Fontana Golf nach dem großen Umbau: nach wie vor top, aber früher war mehr Flair

Fontana ist einer jener Plätze in Österreich, der am meisten polarisiert. „Zu amerikanisch“, sagen die Einen, „bester Platz ever“, die Anderen, viele halten ihn für „einfach zu teuer“, manche meinen, er sei „jeden Cent wert“. Ich gehöre zu jenen, die Fontana immer außergewöhnlich gefunden haben. Jetzt, nach dem großen Umbau, begab ich mich neugierig auf die Runde, um zu sehen, ob es das noch ist.

Allein die Tatsache, dass jemand das Routing eines bestehenden Golfplatzes komplett umbaut, einige Löcher streicht und dafür an anderer Stelle wieder dazu baut, weil er mehr Grund für lukrative Villenneubauten braucht, sorgte in den letzten Jahren für Aufregung an den Clubhaustischen Österreichs. An die sieben Millionen Euro sollen in den Platzumbau von Fontana Golf investiert worden sein, hört man. Der Platz war auch während der Arbeiten großteils bespielbar. Viele beklagten das neue Routing, das nicht nur ungewohnt, sondern auch mühsamer geworden sei. Ich habe während des Umbaus gar nicht in Fontana gespielt, dafür war mir das Greenfee von 190 Euro dann doch zu hoch. Aber jetzt.

Ein strahlender Mittwochvormittag. Der Parkplatz ist fast leer, das Clubhaus grandios-kitschig wie immer, im Sekretariat ist man freundlich wie eh und je. Ich bin früh dran, spiele einen Korb Bälle auf der imposanten Driving Range und möchte dann bei einem Capucchino auf der wunderbaren Terrasse mit Seeblick auf meine Freundin warten, was aber nicht geht. Das Warten schon – der Kaffee „leider nein“. Restaurant erst ab 11 Uhr, die Kaffeemaschine kann niemand bedienen. Für nach der Runde sollten wir aber sicherheitshalber einen Tisch reservieren, was wir auch tun.

Nichts wird uns davon abhalten, den Tag zu genießen, der Blick vom neuen Tee 1 (früher 10) ist grandios wie immer, das gewellte Fairway raspelkurz, was ich so mag, weil die Bälle endlos ausrollen. Auf die 2 ist man nach dem Umbau besonders stolz, ein wenig wie die 13 in Augusta soll es hier einmal werden. Anstelle der Stege gibt es nun steinerne Brücken, hinter dem Grün malerische Bunker und rechts neben dem Grün erfreulich mehr Platz. Ob hier tatsächlich auch Azaleen gepflanzt wurden, kann ich nicht erkennen, weil ich meine ganze Konzentration für das Spiel brauche.

Die neuen Bahnen brauchen wohl noch Zeit

Die 3 kommt mir noch bekannt vor, den Weg zur 4 finden wir nur anhand des ausgedruckten A4-Zettels, den man uns gegeben hat. Und dann wird es ein wenig traurig. Die 4 ist ein praktisch schnurgerades Par 4 entlang einer ebenfalls schnurgeraden (lauten) Straße, von der uns nur ein Drahtzaun trennt. Den frisch angepflanzten Bäumchen am rechten Rand muss man Zeit geben, das ist klar. Vielleicht tragen sie in ein paar Jahren auch optisch dazu bei, dass die Bahn – die an sich ein linkscourseartiges, wunderschön hochwelliges Fairway hat – etwas gefälliger wird. Öde und kahl das Par 3 der 5, bei dem man etwas ratlos halt aufs Grün spielt oder davor. Unscheinbar die 6 entlang der Grundstücksgrenze und dann die 7 wieder retour, Wasser links. 

Vertrautes dann erst wieder auf der 9, die die 9 geblieben ist. Das Par 5 leicht bergauf mit der eindrucksvollen Bunkerlandschaft vor dem erhöht liegenden Grün. Wir meistern das eigentlich ganz gut bei dem Wind, der hier in der Gegend dazu gehört, und freuen uns auf die nette Halfway, an der jeder Flight einmal zehn Minuten Pause. Aber: Fehlanzeige. Hier ist alles verwaist, niemand da, schon gar keine Leckereien wie früher hübsch in Vitrinen drapiert.

Linkscoursefeeling

Richtige Golfer:innen ernähren sich ohnehin nur von Traubenzucker und Bananen, die wir auf dem Weg zur 10 verzehren, den Blick zum mondänen Clubhaus inklusive. Auf der 11 endlich etwas Grün hinter dem Grün, ein Stück Wäldchen hat man doch belassen. Aber hej, wir sind hier auf einem linkskursähnlichen Platz! Da stören keine Bäume, da spielt man auf die harten Fairways und wo immer der Ball landet, ist es gut. Rough muss ja nicht sein, denn das ist wirklich böse. So spielt man auch das eeeelendslange Par 5 der jetzigen 13 und dann die 14 wieder retour. Ich habe längst das „alte“ Routing aus meinem Kopf gestrichen und lasse mich auf das neue ein. Ehe ich etwas unrund werde, weil ich das wunderbare Par 3 der ehemaligen 4 vermisse, ist es als Bahn 15 auch schon da: und noch schöner als früher. Ich bin dermaßen entzückt, dass ich tatsächlich ein Birdie spiele. Die neue 16 ist die alte 2, nur schöner hergerichtet, und dann kommen endlich jene beiden Löcher, auf die man die ganze Runde in Fontana eigentlich immer wartet.

Highlights am Schluss

Die 17, die in meinen Augen ohnehin perfekt war, und für die Herren spektakulär zu spielen, wirkt entschärft und ist es auch. Ich habe das Gefühl, auf dem Par 3 ist deutlich mehr Platz jetzt und das Grün ist auch größer. Zur 18 hat man einen seltsamen Weg gebaut, aber wir finden auch den roten Abschlag noch. Wie immer grenzgenial im Bogen um den türkisen Teich Richtung Clubhaus. Etwas Vertrautes also doch.

Die Clubhausterrasse ist jetzt tatsächlich gut besucht, wir sind froh, unseren Tisch reserviert zu haben. Die Karte ist kreativ, gekocht wird hier ganz hervorragend, und der Service ist aufmerksam und freundlich. Den netten Caddymaster, der einem derweil hier früher gegen ein Trinkgeld die Schläger geputzt hat, wie es in vielen teuren internationalen Clubs der Fall ist, gibt allerdings auch nicht mehr…

Da geht noch was

Die Wahrheit über „Fontana neu“? Ich habe den Platz immer gemocht und finde ihn nach wie vor einzigartig in Österreich. Amerikanisch, aufdringlich, kitschig, ja. Aber auch ein Topplatz, erstklassig gepflegt, mit (zum Teil langen) Bahnen, die aber auch für höhere Handicaps von den vorderen Tees ohne Frust zu spielen sind. Fontana ist eigentlich ganz einfach, das beweist auch das Rating, haha: Ich habe hier nur 2 Schläge vor (in Himberg/West sind es zum Beispiel 8!). Manchmal bekommt man hier eine bereits ausgefüllte Scorekarte mit einer Empfehlung für das Tee mit, das man mit seinem Handicap spielen soll, um Freude an der Runde zu haben.

Fontana ist auch teuer, ja. Ab 2022 wird das Greenfee 200 Euro kosten. Dafür müsste meiner Meinung nach alles aber noch deutlich perfekter werden. Vielleicht habe ich ja einen schlechten Tag erwischt, mag sein. In dieser Liga erwarte ich mir wie international üblich im Preis inkludierte Golfballpyramiden auf den Übungseinrichtungen, ein nettes Give Away beim Check in, jedenfalls aber ein ordentliches Birdiebook anstelle eines kopierten Zettels. Aber das kommt sicher noch. Es fehlt ein Platzservice mit Getränken und Snacks, eine geöffnete Halfwaystation, ein Restaurant mit kundenfreundlichen Öffnungszeiten und ein Caddymaster samt Service. Kann ja alles noch werden, und wenn die Bäume in den Himmel wachsen, hat Fontana bestimmt wieder sein einzigartiges Flair zurück. 

fontana.at

Was früher die 10 war, ist jetzt die 1. Genauso beeindruckend wie eh und je.
Wohl das am meisten veränderte Loch. Die 2 soll angeblich irgendwann so aussehen wie die 13 in Augusta.
Sehr neu und noch sehr kahl, die 4 neben der Straße. Aber das wellige Fairway finde ich toll!
Ein nicht allzu schweres Par 3, die neue 5, zumindest vom roten Tee aus.
Schlag auf das Grün der 7.
Vertraut: die 9 ist die 9 mit der wunderbaren Bunkerlandschaft vor dem hochliegenden Grün.
Verwaist: die nette Halfwaystation mit Kaffee und Kuchen gibt es nicht mehr. Zumindest nicht an diesem Mittwoch.
Dafür spielt man Fontana, oder nicht? Blick zurück auf das Clubhaus, ehe es zur neuen 10 (früher 1) geht.
Fairway, Bunker, Plateau, Bunker und dann erst das Grün. Tolles Design nach wie vor, das Par 5 der 13.
Alte Bahn, neu nummeriert: die 14 bietet nach wie vor sowas wie Atmosphäre.
Dieses tolle Par 3 hat man zum Glück behalten, jetzt Bahn 15.
Kommt geschniegelt daher, die 16 (früher 2)
Am Abschlag der 17. Deutlich mehr Platz rund um das Grün, das mir auch größer vorkommt als früher.
Blick vom Grün der 17, links die 18 mit dem Clubhaus. Imposanter Blick, darauf hat man 17 Löcher lang gewartet.

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