des livrierten Caddy Masters und fanden sich später wieder auf unseren Carts. Im Sekretariat empfing man uns überraschender Weise etwas unterkühlt, im Stakkato vorgetragene Infos zum Platz inklusive. Freundlich geht anders, aber wir tippten brav unsere Name in Tablets, die, so erfuhren wir erst auf Nachfrage, später für personalisierte Souvenir-Baganhänger benötigt würden. Zwei Minuten später stehe ich am Rande eines Schwächeanfalls, weil ich 28 Euro von meiner Kreditkarte einziehen lasse: für 3 (in Worten drei) Logobälle! Die mit Abstand teuersten bisher, aber so ein Monte Rei-Ball macht in meiner Ballsammlung schließlich was her. Und weil wir gerade bei den Preisen sind: Wir hatten unsere Greenfees Monate vorher vom Reiseveranstalter reservieren lassen und bezahlten 170 Euro Vorsaisonpreis inkl. halbes Cart, ab Mitte März kostet das Ganze 220 Euro. Pro Person. Das muss man wissen, ehe man den Platz spielt. Wert ist er es meiner Meinung nach allemal, aber auch das ist ja oft Geschmacksache.
Titleist-Rangebälle – what else
Wir erwarteten also Luxus pur. Ein Kaffee auf der stilvollen Clubhausterrasse, die man über dicke Teppiche in englisch möblierte Gasträumen betritt, ging sich vor dem Start noch aus. Der Kellner hielt unsere Entscheidung für einen vormittäglichen Capucchino für eine „wonderful choice“ und war auch sonst äußerst bemüht um unser Wohl. Später fanden wir unsere Bags auf den Carts im Hof unter Orangenbäumen wieder und fuhren damit durch akkurat gepflanzte Zypressen-Alleen zur Driving Range. Die ist schon mal landschaftlich beeindruckend, außerdem aber auch, weil man hier nichts Geringeres als Titleist Rangebälle in die Gegend pfeffert. Kurzes Spiel kann man dort auch wunderbar trainieren und das Übungsgrün ließ hinsichtlich Speed Schlimmes erahnen.
Der kühle, böeige Wind, der uns schon auf der Range gehörig um die Ohren blies, sollte die ganze Runde über anhalten und das Spiel nicht gerade erleichtern. Als wäre Monte Rei nicht ohnehin schon schwierig genug. Designer Jack Nicklaus hat sich allerhand überlegt und vor allem an weitläufigen Bunkerlandschaften nicht gespart, die Bahnen aber sehr schön, wenn auch tricky in die hügelige Landschaft integriert. Es geht bergab und bergauf, durch schmale Täler, an Teichen entlang oder drüber, und immer wieder bieten sich schöne Blicke auf die Berge im Hinterland oder das Meer in der Ferne.
Scheinbar einsam – immer besonders
Allzu lang in die Gegend schauen sollte man aber nicht, Konzentration ist gefragt. Schon von Tee 1 geht es stark bergab, nach der Kurve hängt das Fairway nach links und das Grün liegt irgendwo weit weg erhöht. Wasser schon auf den nächsten Bahnen, allerdings seitlich und gut vermeidbar, die 4 geht bergauf mit starkem Gegenwind, klar. Die 5 wieder bergab und so weiter. Wer ebenes Gelände sucht, ist hier fehl am Platz, ich selbst mag ja gerade solche Plätze außerordentlich gerne. Es ist eine Freude, hier zu spielen, die Fairways sind in Top-Zustand, die Grüns ebenfalls, schnell wie erwartet und zuweilen ziemlich onduliert. Fast nie sieht man eine der anderen Bahnen oder gar andere Flights, spielt scheinbar immer alleine in grünen Tälern, oft mit blühendem Ginster rundum. Besonders spektakulär wie so oft die Par 3. Vor allem auf der 9 sieht man vom Abschlag aus eigentlich nur einen – zugegeben wunderbar designten – Riesenbunker rund ums Grün. Dazu kommt der Wind seitlich, weht meinen Ball vom Tee und will dann in die Schlagplanung einbezogen werden wie so oft heute. Auf der 11 geht es vom Abschlag aus über ein Wäldchen aus Pinien, auf der 12 können Longhitter vom Abschlag aus angeblich das Grün hinter dem Wasser attackieren. Sehr ambitioniert notiert im Birdiebook, wir spielten eher konservativ. Von oben herab geht es auf der 13 zum winzigen Halbinselgrün. Schwieriger als sie anfangs aussieht, ist die 15 zu spielen, die breit anfängt und schmal endet. Ein Highlight spielerisch wie optisch die 16, ein Par 5 bergauf, bei dem vor dem Grün 100 % der Bälle unseres Dreierflights in einem der Bunker landeten.
Personalisiertes Bag Tag
Auf der 18 spielt man zurück zum Clubhaus, leider auch an den anfangs erwähnten neuen weißen Appartement-Neubauten vorbei. Einmal noch über das Wasser auf das genau zu diesem hängenden Grün, und sofort nach dem Handschlag (ja, das durfte man damals noch), wartet der Caddymaster tatsächlich mit den hübschen Bag Tags samt eingraviertem Namen auf dich. Wir ließen dann bei einem Gin Tonic auf der Terrasse den Tag Revue passieren, während unsere Schläger geputzt und die Bags ins Taxi geladen wurden. Samt Cart und trotz zügigen Spiels hatte unsere Runde an die fünf Stunden gedauert, aber wir fanden unisono: Ja, der Platz kostet ein Schweinegeld, aber Monte Rei ist es wert, „unbedingt einmal gespielt“ zu werden.













