Son Gual ist für mich neben Alcanada und Son Vida der beste Platz auf der Baleareninsel. Modernes Layout, Fairness, Optik, Ausblicke, Pflegezustand, Gastfreundlichkeit und Clubhaus – da passt einfach alles. Und bitte: vergesst den Fluglärm.
Schon das Clubhaus ist ein Erlebnis: Schaffst du es durch die großzügige Halle am gutsortierten Proshop (!) vorbei auf die Terrasse, liegt vor dir der Platz in seiner ganzen Pracht und irgendwo im Dunst schimmert sogar Palma bis hierher. Sehr gastfreundlich der Empfang. An diesem Februartag erklärt man mir, dass die Grüns nach den diversen Frühjahrspflegemaßnahmen noch nicht die gewohnte Qualität hätten. Für Greenfee inkl. Buggy (!) verlange man deshalb nur 85 Euro.
Vor allem neue Plätze spiele ich außerordentlich gern allein und möglichst früh am Morgen, das sollte mir auch hier gelingen. Ich bin die Erste am Tee 1 um 9 Uhr. Früher lässt mich der Starter nicht raus – die Greenkeeper arbeiten bis zur letzten Minute an den Grüns. Die 1 liegt unter mir, dichtes, schon intensiv grünes, kurz gemähtes Fairway wie ein Teppich und mächtige, rotsandige Bunkerlandschaften mit hohen, runden Bunkerkanten zur Einstimmung. Die roten Giganten sind und bleiben eine der größten Herausforderungen auf diesem Platz. Die Länge des Par 72-Platzes (mit freundlich gesteckten roten Tees) ist eher nicht das Problem und die wenigen Olivenbäume stehen auch selten im Weg. Wer lange Schläge hat, kann sich hier ausleben, aber auch mit weniger Weite kommt man gut ans Ziel. Der Boden ist hart und knackig, die Bälle rollen weit aus.
Reinste Spielfreude
Was folgt: Eine spannende Bahn nach der anderen. Höchst ambitioniertes Layout aber trotzdem fair. Vielleicht habe ich einen besonders guten Tag – das Spielen ist jedenfalls pures Vergnügen, woran auch die beeindruckende Optik des Platzes großen Anteil hat. Auf der 4 geht es bergab Richtung Teich, dahinter liegt Palma und die Berge der Tramuntana sind zu sehen. Über den Teich spielt man dann das Par 3 der 5. Das Grauen packt dich am Tee der 7, dem schwersten Loch des Platzes, kein Wunder. Das Par-4-Dogleg bergauf hat im Knie nichts außer Bunker, deren hohe, gewellte Kanten jetzt am Vormittag auch noch bedrohliche Schatten werfen. Lieber kürzer und präzise als Draufhauen für mehr Länge hilft zumindest mir.
Auf der 8 kannst du dich erholen (glaubst du), schnurgerade Autobahn, nur leicht nach rechts hängend. Die 9 biegt sich dekorativ Richtung Clubhaus um ein hübsches Wasserhindernis. Von der Terrasse aus wird man später viele dort nach ihrem Ball fischen sehen…
Ach ja, die Grüns. Sie sind, wie zu erwarten war, nicht perfekt und nicht immer spurtreu, spielen sich aber an allen Bahnen gleich und sind deutlich besser als so manche Grüns anderswo. Die Fairways werden ab der 8 etwas höher und verlieren an Roll, es wird aber rundherum gemäht, während ich auf der Runde bin. Es sind unglaublich viele Greenkeeper unterwegs, was die Qualität des Platzes erklärt, die aber, sobald sie meiner aus der Ferne ansichtig werden, auf wundersame Weise hinter grünen Hügeln verschwinden.
Die Back Nine: eine Bahn schöner als die andere – und Bunker
Wie wunderschön liegt die 10 dann vor dir?! (Titelfoto) Später werde ich von der Terrasse aus die Abschläge der Anderen beobachten, jetzt konzentriere ich mich darauf, mich links oben zu halten, die Bunkerreihe lässt man geflissentlich rechts liegen. Das Grün der 10 hat, wie einige andere auch, ein außerordentlich großes Vorgrün. Ich jedenfalls habe noch einen schwierigen Chip zur Fahne vor mir, die so nahe wie möglich am Bunker im hintersten Grünteil steckt.
11 und 12 sind nicht allzu lang, und geben wunderschöne Ausblicke in die Landschaft frei. Ich verzeichne ein spielerisches Hoch, das aber auf der 13 rüde ausgebremst wird. Ich verheddere mich im Dogleg in einem der gefühlt 54 Bunker und das Par 4 wird für mich immer länger. Dafür die 15! Optisch vor allem vom Damenabschlag aus eine Augenweide, wenn man roten Sand mag, ihr ahnt es schon. Sicherheitshalber rechts halten, der Ball kullert dann aufs Grün, 2 Putts, fertig. Das Par 4 der 16 ist sicher eine der schönsten Bahnen leicht bergab. Auf dem Par 3 der 17 hast du Wasser und Bunker vor dir, ein riesiges Vorgrün und ein winziges Grün. Teuflisch. Wie durch ein Wunder gelingt mir ein Par, worauf ich übermütig die 18 bergauf versemmle, (nicht nur) weil ich mir meine Schläge komplett falsch einteile. Aber was soll’s: Ich habe Son Gual geschafft und setze mich glücklich auf die Clubhausterrasse.
Flugzeuge? Welche Flugzeuge?
„Jaaaa aber“, höre ich jene von euch sagen, die den Platz schon gespielt haben, „die vielen Flugzeuge!“ Klar, Son Gual liegt sehr nahe neben dem Flughafen Palma und die bereits tief fliegenden Flugzeuge geben so manches Fotomotiv her. Vielleicht war der Wind gerade günstig, vielleicht bin ich aus der Umgebung Wien Schwechater Luftverkehr gewöhnt, wahrscheinlich ist die Flugfrequenz im Februar niedriger als in der Hauptsaison. Ich jedenfalls habe mich nicht gestört gefühlt, konzentriert wie ich sein musste und freudvoll am Spielen, wie ich sein wollte.
Mein persönliches Fazit
Einer der besten Plätze Mallorcas mit kreativen Spielbahnen, unzähligen Bunkerlandschaften und einem Pflegezustand, der dein Golferherz höher schlagen lässt. Proshop mit sehr guter Auswahl an Textilien und Schuhen. Serviceorientierter Caddiemaster und sehr freundlicher Starter. Clubhausterrasse mit beeindruckendem Ausblick auf den Platz. Die 85 Euro Greenfee inkl. Buggy waren geradezu ein Witz, ab Mitte März kostet das Greenfee dann 145 Euro. Aber auch das wäre mir der Platz allemal Wert.
Lust auf mehr Mallorca? Diese Plätze habe ich ebenfalls gespielt: Santa Ponsa I, Bendinat, Son Gual, Son Muntaner und Andratx

















5 Kommentare zu „Mallorca – Son Gual: Hammer-Platz mit allen Schikanen ;-)“