Zugegeben, der Titel klingt wie ein alpenländischer Songtitel, aber mir war einfach danach. Morgendliche Runde am GC Mittersill, der neuerdings sperrig Golfclub Nationalpark Hohe Tauern heißt. Ich erwartete Bergpanorama und bekam tiefhängende Wolken, ich erwartete anstrengende Steil- und Schieflagen und spielte entspannt einen komplett ebenen Platz, ich erwartete einen feinen Golfplatz – und fand etwas vor, das es ganz selten gibt: einen Platz, bei dem einem eben richtig das Herz aufgeht.
Ich sag’s gleich: Bitte schaut euch in diesem Fall die Fotos auf der Club-Homepage an – dort scheint nämlich die Sonne, der Platz leuchtet förmlich und rundherum nix als herrliche Berge. Ich hingegen war frühmorgens unterwegs am Tag nach einem Regentag, tiefe Wolken hingen noch über dem Tal und versteckten das umgebende Panorama. Und trotzdem war die Stimmung am Platz ganz besonders schön – von Anfang an. Ich betrat das Clubhaus, das Sekretariat um 7:30 Uhr natürlich noch geschlossen. Trotzdem begrüßt mich freundlich Marshall Heinz, der mir mein Bag auf dem bestellten Trolley befestigt (ah, schau her!) und mich nach meiner Frage, wo denn Tee 1 sei, gleich dorthin begleitet. Unterwegs zeigt er mir die Tafel mit Platzübersicht am Caddyhaus: Wasser! Dauernd! Überall! Ein riesenlanger Bach, der sich durch den gesamten Platz zieht. Ich zähle besorgt die Bälle in meinem Bag, entspanne mich aber, als ich höre, man käme an der 9 ohnehin am Clubhaus vorbei…
Samt und sonders perfekt gepflegt
Ich bin zwischendurch sehr gern ganz allein auf der Runde, frühmorgens so wie heute, mit dem Gefühl: Der ganze Platz gehört nur mir. Wie immer gibt es aber auch kurz vor Acht schon Andere, die noch früher aufgestanden sind. Trotzdem absolute Ruhe. Vor mir grüner Samt, Fairways von jenem intensiven Grün, das das Auge besonders erfreut, akkurat gemäht mit sauberen Kanten zum Rough, die Grüns ebenmäßigst. Der Platz beginnt mit einem Par 4 zum Aufwärmen, geht auf der 2 dann aber gleich richtig los. Risiko oder Vorlegen – der Bach ist da, vor dem Grün. Und auch Heinz. Er kommt extra mit Cart und bringt mir einfach so ein Sackerl Lakeballs vorbei. (Unnötig, zu erwähnen, dass man die Bälle ohnehin dann nicht mehr braucht, wenn man ausreichend davon hat 😉
Die völlig ebenen Bahnen spielen sich wunderbar – auch nach dem starken Regen gestern. Exorbitante Längen muss man auf dem Par-70-Platz nicht unbedingt haben, eher geht es um bedachtes Spiel und gute Strategie. Die Fairways sind breit, das Rough ist moderat böse. Aufpassen muss man wegen so mancher listig platzierter Baumgruppe oder wegen der malerischen Heuschober, die auch mal beim Abschlag oder vor dem Grün mitten im Weg stehen. Der Bach ist immer da und zuweilen auch der eine oder andere Teich und das macht den Platz herausfordernd. Viel Vorgabe hat man nämlich auch nicht.
Spielen wie Hansi Hinterseer
Auf der 9 strengt man sich besser an, ihr Grün liegt wie versprochen vor dem Clubhaus und hinter einem Wasserhindernis, die 10 biegt dann als Dogleg praktisch 90 Grad nach rechts um die Ecke. Jetzt wird der Platz etwas offener, breiter, aber um nichts leichter. Teiche, großzügige Waste Areas, gleich drei Doglegs machen die Back Nine spannend und das bleibt so bis zum letzten Putt auf der Runde. Die 18 führt wieder direkt zum Clubhaus, ihr Inselgrün ist (nicht nur) scheinbar besonders schmal. Es kommt, wie es kommen muss, der erste Ball knapp im Wasser, der zweite dann im Bunker. Wenigstens rettet ein langer Putt, der schließlich fällt, noch einen Stableford-Punkt und meine Ehre.
Jetzt, endlich, kommt die Sonne heraus und ich genieße auf der Terrasse meinen obligaten Radler nach der Runde und den Blick von hier aus auf den Golfplatz. Auch viele der nachkommenden Flights haben auf der 18 ihre Mühe, wie ich sehe, und Heinz, der sich zu mir gesellt, erzählt mir, dass bei Turnieren sogar Wetten auf die Spieler und Spielerinnen abgeschlossen werden… Hansi Hinterseer (Songtitel, passt doch!) würde übrigens hier oft spielen und die Hosp Niki, der Stephan Eberharter und überhaupt viele Skisportler. Na, dann! Mittersill ist jedenfalls eine kleine Anfahrt wert: etwa eine halbe Stunde, wenn man in Zell am See untergebracht ist, und ziemlich genauso weit hat man von Kitzbühel aus.
Ich jedenfalls habe mein Golferinnen-Herz an Mittersill verloren, soviel ist klar. Die Stimmung hier, die völlige Ruhe, die Gastfreundschaft. Und nur 2 Bälle versenkt 😉 Das Sackerl Lakeballs gebe ich im freundlichen Sekretariat wieder zurück. Ballast unerwünscht, denn mein (nichtgolfender ) Mann holt mich mit dem Flitzer ab und wir fahren auf die Großglockner Hochalpenstraße, praktisch gleich um die Ecke, endlich über die Wolken hinaus…
golfclub-nationalpark-hohetauern.at










