Mauritius – Île aux Cerfs: paradiesisches Inselgolf im Indischen Ozean

Eine ganze Insel nur für einen Golfplatz? Gibt es, in Bootsdistanz vor der Ostküste von Mauritius. Bernhard Langer hat zwischen weißen Sandstränden, Palmen und Mangroven einen 18-Loch-Kurs gebaut, der einem nicht nur wegen der schönen Ausblicke den Atem nimmt. Die Île aux Cerfs bietet geniale Fotomotive, ein herrliches Bad im Meer nach der Runde und Unterhaltung durch verhaltenskreative Mitglieder 😉

Ich hatte immerhin zwei Stunden Anfahrt aus meinem Hotel im Südosten der Insel hierher an die Ostküste von Mauritius auf mich genommen. Wen immer ich fragte – alle schwärmten von dem Kurs, der auf einer Insel liegt. Das Meer! Die Bahnen! Die Bunker! Der Strand! Große Erwartungen also, und wegen des in Aussicht gestellten Gesamterlebnisses kam mein nichtgolfender Ehemann mit. Die etwa 15-minütige Bootsfahrt zur Insel über das glasklare Meer ist wunderschön, und vom Anleger bringt uns ein Shuttle zum Clubhaus. Gleich beim Check-in im Proshop ein vielversprechender Blick auf die Übungsanlagen, und ich erstehe als Souvenir ein Polo mit Clublogo und dem allgegenwärtigen Zusatz „by Bernhard Langer“. Sehr stolz ist man hier auf den deutschen Profigolfer, der sich 2003 einiges einfallen hat lassen, um auf dem Inselchen im Indischen Ozean einen höchst spannenden und sehr herausfordernden Par-72-Platz unterzubringen.

Den ganzen Kurs soll ich wegen der intensiven Tropenschauer der letzten Tage leider nicht kennenlernen. Mein Start sei auf der 6, die Bahnen 1-5 seien für Carts noch zu nass, ich könne sie aber später mit Trolley spielen. Ehe sich die Sportlichen hier fragen, warum überhaupt ein Cart auf einem völlig ebenen Platz: Auf Mauritius wird wegen der knappen Startintervalle fast ausnahmslos gefahren. Bei 33 tropisch-feuchten Grad bin ich sehr froh darüber. Mein Bag ist schon im Buggy, Trinkwasser füllt man umweltfreundlich aus Wasserspendern in die mitgebrachten Trinkflaschen. Mein erstes Mal hier? Dann auf der 18 unbedingt das linke Grün anspielen, so der Caddymaster kryptisch und fährt uns voraus zu Tee 6.

Sowas ist mir auch noch nicht passiert…

Dort erwartet uns nicht nur eine wunderschöne Bahn, sondern ein Paar, das mich aggressiv auf Französisch und wild gestikulierend von meinem Abschlag wegzuscheuchen versucht. Meine Startzeit wäre ihnen egal, sie seien schließlich Mitglieder und kämen jetzt dran. Freundlichen Spielern hätte ich sofort den Vortritt gelassen, so aber bestehe ich ruhig aber bestimmt auf meine Startzeit und tee-e meinen Ball auf. Von hinten höre ich erst wütendes Geschrei, dann zischt tatsächlich der Drive des Franzosen an mir vorbei. Weil mich sein Ball zum Glück nicht erwischt hat, versuche ich so gelassen wie irgend möglich, das schmale, palmenbegrenzte Dogleg nach rechts zu meistern. Der Franzose ist jetzt außer Rand und Band, fährt mir nach, blockiert mein Cart, springt aus seinem heraus und kickt meinen Ball mit dem Fuß weg. Irgendwie muss ich an Louis de Funès denken. Der (nicht von mir) herbeigerufene Marshall wird Zeuge, wirkt hilflos und entschuldigt sich für das tobende Mitglied, und mein Mann sagt: „Na, danke, bei euch Golfern geht’s zu.“ Schon um den armen Marshall, der sich derartige Tiraden öfter anhören muss, nicht in Bedrängnis zu bringen, lasse ich Funès mit Gattin spielen, und der Franzose drischt gerechter Weise seinen Ball in die Pinien.

Zu schön, um wahr zu sein

Der Marshall entschuldigt sich fünf weitere Minuten, was gar nicht nötig wäre, und dann versuche ich mich wieder auf mein Spiel zu konzentrieren, was dringend nötig ist. Die 6 endet auf einem kleinen, gewellten Grün, das von geradezu bösartigem Rough umgeben ist. Dafür lohnt der Blick auf das türkis schimmernde Meer hinter den Palmen rechts. Nach einem weiteren Dogleg (der Fluch von wenig Fläche), dann das leichteste Loch am Platz, ein kurzes, gerades Par 3 vom erhöhten Tee auf das ebenfalls erhöhte Grün. Die 9 dann wiederum ein Dogleg an einem großen Teich entlang, das Grün bunkerbewehrt, schnell und stark onduliert. Der Marshall kommt vorbei und entschuldigt sich.

Dogleg nach links die 10, das Grün liegt diesmal tiefer. Die Fairways wie Teppiche und trotz des Regens der letzten Tage in hervorragendem Zustand. Langer hat wahrscheinlich schon aus Platzgründen keine sehr langen Bahnen gebaut, die es aber trotzdem in sich haben. Unzählige Bunker, starke Wellen in den Fairways, die außerdem sehr schmal sind, weil rechts und links Pinien, Palmen oder Mangroven wachsen. Der Kurs wäre bereits entschärft worden, habe ich gehört, um die Spielfreude zu erhalten. Vor allem Spieler:innen mit sehr großen Weiten werden die meisten Schwierigkeiten damit haben, auf den engen Fairways zu bleiben.

Man kann aber immer noch fotografieren, traumhafte Motive gibt es genug. Zum Beispiel mein persönliches Highlight, das Par 5 der 11! Das Dogleg biegt scharf nach rechts, in der Kurve links der Strand, wo gegrillt wird. Duft und Musik wehen zu uns herüber, und jetzt sagt mein Mann: „Schon schön hier.“ Die zweitschwierigste Bahn endet mit einem erhöhten Grün nach einem fiesen Topfbunker davor und oben dann – vergisst man fast auf den Putt. Vor uns liegt der Indische Ozean, ein paar Boote schaukeln auf den Wellen, und die Farben sind unglaublich! Ich vergesse augenblicklich meinen Score und wir fahren beseelt weiter zum Tee der 12: der Abschlag muss durch eine Schneise, links vom Par 4 das Meer, starker Wind, seeehr schwieriges, erhöhtes, kleines Grün. Der Marshall kommt vorbei und entschuldigt sich. Zusatz diesmal: Ich müsse das mit dem gefährlichen Drive unbedingt nach der Runde dem Clubmanager erzählen.

Die Tücken der Mangroven

Ein bisschen überflutet, das Par 3 der 13 dann, was aber keine Rolle spielt, weil man hier aus 126/94 Metern gut das Grün trifft. Am Abschlag der 14 dann Palmen, Sträucher, Bunker, Bäume, Wellen, aber sehr sehr wenig Fairway. Das Par 4 ist kurz, aber tückisch. Steckt der Ball im Rough-Hang unter dem Grün, hat man Probleme. Dafür ist die 15, sagen wir mal, recht schlicht, Das kurze Par 3 wirkt fast ein wenig vergessen, oder wurde zu viel entschärft? Ich schreibe dankbar ein Par auf. Hinter mir kommt den Marshall – nein, diesmal ist es der Clubchef persönlich! Es folgen abermals wortreiche Entschuldigungen, die immer noch nicht nötig wären. Es sei oft nicht leicht mit den Mitgliedern, dabei gäbe es nur etwa 50 bis 60. Louis de Funès habe eine geharnischte Verwarnung bekommen. Der ebenfalls eingetroffene Marshall grinst von einem Ohr zum anderen.

Ich sammle mich wieder, denn jetzt bin ich mitten im Mangroven-Corner. Bernhard Langer musste die letzten drei Bahnen rund um die vorherrschende Botanik bauen. Die Herren brauchen sehr viel Carry auf der 16, aber auch nicht zu viel, um den Drive genau auf das querverlaufende Fairway zu setzen. Vom Damentee im Knie des Doglegs ist des Par 4 deutlich einfacher zu spielen, was auch für die 17 gilt. Wieder Mangroven, wieder eine Biegung, diesmal nach rechts.

Und wenn du am Ende der Runde auf einem Kurs dieser Schwierigkeit schon etwas kraftlos auf Tee 18 stehst, hat Langer die schwierigste Bahn als Abschluss gedacht. Ich erinnere mich an die Empfehlung für das linke Grün, mein Abschlag über ein paar geradezu lächerliche Mangroven landet aber zu weit links am Fairway. Von dort aus sehe ich genau gar kein Grün und komme dann noch einmal in den Genuss des tiefen Roughs. Was soll’s, Doppelbogey auf dem Par 4 zum Schluss, ansonsten war ich mit meinen nicht allzu großen Weiten auf dem Platz relativ solide unterwegs. Auf dem Weg zurück passieren wir das zweite Grün der 18, das sehr winzig tief unter einem Mangrovenwäldchen und direkt vor dem Clubhaus liegt. Der Marshall fehlt mir irgendwie, ist aber jetzt nirgends mehr zu sehen.

Und unbedingt an den Strand!

Auf keinen Fall den Traumstrand versäumen, hatten uns Golfer aus Österreich beim Drink auf der schattigen Terrasse vor der Runde geraten. Ich verzichte daher auf die Bahnen 1-5, auch, weil ich immer wieder gesehen habe, dass da und dort sogar noch Wasser von den Fairways gepumpt wird. Wir lassen uns mit einem offenen Bus etwa fünf Minuten zum Strand kutschieren. In einer malerischen Bucht gibt es eine Strandbar, Liegen und Sonnenschirme, Duschen und Umkleidemöglichkeiten, weißen Sand und jede Menge große, rote Seesterne im Meer. Das Wasser hat gefühlte 35 Grad und kühlt nicht wirklich ab, das tut dann dafür der gut gemixte Drink des gut gelaunten Barkeepers und meine großen Erwartungen haben sich erfüllt.

Mein persönliches Fazit

Unbedingt spielen! Der Platz ist wahrlich nicht einfach, aber allein das Drumherum mit Meerblick, Bootsfahrt und Beachfeeling nachher ist ein Erlebnis. Am besten den ganzen Tag einplanen. Startzeit unbedingt ein paar Wochen vor Urlaubsantritt reservieren! Greenfee mit 150,- im Jänner nicht billig, aber jeden Cent wert. Ein Cart ist dabei, hier wird ausschließlich gefahren. Chicer Proshop, schöne schattige Clubhausterrasse.

www.ileauxcerfsgolfclub.com

Mehr Mauritius? Sehr gut gefallen haben mir Le Paradis Golf und Heritage Le Château. Auch schön, aber bei meinem Besuch leider schlecht gepflegt: Tamarina.

Hier geht es los. Alle 15 Minuten fährt das Shuttleboot zur Île aux Cerfs
Der Bootsanleger zum Club im türkisen Meer
Stilvoll: das Clubhaus
Geschniegelte Übungsanlagen, Blick von der schattigen Terrasse aus
Der Beginn: das Par 5 der 6 endet im Palmenwald
Das Rough ist einfach nur… schlimm!!!
Hübsches Par 3 mit erhöhten Abschlägen und die leichteste Bahn, obwohl hinter dem Grün ein Teich lauert
Das Dogleg der 9, der Teich begleitet einen bis zum Grün
Das Grün der 10 liegt rechts, die Bahn links war für mich heute leider gesperrt
Die schönste Bahn! Die 11, ein Dogleg am Meer entlang mit erhöhtem Grün am Ende
… und einem ganz wunderbaren Feeling!
Blick vom Grün der 11
Windig am Ende der 12, was das Spiel auf das kleine Grün nicht einfacher macht (Par 4)
Leicht überflutet, das Par 3 der 13
Interessantes Layout, die 14 bergauf (Par 4)
Da ist dem Herrn Langer nicht viel eingefallen: die 15 (Par 3)
Da brauchen die Herren schon sehr viel Carry vom Tee: die 16 (Par 4)
Das 2. Grün der 18 wird einem bei der 1. Runde hier eher nicht empfohlen…
Nach der Runde: erholen am Sandstrand

4 Kommentare zu „Mauritius – Île aux Cerfs: paradiesisches Inselgolf im Indischen Ozean

  1. Toll beschrieben, ich lese deine Blogs 😉. Ich glaube, bei dem Franzosen wäre ich ausgerastet, mein Mann sicher auch 🤣

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