Irland, Teil 4: County Sligo Golf Club – dem Himmel so nah

Heute also County Sligo. Smarte 175,- Euro kostet das Greenfee hier wochentags, am Wochenende 20 Euro mehr, und das signalisiert: Das hier ist ein Platz, der seinen Status deutlich machen will. Dementsprechend hoch sind unsere Erwartungen. Schon das Clubhaus ist dann auch ein wenig mondäner als die bisherigen, würde aber bei uns in Österreich bestenfalls unter mittelmäßig rangieren. Das fällt generell auf hier: Clubhäuser sind dazu da, nach dem Golfspiel einen windgeschützten warmen Platz zu bieten, wo man ein Cider oder ein Guinness trinken und über die Runde fachsimpeln kann, nicht mehr und nicht weniger. Terrassen – Fehlanzeige. Draußensitzen will hier niemand, auch nicht an diesem wunderbar sonnigen Tag mit 20 Grad.

Was soll ich sagen: Sligo erfüllt nicht nur unsere Erwartungen, der Platz übertrifft sie. Von der Qualität und dem Design her, aber auch von Landschaft und Licht. Schon nach den ersten paar Löchern wird klar: Nirgends sonst gibt es so viel herrlichen Himmel und nirgends sonst scheint er so nah. 360-Grad-Ausblicke sind hier fast normal. Zum Land hin liegen einige Tafelberge, die Kapstadt vor Neid erblassen lassen würden. Auf der anderen Seite das Meer, tiefblau und offenbar schon so warm, dass drin gebadet wird. Das Gelächter der Jugendlichen dringt bis hierher in die Dünen, gestört fühlt sich aber niemand.

Nur scheinbar viel Platz

Ja, Dünen und Gras auch hier natürlich, aber alles kultivierter, feiner, geplanter. Die Spielbahnen sind einfach grandios, aber nur scheinbar breit. Das Rough ist genauso böse wie in Carne oder Strandhill, schaut nur netter aus. Vor allem die Bälle der Longhitter im Flight verschwinden dort zuweilen unwiederbringlich. Als Ausgleich findet man verlorene fremde Bälle. Die Grüns sind angenehm, was die Geschwindigkeit betrifft, aber zumeist stark onduliert. Oder sie liegen erhöht mit steil abfallender Böschung und wehe dir, du hast ein Eisen zu kurz gewählt. Der Ball rollt dir praktisch wieder vor die Füße. (Loch 4, „Gan Gainemh“, Foto) Und, das habe ich bisher noch gar nicht erwähnt: Es gibt hier natürlich auch jene tiefen Topfbunker, die zu jedem Links Course gehören. Wer da drinnensteht, ist praktisch kaum mehr zu sehen, schier unüberwindlich wirken die Bunkerkanten. Und sind es manchmal dann auch. (Kein Wunder, dass hier gleich neben dem Clubhaus eifrig Topfbunkerspiel trainiert wird. Leider nicht von mir, ich „übe“ auf der Runde nach Anleitung des Pros …)

Kundenservice für sparsame Iren? 

Sligos erster Teil geht hinauf in die Dünenberge. Von dort spielt man wunderbar lange Bahnen bergab, immer auf das Meer zu. Der lange Roll auf den raspelkurz gemähten Fairways hilft. Später verläuft der Platz ein paar Bahnen auf Meeresniveau ehe er wieder ansteigt usw. usw. Spektakulär einige erhöhte  Par 3 mit winzigen Grüns, rechts Abhang, davor und links tiefe Bunker und dahinter Rough (mit Kühen auf der 9 „CastA Cold Eye“ – Foto!). Der Platz verläuft ziemlich bergauf und bergab, wir haben nichts mit, um die zurückgelegten Höhenmeter zu messen, aber es sind viele auf so einer Runde, nicht nur hier in Sligo. Merke: Dünen sind wie Berge, nur mehr Sand.

Die Bahnen in der Ebene sind keineswegs so erholsam, wie wir gehofft hatten, die Grüns werden hier von unzähligen Bunkern verteidigt. Erstmals kommt heute sogar  Wasser ins Spiel, wenn auch nur in schmalen Canyons. Klar, dass mein Ball auf der 7 „Ewing’s Profile“, in so einem tiefen Gewässer knapp vor dem Grün landet. Doch ich kriege ihn wieder. Sorgfältig gebaute Stufen führen hinunter zum „Ufer“ und dort liegt sogar eine Ballangel bereit. Wer die nicht benutzt, könnte auch alternativ die Leiter hinunter ins Wasser nehmen. Das nenn‘ ich Service! (Foto)

Spektakuläres Finish – sieht nur leider keiner 

Mehr als sonst macht uns hier der starke Wind zu schaffen, der auf jedem Loch irgendwie aus einer anderen Richtung zu kommen scheint, dafür sorgt das Platzlayout. Dafür treibt er die Wolken über uns und das macht spektakuläre Wechsel von Sonne und Schatten. An die unübersichtlich verlaufenden Bahnen, die unvermutet ein Dogleg bilden oder steil abtauchen, haben wir uns (fast) schon gewöhnt. Also finden wir auch die 17 „The Gallery“ toll, die nach der Linksbiegung steil bergauf verläuft, wo gaaaanz oben das nicht allzu große Grün liegt (Foto). Auf der 18 „Christy’s Farm“ geht es noch einmal zügig mit dem Driver über einen Riesengraben, der Ball passiert eine Kuppe und danach spielst du fast entrückt den nächsten Schlag bergab, der tatsächlich bis zum Grün rollt. Das wäre ein Spiel für die Clubhausterrasse – sieht aber hier niemand, denn, ich sagte es schon, dort sitzt ja keiner.

http://www.countysligogolfclub.com

Was für ein Par 3, die 9! Sehr knifflig verteidigtes Grün, auf dem du landen solltest. Alles andere ist – nunja – ein Problem.
Dem Himmel so nah.
Samtgrüne, raspelkurz gemähte Fairways und ein Traumblick
Die 4, ein Par 3: Niiiicht zu kurz sein, sonst rollt der Ball 30 Meter hinunter zurück
Ein Häuschen am Meer. Die Fahne ist links davon. Bis hierher braucht es nur 2 Schläge, so sehr geht es im Roll bergab. „Metal Man“, die 3, ein Par 5
Böse Bunker. Rein kommt man leicht, raus …
Leiter, Stiegen, Ballangel – Service am Wasser auf der 7 „Ewing’s Profile“
Nur die Wege zum nächsten Abschlag
„Mahon’s Burn“: perfekter geht’s nicht.
Die 17, The Gallery: Der Abschlag ist rechts am äußeren Bildrand.

 

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