GC Zillertal-Uderns: junger Tiroler ohne große Ecken und Kanten mit schönem Bergpanorama

Das Schwierigste im Zillertal ist, dass man eine freie Startzeit ergattert und die stauanfällige Anfahrt, für die man genügend Zeit einplanen sollte. Hat man Uderns einmal erreicht, findet man einen Par-71-Championshipplatz vor, der für alle Spielstärken gut zu meistern ist. Wer einen schlechten Tag hat, ergötzt sich immerhin am wunderbaren Alpenpanorama. 

Keine Tiroler Golfwerbung ohne die spektakulären Fotos von Hotelterrasse und Teich und Grüns des Golfplatzes in Uderns. 2014 haben sich die Zillertaler Tourismuszampanos, die bis dahin in Achensee spielen „mussten“, endlich ihren eigenen Golfplatz im Tal verwirklicht und das Angebot durch den Bau eines 4*-Resorts direkt am Platz sinnvoll abgerundet. Ich war schon lange neugierig auf den Platz, der seit seinem Bestehen zu den österreichischen Leading Courses zählt, habe dem Neuling allerdings Zeit zum „Anwachsen“ gegeben.

An einem Frühherbsttag bei strahlendem Sonnenschein kurve ich also in die Tiefgarage des Hotels Sportresidenz Zillertal, das gleichzeitig das Clubhaus für den Platz ist. Der Weg zur Golfrezeption führt tatsächlich samt Trolley über den Hotellift und man landet im kühl-dunkelholzig-sachlich designten Hotel. Ich vertreibe mir die Zeit zum Abschlag mit einem Besuch des ausgezeichnet sortierten Proshops (Golfschuhe!), der Josef Stock gehört, dem Bruder von Olympiasieger Leonhard Stock. Einen Logoball für meine Sammlung gibt es leider nicht (Brexit), den könne man mir aber nachschicken.

Teppichfairways und breite Bahnen

An den Frühstücksbuffet-Hausgästen vorbei gehe ich zur Terrasse, weil ich unbedingt den berühmten Blick auf Teich und Grün der 9 sehen will. Der ist wirklich großartig und ich beobachte in Ruhe die hereinkommenden Flights, während ich vergeblich auf einen Kaffee warte, den ich gern bestellt hätte. Dann also nicht, auf zum ersten Abschlag und vorher ein paar Bälle im wirklich tollen Kurzspielbereich geübt, der darauf wirklich Lust macht. Das Puttinggreen verheißt mir heute nicht allzu schnelle Grüns, was ja Sinn macht auf einem hochfrequentierten Platz für Golftourist:innen aller Spielstärken. Wir sind zu viert im Flight, drei Deutsche und ich, die anderen fahren Cart.

Das man hier allerdings wirklich nicht braucht. Das Gelände steigt ab und zu sanft an, ab und zu spielt man von erhöhten Abschlägen abwärts, aber das war’s dann auch schon. Die Fairways sind meist gerade und teppichartig gemäht, die Bahnen zum Teil wirklich breit, der Boden ist hart und trocken, was uns allen einen schönen langen Roll beschert. Nach dem Dogleg der 1 kommen mit Bahn 2 und 4 gleich die Par 3 der ersten Neun. Beide führen über einen Teich, speziell auf der 4 muss der Schläger mit Bedacht gewählt werden. Viel Platz ist da rund um das Grün nicht. Ein mutiger Mensch hat sein Haus genau dahinter gebaut, sicherheitshalber die Terrasse dann aber doch auf die andere Seite ausgerichtet…

Die Par 4 der 5 und 6 biegen sich leicht, knifflig wird es erst durch gut platzierte Bunker mit feinem Sand vor den Grüns. Ab der 7 wird der Platz noch breiter und die nächsten beiden Bahnen laufen schnurgerade. Etwas, das ich nicht so gern mag. Dafür dann der erwartete Thrill auf der 9. Die Herren im Flight wählen sorgfältig den Landepunkt für den Abschlag, damit beim nächsten Schlag die Sicht auf das Grün nicht verstellt ist. Für mich geht es noch mit einem 2. Schlag an den Bäumen vorbei vor das Wasser und erst dann auf das Inselgrün, das auch aus Spielersicht spektakulär aussieht.

Leichte Designlangeweile auf den zweiten Neun

Die zweiten Neun liegen etwas ebener, dafür auch deutlich freier und dadurch windiger. Die 11 gefällt mir, mit leicht erhöhtem Abschlag über einen Bach am Wasser rechts vorbei. Nun ist der Baumbestand am Platz generell nicht riesig, alles Neugepflanzte braucht noch ein paar Jahre, ehe es die Bahnen (auch optisch) einengt oder Schatten spendet. Wo allerdings schon ältere Bäume stehen, sind sie garantiert im Weg. Das war auf der 9 so und ist auch auf der 11 vor dem Grün so. Schön dann das sanfte Dogleg der 13 mit einer anfangs wüst aussehenden Bunkerlandschaft, die man aber gut aus dem Spiel lassen kann. Eine richtige Gemeinheit ist die 15 mit unentschlossenem Layout, blinden Schlägen und einem ballfressenden, diagonal verlaufenden, von hohen Büschen umgebenen Wassergraben, der uns allen zu schaffen macht. Bei den Par 3, der 12 und der 14, sind dem Tiroler Platzdesigner wohl ein wenig die Ideen ausgegangen – sie sind von keinem Tee aus spielerisch wie optisch eine wirkliche Offenbarung. Markant dann erst die 18 leicht bergab zurück Richtung Hotel, das Grün weniger knifflig anzuspielen, nur zu lang ist nicht gut, denn dahinter liegen Bunker. 

Meine Flightpartner wohnen allesamt im Hotel am Platz und begleiten mich auf die Terrasse, wo ich jetzt auch mein Getränk bekomme. So imposant der Ausblick hier ist, so gestylt alles wirkt – für ein gemütliches Clubhaus fehlt die Wärme. Vielleicht empfinde ich das aber nur so, weil ich kein Hotelgast bin.

Penible Abrechnung

Die Tüchtigkeit der Zillertaler:innen in Geldangelegenheiten wird viel zitiert, auch von den Tiroler:innen selbst. Ich jedenfalls bekomme ein wenig später nach neuerlicher Bestellung meinen Logoball tatsächlich zugeschickt – mit Zahlschein: 3 Euro der Ball + 6 Euro Porto. Einer der teuersten Bälle meiner Sammlung, bei einem Greenfee von 110 Euro. Die Wärme fehlt. Auch hier.

PS. Vor ein paar Tagen treffe ich zufällig beim Hillinger in der Wiener Innenstadt auf eine fröhliche Gruppe Tiroler, allesamt auf Golfbesuch rund um Wien. Josef und Leonhard Stock und ein paar Tourismuschefs sind mit von der Partie und wir kommen ins Plaudern und Golfplatzschwärmen. Kritische Anmerkungen behalte ich für mich: Die Leute sind begeistert und brennen für das, was sie tun und das ist doch sehr schön.

www.golf-zillertal.at

Von der Garage zu Tee 1. Ich fuhr mit dem Trolley im Aufzug…
Das ist er, der berühmte Blick von der Clubhaus-/Hotelterrasse auf das Grün der 9
Erstmals St. Pankraz im Hintergrund auf der 1 (Par 4)
Das schönste Par 3 am Platz: die 2
Knifflig: das Par 3 der 4
Topgepflegt, hier am Grün der 6
Gerade mal lang, die 7 (par 4)
Auf der 9 – die Terrasse sieht zu!
Bahn 11: schönes Dogleg mit Wasser
Schaut schlimmer aus, als sie ist, die 13
Langweilig, das Par 3 der 14
Etwas „unentschlossenes“ Layout auf der 15. Blind, Wasser, Graben etc.
Die 18 zurück zum Clubhaus
Angeblich viel zu kalt zum Baden – optisch aber toll. Im Hintergrund die 9, vorne rechts das Grün der 18 am Teich

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