Elsass – Kempferhof: Parcours magnifique in einer Au am Rhein

Wenn man nach einem Golfplatz fragt, den man im Elsass unbedingt gespielt haben muss, erhält man immer die Antwort: Kempferhof! Zu Recht. Der Parklandkurs in der Aulandschaft des Rheins unter hohen alten Bäumen mit sehr viel Wasser und anspruchsvollem Design fordert das Können und entzückt das Auge. 

Kempferhof liegt ideal, wenn man das Elsass erkunden will. Strassburg ist praktisch um die Ecke, in die wunderbare Stadt Colmar fährt man eine knappe Stunde und die elsässische Weinstraße liegt vor der Tür. Wir (mein nichtgolfender Mann und ich) hatten uns deshalb entschieden, im Hotel am Platz zu wohnen, schließlich bietet man hier das Gesamtpaket „Château & Golf“ an. Kempferhof gehört angeblich zu den 15 besten Parcours Kontinentaleuropas. Beim Abendessen auf der Clubterrasse bekomme ich einen ersten Eindruck: die 9 und die 18 liegen sanft gewellt und höchst elegant im Licht der untergehenden Sonne.

Wasserlandschaft mit Golfplatz

Meine Runde startet frühmorgens am nächsten Tag wegen der Augusthitze. Auf dem Weg zum 1. Abschlag liegt rechter Hand ein Inselgrün (jenes der 12, wie ich später feststellen werde), das gleich einen Vorgeschmack auf deren Gestaltung gibt: unerbittliche, holzverschalte vertikale Kanten nämlich. Mit mir am Abschlag steht ein älterer Elsässer, der wie die meisten hier ausgezeichnet Deutsch spricht. Nur das Wort für „mustique“ fällt ihm gerade nicht ein. Ich schließe aber messerscharf auf „Stechmücke“ angesichts des Sprays, den er vor dem Aufteen großzügig verwendet, und ahne mehrfach, was auf mich zukommt: eine herrliche Aulandschaft mit uralten Bäumen, dazwischen jede Menge großer und kleiner Teiche, Tümpel und Bäche – mit allem, was eben so dazugehört… 

Das Licht-/Schattenspiel zum Beispiel, das durch oft hohe Wellen und Hügel auf den Fairways noch verstärkt wird. Nach der 1 zum etwas breiteren Einstand folgt mit der 2 gleich das schwierigste Loch am Platz. Das Par 5 führt rechts am Wasser entlang und wird gegen Ende zu verdammt schmal. Aufgeteet und gespielt wird weiter zwischen hohen Pappeln, Birken und uralten Eichen, die die Bahnen nicht nur optisch beengen. Penibel gepflegt ist der Platz, die Grüns sind erstens sauschnell und liegen zweitens meist hinter oder gänzlich in Wasserhindernissen, in denen sich schon einmal niedliche Biber oder Bisamratten vergnügen.

(Augen)Weiden, feinsandige Bunker und Wellen

Auf der 7 (Par 3) geht es malerisch Richtung Château. Wer das Inselgrün verfehlt, findet sich in einer geradezu aberwitzigen Droppingzone wieder, die auf einem Hügel oberhalb des Grüns liegt, das wiederum zum Teich hin abfällt. Und dort: die Kante…, ihr wisst schon. Die 8 ist dafür lang, vor allem weil hier die Gelsen wüten. Auf der 9 gibt es klar einen Vorteil für die Damen. Während mein Flightpartner 150 Meter durch eine Schneise das Grün treffen sollte, habe ich nur 99 Meter am Wasser links entlang. Nur von der Terrasse schaut alles ganz einfach aus. 

Optisch eine Bahn schöner als die andere und spielerisch trotz aller Herausforderungen eine Freude! Die 10, zum Beispiel, seht euch das Foto an! Ab der 11 ändert der Platz den Charakter etwas, wird weiter, offener, dafür werden die feinsandigen flachen Bunker(landschaften) umso größer. Mit „Freu dich auf die 14“ verabschiedet sich mein Elsasser auf der 12, weil er noch einen Termin hat. Ich freue mich und komme an ein Par 3, das praktisch nur aus einem Riesenteich besteht. 164 Meter für die Herren heute auf das Grün, für mich 126 Meter. So viel Carry schaffe ich niemals, suche mir eine Landezone und finde keine. Wasser oder Wald, ich nehme Wald usw. – Strich.

Ein wenig an einen Linkscourse erinnern überraschender Weise die nächsten Bahnen. Bis zur 17 keine Bäume, dafür Wellen, Hügel und hohe Gräser, dazu kommen erhöhte Grüns. Traumhaft schön dann die 18 zurück zum Clubhaus. Wasser, Wellen und Hügel reflektieren noch einmal unterschiedlich das Licht, und es gibt wohl niemanden von den Platzgästen, der hier nach dem Abschlag nicht ein Foto macht. Dabei wird es zum Ende hin richtig schmal, Teich und Bunker fordern noch einmal Konzentration und einen möglichst präzisen zweiten Schlag.  

Es wird ausgebaut

Der Par 72-Platz begeistert mich hinsichtlich Layout, Landschaft, Licht und Pflegezustand wirklich so wie erwartet – das Resort hält das hohe Niveau derzeit noch nicht. Demnächst wird hier aber kräftig investiert, bis auf das alte Schloss alles abgerissen und neu gebaut werden. In zwei Jahren Bauzeit sollten 40 neue Zimmer, ein Außenpool und eine Wellnesslandschaft entstehen. Wenn dann auch der wenig ambitionierte Service besser wird und vor allem die Sauberkeit in den Außenbereichen des Hotels, steht einem Traumaufenthalt in Kempferhof nichts mehr im Wege. 

www.kempferhof.fr

Auf dem Weg zum 1. Abschlag
Die 1, noch weitläufig mit einem Hauch Bunker
Blick vom Damen-Tee der 2: Schaut schön aus, ist aber das schwierigste Loch am Platz
Zu kurz ist schlecht, zu lang auch. Mit diesem Grün ist nicht zu spaßen: Bahn 4
Die 7: Dropzone auf dem Hügel hinter dem Bunker
Die 9 vom Damen-Tee aus: kurz und schmerzlos?
Château-Ambiente – dieser Teil wird bleiben
Eine Augenweide, die 10 (Par 4)
Samtfairway auf der 11
Hinter mir der Herrenabschlag. „Freu dich auf die 14!“
Linkscourse? 15 und 16 ohne nennenswerte Schwierigkeiten. Scheinbar.
Sanfte Wellen vor dem Clubhaus. Die 18
Das Spiel mit Licht und Schatten: Abendstimmung von der Terrasse aus

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