Zugegeben, das sonnige Herbstwetter tat das Seine, um den Platz im besten Licht erscheinen zu lassen. Ich spielte erstmals im GC Gut Freiberg und war begeistert. Mitten in den Wäldern der grünen Steiermark liegt der Championshipcourse, in kompletter Stille, sieht man von ein paar Vogelstimmen ab. Eben ist es hier nicht, aber Anstiege werden mit wunderschönen Ausblicken auf Berge und Schloss belohnt oder mit spannenden Abschlägen in die Tiefe.
In Wien und auf den Golfplätzen rundum hingen seit Tagen Nebel und Regenwolken wie oft um diese Jahreszeit. Golffreundin T. und ich setzten uns deshalb kurzentschlossen gemeinsam in ein Auto und fuhren nicht ganz zwei Stunden gen Süden. Der GC Gut Freiberg war unser Ziel, denn der Wetterbericht versprach Sonnenschein und angenehme herbstliche Temperaturen für den Platz in Gleisdorf, nahe Graz.
Sonniger Empfang schon im Sekretariat. 49,- Greenfee bezahlt man um diese Jahreszeit, und den Logoball für meine Sammlung gab’s geschenkt, dazu eine herzliche Verabschiedung auf die Runde. Die beginnt gleich um die Ecke des Clubhauses und schon an Tee 1 sieht man, was einen die nächsten paar Stunden erwarten wird: wenig Ebenes und viel seitlicher Wald. Das Par 5 zum Einstand geht bergab, dann schräg bergauf und beim Grün bleibt man besser kürzer als länger, weil es dahinter wieder steil bergab geht.
Schräges und Schiefes
Die erste warme Kleidungsschicht verschwindet schon auf Tee 2 im Bag. Denn, das muss man sagen, es liegt nicht nur am tatsächlich herrlichen Sonnenschein, dass man hier ins Schwitzen kommt, sondern auch am Bergauf-/Bergab der Bahnen und der Wege dazwischen. Der Platz liegt mitten im Wald, was ganz wunderbar ist, weil komplett ruhig. Aber Schieflagen muss man mögen. Die 2 geht steil bergab, auf der 4 muss der Drive hoch hinauf über die Kuppe, auf der 6 hängt der Hang stark nach links, dafür muss man auf der 7 aufpassen, dass man deutlich links der Mitte bleibt, weil der Ball sonst rechts runterrollt. Ich mag das ja gern, bin das von vielen österreichischen Plätzen gewöhnt und finde Schräges herausfordernd. Ich will es aber trotzdem gesagt haben.
Schneeberge und Schlossansichten
Belohnt wird man, weil die Bahnen nicht allzu lang sind und auch immer noch fair zu spielen. Die Fairways sind wie Teppiche, akkurat gemäht, das Rough ist relativ milde, die Grüns sind ziemlich flott. Perfekt gepflegt ist hier alles bis ins (fehlende) Unterholz, so dass du auch Bälle gut wiederfindest, die aus irgendeinem Grund nicht Mitte Fairway liegen geblieben sind… Belohnt wird man aber auch zwischendurch immer wieder durch feine Ausblicke, etwa wenn in der Ferne Berge mit dem ersten Schnee der Saison auftauchen. Oder aber mit dem Blick auf Schloss Freiberg, das besonders auf den zweiten Neun omnipräsent zu sein scheint.
Schon auf dem Weg zur 10 liegt es malerisch oben auf einem Hügel, wir fotografieren rasch, wie wohl jeder, der das erste Mal hier ist. Dann ist wieder Konzentration gefragt. Zwar sind es nur 104 Meter vom Damenabschlag auf das Grün, das aber tief unter uns liegt und rechts von dichtem Buschwerk und einem Teich bewacht wird. Hätte ich meinen ersten Ball nicht ebendort versenkt, hätte ich mit dem zweiten ein Birdie notiert, so aber…
Waldesruh und Schloss
Was jetzt kommt, zählt zu den schönst gelegenen Golfanlagen, die ich kenne. Man spielt mitten im Wald, der sich erst leicht zu verfärben beginnt, an Bächen entlang und an ganz wenigen verstreuten Höfen vorbei. Zwischen der 11 und der 12 geht es ein ziemlich langes Stück durch den Laubwald, neben uns gluckert ein Bach. Ja, man könnte von „langen Wegen zwischen den Bahnen“ sprechen – man kann die hier aber auch genießen! Eine Runde in Freiberg bringt beides: Golfen und Landschaft als Gesamtpaket. Golferisch gefällt mir besonders die 13, im letzten Drittel ein scharfes Dogleg mit erhöhtem Grün. Knifflig, aber mit ein wenig Strategie gut zu spielen die 16 vom hochgelegenen Abschlag in die Tiefe, dann um die Ecke über den Teich wieder hinauf. Bergauf der Abschlag der 17, wieder über eine Kuppe. Ohne Platzkenntnis setzen wir den 2. Schlag zu weit nach links und stehen dann vor dem Problem, dass das (winzige) Grün hinter dem Teich liegt und hier ganz klar besser über rechts zu spielen gewesen wäre. Der Weg zur 18 ist der einzig wirklich steile, die Bahn würden wir bei der 2. Runde auch anders spielen…
Terrassenplaudereien und Neidfotos
Tatsächlich ist es so warm geworden, dass wir auf der sonnigen Terrasse des hübschen Clubhauses Platz nehmen und bald ins Plaudern mit zwei steirischen Golfern kommen. Unglaublich gastfreundlich ist man hier, das Essen schmeckt wunderbar und wird uns hungrigen Golferinnen auch sehr rasch serviert. T. und ich whatsappen ein paar sonnige Neidfotos an Freunde ins neblige Wien und machen uns beseelt auf den Heimweg.
Denn: Ich habe eindeutig wieder einen neuen Lieblings-Platz entdeckt. Steiermark pur, Grün(es) ohne Ende, spannend zu spielen und gleichzeitig gut für die Kondition. Die braucht man hier schon, wer’s bequemer mag, nimmt eben ein Cart.
















