Endlich: Der Lockdown ist vorbei. Seit 19. Mai dürfen wir wieder mehr. Essen gehen, ins Theater, verreisen und auch ungehindert unseren Lieblingssport im Freien ausüben. Dachten wir.
Endlich Freiheit! Es ist ohnehin schon Mitte Mai und die ganze Covid-Geschichte hält uns jetzt seit mehr als einem Jahr mehr oder weniger zuhause und isoliert. Golfen durften wir in Österreich zum Glück bis auf zehn Wochen im Frühjahr 2020 und ein paar Tage im Herbst immer, wenn auch mit Auflagen. 3-er Flights aus höchstens 2 Haushalten waren die letzten – ab 19. Mai, so dachten wir, würde alles wieder normal sein. Unter „strengen Maßnahmen“ hatten wir uns viel vorstellen können, sicher aber nicht, dass es Pflicht werden würde, auch zum Golfen eines der berühmten 3 G nachweisen zu müssen, die da wären: geimpft, getestet, genesen.
Pfiffige zwei Tage vor der Öffnung kam die Verordnung heraus und überraschte alle – Clubs wie Golfende. Wir hatten damit gerechnet, dass die 3G-Regel für den langersehnten Eintritt in das Clubrestaurant gelten würde wie für die gesamte Gastronomie auch. Jetzt aber muss man auch für die Golfrunde oder das Training auf der Driving Range geimpft, getestet oder genesen sein.
Gram, Grant und Gemeinheiten
Aufruhr allerorts. In den Sozialen Medien zuerst Zweifel am Wahrheitsgehalt der schlechten Nachrichten, dann eine Welle an Gram, Grant und Gemeinheiten. Letztere gerichtet an die Clubs, den Golfverband und an all jene, die die neue Verordnung mit einem verbalen Schulterzucken und dem Satz „Hauptsache, ich kann überhaupt golfen“ kommentierten. Allesamt nicht verantwortlich für die geltenden Verordnungen, aber gut geeignet, um Corona-Frust los zu werden.
Der ÖGV hält das aus, die Mitarbeiter:innen in den Clubsekretariaten tun mir dieser Tage aber wirklich leid. Zig Mal dieselben Beschwerden, störrische Mitglieder, schlecht gelaunte Greenfee-Spieler:innen. Dabei hatten die Clubs selbst erst zwei Tage vor Inkrafttreten der 3G-Verordnung davon erfahren und mussten sich rasch wie möglich überlegen, wie das Ganze jetzt zu administrieren ist. Die Engelsgeduld der Sekretariate, aber auch deren Kreativität bewundere ich wirklich!
Golf und Gastro für Gruppen
Aaaaber: Wir dürfen jetzt immerhin wieder miteinander spielen, obwohl wir nicht im selben Haushalt leben. das ist doch was! 4 Freundinnen, 2 befreundete Ehepaare, 3 Senioren auf der Morgenrunde. Wir können nach dem Spiel nach sechseinhalb monatiger Pause tatsächlich wieder im Clubrestaurant an einem Tisch sitzen. Zu viert drinnen, im Freien sogar zu zehnt.
Nur, damit ich nicht missverstanden werde: Mich nerven die bestehenden Einschränkungen seit Monaten enorm. Auch ich verstehe nicht, warum es bei einer Sportart im Freien, wo sich die Spieler:innen locker auf mehreren Hektar verteilen, immer wieder neue restriktive Maßnahmen braucht. Ansteckungsgefahr? Wohl kaum irgendwo geringer als auf dem Golfplatz. Abstand zu den Flightpartner:innen halten wir schon deshalb, weil wir uns gegenseitig nicht gefährden wollen. Doch was ist die Alternative? Nützt es wirklich, wenn wir es „den Clubs zeigen!“ oder „dem Verband zu Fleiß nicht spielen“? Die „Gastro boykottieren“, die nach monatelanger Untätigkeit endlich wieder Gäste willkommen heißen will?
Gut gelaunt golfen!
Ich finde: nein. Habe meine erste 3G-Runde im Heimatclub in Himberg am 21. Mai gedreht, zwei Tage nach den „Öffungen“ und es war herrlich wie immer. Topgepflegte, saftige Fairways, knifflige Grüns, die Kastanien in voller Blüte, meine Golffreundin im Flight – kurz: eine wunderbare Runde, sogar mit recht brauchbarem Score. Und das Schönste: statt nachher rasch den Trolley im Caddyraum zu verstauen und schnell wegzufahren endlich wieder auf der Clubhausterrasse sitzen! Frischen Spargel genießen, ein Gläschen trinken und mit Mitgliedern plaudern, die sich zwanglos zu uns setzen. Wie ich das vermisst habe!
Der Club hat top reagiert und alles gut im Griff. Für geimpfte und genesene Mitglieder gibt es kleine Anhänger, die im gegebenen Fall vorzuzeigen sind, für Getestete und Greenfeespieler:innen Bändchen wie im All Inclusive Club. Ist vielleicht ein bissl lästig, tut aber nicht weh. Und vor allem ist nichts davon so schlimm, dass man das Golfen sein lässt. Nicht einmal für Tage oder Wochen und schon gar nicht jemandem „zu Fleiß“, denn dieser Jemand wären wir doch wohl nur wir selbst.
Jetzt ist auch klar, zu welcher Kategorie ich gehöre, was die 3 G-Regel auf Golfplätzen betrifft: in die mit dem Schulterzucken.





Spricht mir aus der Seele. Freue mich so, dass fast alles wieder offen haben darf. Auch wenn die neue Regeln in Bezug auf das Golfspiel absurd anmuten, die Beeinträchtigung hält sich in Grenzen. Kann man doch den Test, den man ohnedies für Gastro oder Kultur machen hat lassen, gleich mit einer Golfrunde verbinden.
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