Im Internet kursieren hymnische Beschreibungen des altehrwürdigen Golfplatzes Bellavista – sie sind aber wohl leider ebenso Geschichte wie der Ruhm des Platzes. Hier fehlt entweder das Geld oder die Liebe zur Pflege, was schade ist. Das Design des Par-71-Parklandkurses gäbe viel mehr her.
Es regnet an diesem Vormittag in Andalusien und die Natur freut sich. Ich hingegen streife auf dem Puttinggrün schon mal die Regenjacke über. Putten muss man hier mit ordentlich Schmackes, damit die Bälle überhaupt Richtung Loch rollen. Der Caddymaster schlurft letztendlich doch noch aus seinem Schuppen und bringt mir einen antiquiert aussehenden e-Trolley (der mich allerdings nicht im Stich lassen sollte). Irgendwie alles stimmig zum restlichen Ambiente. Am Eingang, auf der Range, im Clubhaus liest man das Gründungsjahr des Clubs, 1916, und glaubt das sofort. Das Restaurant ist angeblich neueren Datums, macht aber einen tristen Eindruck. Sekretariat und „Proshop“ befinden sich in einem Container mitten auf dem Parkplatz. Immerhin: der Empfang ist sehr freundlich, das Greenfee mit 40 Euro moderat und durchaus angemessen.
Am ersten Tee hört prompt der Regen auf. Ein Ehepaar aus Salzburg und ich schlagen unsere Drives hinab – ich leider in den Bunker im Dogleg-Knie, was mir das Weiterspielen nicht leichter macht. Es geht steil bergauf, das Grün liegt erhöht und ist bunkerbewacht. Meine Laune hebt sich erst an der 2, die breit vor mir liegt. Der Pinie in der Mitte sollte man durch kluge Schlägerwahl ausweichen.
Der Parklandkurs könnte sehr schön sein
Bellavista läuft weiterhin bergauf und bergab, hat dafür praktisch keine Wasserhindernisse. Die Bahnen werden rechts und links von Pinienreihen begrenzt und das genügt. Fast jedes Fairway hängt seitlich stark Richtung Meer, auch wenn das weit weg ist. Wir warten bis zum Schluss auf „bellavista“ sehen aber immer nur in die Jahre gekommene Appartmentsiedlungen und Villen, die zum Verkauf stehen. Die Fairways sind allesamt gemäht, wenn auch nicht kurz, die schlampigen Wege zwischen den Bahnen, die ungepflegten Areale neben den Fairways, Gestrüpp und Büsche machen aber leider einen verwahrlosten Eindruck. Ab und zu, wie auf der 4 oder der 6, kann man sich vorstellen, wie der Platz in guten Zeiten gewesen sein muss. Die Grüns stimmen mit dem langsamen Puttinggreen leider überein.
Dabei sind viele Bahnen durchaus spannend! Die 5 etwa, ein Par 3, das stark nach links hängt, bei dem Rechtshalten aber auch keine Lösung ist. Die 6 schlängelt von Anfang an, hängt nach rechts, um immer schmäler zu werden und in einem malerischen Pinienhain zu enden. Das Par 3 der 9 geht steil bergauf, hängt stark nach rechts und ist außerdem noch 158/138 Meter lang.
Klapperstorch
Beim Anstieg zum Grün höre ich verwundert einen Storch klappern und tatsächlich sehen wir auf der 10 ein Storchennest auf einem Mast. Die schwarzweißen Vögel fliegen rasant über den Platz, wir spielen flüssig weiterhin bergab und bergauf. Die Höhenunterschiede sind nicht zu unterschätzen. Das Bergauf-Par-3 der 13 gefällt mir sehr gut, was am erfreulichen Score liegen könnte. Auf dem breiten Fairway der 14 steht wieder einmal eine einzelne Pinie mitten in meiner Landezone und macht wohl auch Longhittern das Leben schwer. Das schwierigste Loch bleibt nur scheinbar breit, der engstehende Pinienwald rechts und links ist immer zu nah. Ab der 16 geht es wieder bergab, vor dem Grün liegt ein kleiner Teich, das einzige frontale Wasserhindernis von Bellavista. Das Par 5 der 17 schließlich schlängelt sich talwärts Richtung bunkerumsäumtes Grün, ehe die 18 steil bergauf zum Clubhaus führt. Das Glas Weißwein auf der Terrasse schmeckt ausgezeichnet, der Service ist sehr freundlich, aber im Ambiente, das aus Plastikstühlen und -tischen unter ausgefransten Sonnenschirmen besteht, will halt keine rechte Freude aufkommen.
Mein persönliches Fazit
Ein an sich schöner Parklandkurs, der aber dringend auf Vordermann gebracht werden müsste. Clubhaus und Proshop nicht erwähnenswert. Dafür kostet eine Runde nur 40 Euro. Im Zweifel würde ich den Platz auslassen und statt dessen El Rompido NORD und El Rompido Süd sowie Islantilla (27 Loch) spielen. Auch im Blog: Nuevo Portil












