Auf meiner Elsass-Tour im Sommer lockte mich nach dem edlen Kempferhof ein außergewöhnlicher Purist: Alsace Golf Links. Alles hätte ich hier im Osten Frankreichs erwartet, aber kein Linksgolf. Aber genau das gibt es in der Nähe des Städtchens Rouffach am Rande der Vogesen. Nur das Meer fehlt. Aber eigentlich auch nicht.
Meine Begeisterung für Linksplätze verdanke ich einer Golfreise in Irland. Ich liebe diese freien Flächen: keine Bäume im Weg, keine Schneisen, kein Wasser, harter Boden mit laaaaangem Roll und diese herrlich gewellten Fairways. Dabei sind Linksplätze alles andere als einfach, falls der Eindruck jetzt entstanden sein sollte. Im Gegenteil: meist heftiger Wind, bösartige metertiefe Bunker und Grüns, die man besser nicht direkt anspielt, sorgen schon für die nötige Spannung und Demut. Aber hier im Elsass fern jeder Küste? Ein Linkskurs?
Langer Roll und beinharte Grüns
Der Ire David Abercrombie, Clubmanager und Platzdesigner, hat sich hier im Osten Frankreichs ein Stück golferische Heimat anlegen lassen. Vom bäuerlichen Clubhaus aus gehe ich deshalb neugierig durch einen schmalen Gang und sehe wahrhaftig die obligatorischen Sandsäckchen dort hängen. Eines davon befestige ich auf meinem Trolley. Sie scheinen es hier von wegen Linksplatz ja wirklich Ernst zu meinen, was dann die 1 bestätigt: seitlich nur Gräser und ein paar versprengte Bäume, brettlebener, harter Boden, mein Ball springt nach der Landung noch ein paarmal hoch und rollt unendlich lang weiter. Heissa – endlich werde ich hier ordentliche Längen haben! Tatsächlich pfeift mir der Wind um die Nase, die Wolken hängen tief und schauen nach Regen aus. Was für ein Glück: sogar die passende irische Stimmung nach einer Reihe heißer Sonnentage.
Nur von Gräsern und aufgeschütteten Hügeln begrenzt winden sich die Fairways durch das Gelände. Das Einzige, das zum Linksgolf fehlt, ist das Meer, aber dafür gibt es immer wieder wunderschöne Ausblicke Richtung Vogesen und Weindörfer an deren Hängen. Ich bin ganz allein auf der Runde und genieße die absolute Stille. Doglegs und gerade Bahnen wechseln einander ab, ein wenig Wasser gibt es nur auf der 5 und auf der 9. Sehr knifflig sind die Grüns, beinhart und schnell. Aus Kurzspieldistanz empfiehlt sich für mich der Chip, den man auf dem Grün auslaufen lässt. Noch kürzere Distanzen zum Grün werden nach irischer Art sowieso vom harten Boden geputtet.
Wind, Schafe, harter Boden und sonst nix
Ab der 10 ändert sich der Charakter des Platzes ein wenig, rechter Hand liegt nun doch französischer Wald. „Sable“ heißt die 11 und spätestens beim zweiten Schlag weiß man, warum. Hier hat der Platzdesigner besonders viele Bunker angelegt. Wobei: die richtig tiefen Topfbunker hat er uns generell erspart. Überhaupt scheint es, als hätte man hier einmal einen Platz desgined, der vor allem eines machen soll: Freude! Ich bin mir sicher, dass auch Anfänger:innen hier Lust am Spielen haben, meine Liga sowieso und auch niedrige Hcps. Während man bei uns Plätze immer länger und schwieriger zu machen scheint, zählt hier offenbar die pure Lust am Golfen. Herausforderungen gibt es trotzdem genug.
So empfinde zumindest ich das und freue mich auf der 13 über die blökenden Schafe auf der Weide in sicherem Abstand nebenan. Der starke Wind verzieht manchen Ball, der aber trotzdem spielbar landet. Das Rough ist nicht allzu hoch, nur im zähen Dünengras ist der Ballkontakt schwierig.
„Blow out“ heißt das letzte Par 3, die 16, und nach dem Abschlag weißt du, warum. Der kleine Teich vor dem Grün ist das geringste Problem… Danach mit „Old Tom“ ein Dogleg, das einfach nur Freude macht. Auf dem Grün belohnt dich noch einmal der Blick auf die Vogesen, ehe das Dogleg der 18 zurück zum Clubhaus führt. Im Hof sitzen ein paar Spieler:innen bei einem Glas Wein. Drinnen ist es, nun ja, sagen wir: schlicht, aber der Kachelofen wirkt wenigstens gemütlich-irisch. (Die Empörung der österreichischen Golfcommunity angesichts eines solchen Clubhauses bei uns stelle ich mir lebhaft vor…)
Ein Platz für Purist:innen
Bei Linkskursen scheiden sich ja die Geister. Manche finden sie optisch langweilig, manche unglaublich schwer und manche lieben sie. Alsace Golf Links ist ein Platz für Purist:innen, die Golf in seiner ursprünglichen Form mögen. Ohne Eleganz und Schnickschnack, ohne Spektakuläres. Einfach nur Wind, Wolken, Gräser, Stille. Und sonst nix.
Weil ich immer wieder gefragt werde, was denn eigentlich ein Linkskurs ist:
Links nennt man jene sandigen Flächen zwischen Meer und Weideland, in denen kein Ackerbau betrieben werden kann. Die findigen Schotten und Iren nutzten dieses Terrain auf die sinnvollste Weise: sie spielten dort Golf!
Heute zeichnet sich ein typischer Linkskurs durch brettharten, kurzgeschorenen Boden aus, die Fairways sind oft stark gewellt und von hohen Dünengräsern begrenzt. Es gibt weit und breit keine Bäume und keine Wasserhindernisse, dafür aber tiefe (Topf)Bunker und meist stark ondulierte Grüns. Und der Wind weht auf Linkskursen. Immer.
Die hübschen Sandsäckchen finden sich auf Linkskursen wie hier beim Clubhaus oder am 1. Abschlag. Sie sind kein Souvenir, ihr Sand dient zum Ausbessern des Bodens nach fetten Treffern oder am Abschlag.















Ein Kommentar zu „Elsass – Alsace Golf Links: Wind, Wolken, Gräser, Stille – pures, irisches Linkskurs-Golf im Osten Frankreichs“