Während ich das hier schreibe, geht gerade die Welt unter. Fast jedenfalls. Es ist der 24. März und wir in Österreich sitzen mittlerweile seit 10 Tagen zuhause. Draußen grassiert das Virus, Corona hat uns in der Hand gerade und bestimmt unser Leben und unsere Gedanken. Jetzt über Reisen schreiben, die momentan völlig undenkbar sind? Über Golfplätze, obwohl wir ganz andere Sorgen haben? Ich finde ja. Gerade jetzt brauchen wir Bilder, die uns an Schönes erinnern. Erinnerungen, die uns hoffen lassen, dass alles wieder einmal so wird wie es war. Nebensächlichkeiten, die uns vom derzeit mühsamen Alltag ablenken. Bleibt gesund, Ihr alle, die ihr das hier lest! Ich schreibe jetzt mal über eine Zeit, die nur unglaubliche drei Wochen zurückliegt und in der meine größte Sorge war, wie ich einen kleinen, weißen Ball über sehr viel Wasser auf das Grün kriege.
Wir sitzen zu viert in einem winzigen Toyota Yaris und haben tatsächlich alle vier Bags im Kofferraum verstaut, die Driver und Hölzer haben wir Damen auf dem Rücksitz quer vor uns liegen. Es geht durch Olivenhaine und Orangenbaumplantagen und ein paar nicht nennenswerte versprengte Dörfchen sehr nah an die spanischen Grenze nach Quinta do Vale. Seve Ballesteros hat 2008 in die Flusslandschaft einen Golfplatz gebaut, den er laut Scorekarte selbst als „challenging layout“ bezeichnet hat. Über allem thront ein Clubhaus, das allerdings ziemlich… schlicht daherkommt, um nicht zu sagen etwas heruntergekommen. Fantastisch dafür der Blick von der Terrasse auf den Platz, der unter einem liegt. Viel Wasser, sehen wir sofort auf der einen Seite, die sich als die Front Nine erweisen soll, hügeliges Gelände sehen wir auf der anderen, wo wir die Back Nine vermuten, was aber nur zum Teil stimmt. Wir holen unser Cart, das hier wegen der Weitläufigkeit des Platzes ausdrücklich empfohlen wird. Tipp: Niemals Wochen vorher reservieren, sondern ein paar Tage, ehe man spielen möchte. Package 2 GF inkl. Cart ca. 150,- Anfang März.
Bälle kaufen um jeden Preis
Die ersten sieben Bahnen liegen im Wasser. Also fast. Schon das Par 5 der 1 ist strategisch ungünstig zwei Mal von Wasser unterbrochen, das Par 3 der 2 liegt daneben, auf der 3 wieder zwei Mal Wasser, die 4 entlang der Fluten, die 5 ebenso, die 6 lässt uns ein wenig verschnaufen, auf der 7 – Wasser. Das kommt schon beim Abschlag ins Spiel, unterbricht die Bahnen, umsäumt die Grüns. Der riesige Teich in der Mitte ist praktisch überall. Als wäre das alles noch nicht genug, weht uns lebhafter Wind um die Ohren. Am Ende der 7 endlich steht ein junger Mann mit säckchenweise Golfbällen, die wir ihm auch für weit mehr als 10 Euro abgekauft hätten, unsere eigenen haben wir nämlich großteils versenkt.
Alles wird gut, denken wir, als sich die 8 den Hügel hinaufbiegt, endlich vom Wasser weg. Der kleine Tümpel vor dem Grün der 9 imponiert uns vergleichsweise kein bisschen, auch wenn wir wissen: Wir haben hier Zuschauer. Sie stehen wie wir vorhin auf der Clubhausterrasse und schließen Wetten ab, ob wir das Grün treffen 😉
Die zweiten Neun? Easy…
Die zweiten neun Löcher sind deutlich entspannter, das muss man sagen, der Wind hat auch nachgelassen. Nach der 10 gibt es Wasser erst wieder auf dem Par 3 der 16. Der Platz schlängelt sich bergauf durch die Landschaft, schade, dass man auch hier beginnt, die Ränder mit Appartmenthäusern zu säumen, von denen der Großteil jetzt schon Bauruinen sind. Landschaftlich ist es hier nämlich wirklich reizvoll. Am besten gefällt mir die 15, ein Dogleg bergauf mit einem Baum direkt im Knie, aber einem wunderschön gelegenen Grün mitten im blauen Himmel. Wir spielen fünfeinhalb (!) Stunden, mit Cart (!), da geht die Konzentration zwischendurch schon einmal flöten und auch die guten Spieler im Flight haben zuweilen ihre liebe Mühe mit dem Platz.
Also, wenn ihr mich fragt: Spielt Quinta do Vale nur, wenn ihr einen richtig, richtig guten Tag habt! Oder gut aufgelegt seid. Oder die tolle Landschaft genießen möchtet mit dem Blick auf den Guadiana Fluss. Der gute Seve Ballesteros wollte „jeden, unabhängig vom Handicap, erfreuen“. Das ist ihm bei mir nur bedingt gelungen. Mich hat der Platz abgeworfen, ist einfach so. Und der Toyota war auch nicht in bester Stimmung bei der Heimfahrt: Einer seiner Reifen verlor Luft.







