Heritage ist ein Hotelrersort an der Südküste von Mauritius. Ein Stückchen weit landeinwärts zieht sich über Hügel und Kuppen bergauf und bergab der dazugehörige Par-72-Platz Le Château. Ein ziemlich schwieriger Geselle, der aber mit schönem Design und hübschen Landschaftsblicken verzückt.
Ich hatte endlich doch eine Startzeit im Heritage ergattert, jawohl. Hätte gedacht, als Einzelspielerin wäre das wohl kein Problem, ist aber Jänner/Februar doch nicht so, wie mir mein Hotelconcierge mit traurigem Blick mitgeteilt hatte. Die Resorts schauen auf ihre eigenen Gäste und jetzt ist Golfhochsaison. Mein netter Taxifahrer, der mich schon nach Tamarina gebracht hat, fährt mich in etwa 25 Minuten vom Dinarobin hierher. Allein die Fahrt an der Südküste entlang ein Gustostückerl! Hier ist das Meer rau, sind Wellen und Felsen höher, ist die Brandung lauter. Noble Stille allerdings in der Einfahrt zum Golfclub. Der Caddymaster nimmt mein Bag entgegen, und ich habe genügend Zeit für ein Cola auf der schattigen Terrasse und beobachte die Leute auf dem wunderschönen Puttinggreen mit Palme. Meine Startzeit, 10:36, lässt auf 8-Minuten-Intervalle schließen, darum fahren hier auch ausnahmslos alle mit Cart. Für mich gibt es 20 Minuten vor Start noch keines, man müsse erst warten, bis Spielende zurückkommen. Dafür treffe ich den netten Golffreund M. aus Wien. Die Welt ist klein – im Flight mit mir spielt ein Paar aus Niederösterreich.
Zur geplanten Teetime dann völlige Hektik bei den Caddys, die hereinkommenden Buggys werden oberflächlich gereinigt, Scorekarte, Wasserflasche und Handtuch gibt es erst auf Nachfrage. Sind die Startintervalle womöglich doch zu eng? Wir starten mit 15 Minuten Verspätung und sind nicht dran schuld 😉 Ich bin aber gut gelaunt und bleibe es angesichts eines klasse angerichteten Bergauf-Par-4 mit leuchtend weißen Bunkern.
Schwierig, aber unglaublich reizvoll
Nach der ungemähten Wiese in Tamarina jetzt akkurat gemähte Fairways, auf denen unsere Bälle trotz des Regens der letzten Tage fein ausrollen, sich aber da und dort auch böse verspringen. Mit mir im Cart der Franzose Fabrice, der kein Wort Englisch spricht und schlecht hört, wie ich merke. Wir verstehen uns trotzdem blendend, der Mann hat Humor, versteht mein Schulfranzösisch, ist Singlehandicapper und spielt auch so. Dafür landen wir wenigstens am Ende beide im Grünbunker. Ich plage mich sehr, auch auf der 2, und vergesse vor lauter Stress zu fotografieren. Dazu kommt, dass ich im Grünbunker der 3 merke, dass mein Sandwedge weg ist. Herber Verlust, ich bin leicht geknickt. Die drei Anderen spielen mir sowieso um die Ohren und dann das auch noch. Die 4 dann das schwierigste Loch am Platz, bergauf und mit listig platzierten Bunkern, das Grün erhöht, absolviere ich würdevoll. Nach dem Putten belohnt ein grandioser Ausblick, Meer inklusive. Sehr knifflig die 5 bergab und mit unzähligen Wellen und seitlichen Gefällen, außerdem ein Dogleg. Dafür stellt sich am Ende heraus, dass Fabrice mit MEINEM Sandwedge spielt, das er wohl auf der 1 in sein Bag gesteckt hat. Meine Freude ist groß, die 6 wunderschön, auch wenn am Ende ein Bach und ein Baum den Weg auf das Grün behindern, weil ich zu weit links bin.
7, 8 und 9 sind auch nicht einfach, dafür aber die reinsten Mauritius-Augenweiden! Ich habe zu meinem Spiel gefunden und bin für meine Verhältnisse ganz gut dabei. Und: die Sonne scheint jetzt! Es bleibt aber sehr herausfordernd: Wasser links auf der 7 und quer vor dem Grün. Das Par 3 der 8 wiederum ist toll anzusehen, hängt aber gefährlich nach rechts, wenn man zu kurz ist. Schließlich ein grandioser Blick auf die 9 unter uns (Titelbild), Wasser links und rechts vom Fairway, dafür aber schon kurz, sogar für mich.
Zuckerrohr, exotische Pflanzen und ondulierte Grüns
Die 10 steht dann ein kleines bisschen unter Wasser, das auf der 11 absichtlich ins Spiel integriert wurde. Unbill wartet erst am schmalen Ufer neben dem Bunker. Sand halt, aber ich habe ja mein Wedge wieder. Großartig finde ich die 12: erstens wegen der ansehnlich grünen Vulkanlandschaft im Hintergrund und auch wegen der schönen Bunkerkette in der Biegung. Außerdem ist rund um die Bahnen und an den langen Wegen dazwischen alles toll bepflanzt, mit dem auf der Insel allgegenwärtigen einfachen Zuckerrohr oder schönen exotischen Blüten und Gräsern. Äußerst spannend die 14: Das Par 5 verläuft erst über ein Biotop (ok, die Damen teen erst danach auf), dann ziemlich sehr bergauf, über eine Reihe hübscher Grünbunker. Ist man heil oben angekommen, geht es auf dem Par 3 der 15 steil hinunter aufs Grün, auch hier wieder ein großer Entfernungsunterschied zwischen Herren- und Damentee. Was uns eint, ist, dass man weder dort noch da das Grün einsehen kann. Je nach Reaktion der Mitspielenden wird klar, ob man gut getroffen hat oder nicht. Fabrice schweigt dezent.
Auf der 16 halten wir uns alle rechts, haben dadurch einen guten Winkel auf das dicke Ende, das in Form einer schmalen Schneise zwischen Wald rechts und Hügel links daherkommt. Und dann: die 17!! Ok, die zweitschwierigste Bahn am Platz und ich soll das Par 4 mit 7 Schlägen verlassen, ABER: Was für ein Layout! Wie sehr trügt der breite Beginn, später nur meterbreit das Fairway, dafür vor uns ein tiefer Grasgraben und hoch, hoch dahinter ein scheinbar winziges, hängendes, onduliertes Grün.
Tief durchatmen dann also auf dem Tee der 18 – auch weil der Blick berauschend ist. Unter uns wellt sich das samtgrüne Fairway, dreht einen Hauch nach links, um relativ entspannt vor dem Clubhaus zu enden. Ein Getränk schaffe ich leider nicht mehr – mein netter Taxifahrer wartet schon auf mich. (Und mein Mann im Hotel, natürlich.)
Mein persönliches Fazit
Toll designter Platz in schöner Vulkanlandschaft, der allen Spielstärken einiges abverlangt. Rechtzeitig Startzeit buchen, am besten vor dem Urlaub! Der Kurs ist trotz der kurzen Intervalle rappelvoll. Ein Cart muss man hier schon wegen der Spielgeschwindigkeiten (lange Wege!) nehmen. GF + Cart für 1 Person: ca. € 100,-. Elegantes Clubhaus und Proshop mit bunter Auswahl. Gerade im Fertigwerden ist ein zweiter 18-Loch-Kurs, den Louis Ooosthuizen mitgestaltet hat und der der einzige Platz im Linkscourse-Design auf Mauritius sein wird, hört man. Eröffnung angeblich im September 2023.
Sehr empfehlenswert Le Paradis Golf im Südwesten. Gespielt habe ich auch Tamarina Golf. Unbedingt spielen: Île aux Cerfs
















3 Kommentare zu „Mauritius – Heritage Le Château Golf Course: nobel designte Augenweide mit allerlei Tücken“