Golfen im Baskenland – Meaztegi Golf: Ballesteros kreative Bahnen am Bergwerkshang

Etwa 20 Minuten nordwestlich von Bilbao liegt in einer vom Erzabbau zerklüfteten Landschaft der Golfplatz Meaztegi. Sehr weitläufig geht es bergauf und bergab den Hang entlang, allerdings auf schmalen Bahnen – und von hier aus kann man auch schon das Meer sehen. Wenn man nicht gerade den Ball sucht.

Das Taxi schraubt sich nach oben, durch eine fast surrealistisch wirkende Landschaft, vorbei an alten Arbeiterhäusern und verlassenen Bergwerksgebäuden, da und dort Spuren von aufgelassenem Tagebau und dann ein Skulpturengarten aus rostigem Metall. Schafe weiden, Kühe und Esel, und nichts würde man hier weniger erwarten als einen Golfplatz. Und doch hat man nach den Plänen von Golflegende Severiano Ballesteros einen Par-72-Platz in das unwegsame Gelände gebaut. Es ist sehr kalt an diesem Septembermorgen. SimplyGolfReisen, die Reisenden ja das besondere Erlebnis versprechen, hat mich zu einem Wettbewerb dazugebucht: Gestern noch fand auf dem GC Meaztegi ein Turnier der PGA of Spain statt – heute spiele ich beim Einladungsturnier für die Volunteers mit.

Aber erst einmal suche ich das Sekretariat, irre mit meinem Bag durch die Gänge und treffe zufällig auf den Chef. Mein Cart steht bereit, meine drei männlichen Flightpartner warten schon und ich werde freundlich aufgenommen. Mit mir im Buggy der 23-jährige Felipe bei seinem ersten Turnier, der (wie die Anderen) kaum Englisch kann und sehr nervös ist.

Spanische Turniergepflogenheiten

Aus den jetzt in dieser Jahreszeit trockenbraunen Fairways leuchten uns die giftgrünen Greens entgegen. Der Boden ist knochentrocken und sehr hart, die Bälle springen und verspringen sich, rollen unendlich lang aus und oft auch leider in die falsche Richtung und ab dann unweigerlich abwärts. Auf der 2, zum Beispiel, die schnurgerade und leicht hügelan verläuft, wobei rechts der Abgrund verirrte Bälle anzieht. Der arme Felipe muss nicht zum letzten Mal den steilen Hang hinunter.

Wunderschön ins Tal hinab schlägt man auf dem Par 3 der 3, ehe uns ein langes Par 4, leicht gekrümmt und mit Schräglage, einiges abfordert. Wieder bergab führt die 5, Schräglage jetzt in die Gegenrichtung. Felipe drived zwar außerordentlich lange, sliced leider aber auch außerordentlich und verbringt sehr viel Zeit mit Ballsuche. Seine beiden Kollegen versorgen den jungen Mann mit Tipps, und zwar auch noch am Tee, während der seinen Ball anspricht. Ich wiederum versuche, zu beruhigen, aber mein Englisch versteht hier niemand, ich murmle was von „tranquilla“ und hoffe, dass das ankommt. Felipe lächelt. „Male, male“ loben einander meine Flightpartner öfter nach einem Schlag, was auf Baskisch „ok“ bedeutet, sprich: wohl irgendwie (noch) spielbar. Auf dem Fairway teet einer von ihnen jedes Mal seinen Ball auf, nimmt ihn, betrachtet ihn lange und legt ihn wieder zurück. Die Zeit läuft. Ich halte mich nobel zurück, deute aber Felipe, der das nachzuahmen beginnt, kategorisch „no“.

Das unspielbarste Loch ever

Bilbao leidet ja sehr darunter, dass es nicht am Meer liegt. Von hier oben aus aber kann man es immer schon sehen und zwischen konzentriertem Spiel sollte man sich dafür auch kurz Zeit nehmen. Der Wind weht leicht, aber es ist wärmer geworden. Das Par 4 der 11 liegt sehr schön unter uns, ein kurzes Dogleg nach rechts bergab. Landet der Abschlag vor den Felsen, schlägt man blind hinunter auf das Grün mit herrlichem Ausblick.

Auf der 12 dann sollte mir das unspielbarste Loch meiner kurzen Golf“karriere“ begegnen: ein Par 5 (485/443 m) durch eine Schneise vom Tee bergab, weiter auf ein sehr kleines Plateau, dann über einen Graben auf ein winzigschmales Fairway oder rechts über den zweiten Riesengraben und dann ein Grün mit Bunkerkette dahinter. Ich gebe es zu: das hat mich überfordert, bleibt aber die einzige Bahn dieser Art. Alle anderen kann man, landet man auf den welligen Fairways, wirklich gut spielen. Das Layout ist geradezu umwerfend kreativ, die Bahnen sind dafür nicht allzu lang. Der trockenharte Boden beschert mir für mich schier unglaubliche Längen. Ich lese die 16 richtig, spiele ganz rechts Richtung Baum, um den Ball ganz LINKS unten am Wasserrand wiederzufinden. Ist man einmal soweit, hat Ballesteros vor den Greens keine großen Hindernisse mehr eingebaut, Wasser gibt es wenig. Die Grüns sind bei aller Trockenheit in bestem Zustand und erwartungsgemäß schnell nach dem gestrigen Turnier.

Die 18 führt nochmals bergauf, das Par 5 schlängelt sich um ein Wäldchen herum hügelan Richtung Clubhaus. Ich habe richtig gut gespielt, mein Ergebnis wird aber leider nicht gewertet, weil Einladungsturnier, erklärt mir die Tochter des Platzchefs, die man geholt hat, weil sie als Einzige Englisch spricht. Felipe ist froh, sein erstes Turnier hinter sich gebracht zu haben, und unser Abschied ist herzlich. Mein Taxifahrer wartet schon, es geht wieder hinunter nach Bilbao, und ich freue mich auf den Besuch des Guggenheim Museums am Nachmittag.

Mein persönliches Fazit

Außergewöhnlicher Platz in einer außergewöhnlichen Landschaft, der sowohl für sehr gute Spieler:innen etwas bietet, weniger gute aber nicht unbedingt frustiert (sieht man von der Bahn 12 ab 😉 ). Wer gerade bleibt, hat schon gewonnen. Clubhaus naja, die Rezeption ist ein Kammerl im Keller, das Restaurant karg, aber der Blick von der Terrasse ist schön. Cart nehmen, die Wege sind lang.

meaztegigolf.eus

Mehr Golfen im Baskenland? Dann lies bitte auch Uraburu Golf

An sich eine schnurgerade Bahn, aber auf der 2 lauert rechts der Abgrund auf verzogene Bälle (Par 5)
Perfekte Grüns trotz Trockenheit
Par 3 hinunter ins Tal auf der 3
Rechts vom Weg verläuft die 4 (Par 4), links gegenläufig die 5 (Par 5). Schwierige Hanglagen!
Dickes Ende der 5
Unbedingt das Grün treffen auf dem Par 3 der 8, sonst ist der Ball weg
Kurz den Blick genießen auf der 10 und dann: Konzentration! (Par 3)
Wunderschönes, schweres Dogleg nach rechts unten: die 11 (Par 4)
Blick auf das Grün der 11
Überblick auf die 12: von rechts kommend über 2 Gräben auf das Grün mit Bunkerkette dahinter (Par 5)
Die 16: Richtung Baum spielen, dann kollert der Ball mit viel Glück nicht ins Wasser LINKS unten… (Par 4)
Nur wenig Wasser: das Grün der 17
Die 18 hinauf zum Clubhaus (Par 5)
Blick ins Land und über den Platz

Ein Kommentar zu „Golfen im Baskenland – Meaztegi Golf: Ballesteros kreative Bahnen am Bergwerkshang

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s