14 Kilometer südwestlich von Padua liegt der 27-Loch-Platz Golf della Montecchia in völlig flachem Gelände, die euganeischen Hügel nur im Hintergrund. Fairway-Wellen, richtiges Wasser und lange Bahnen durch schönen alten Baumbestand machen den Kurs spielerisch wie optisch molto bene.
Nein, die kurvig-steile Einfahrt in die Tiefgarage am Clubhaus, die sich erst unten als geschlossen erweist, was mich zum mühsamen Zurückschieben zwingt, muss nicht sein. Es gibt einen Parkplatz für Gäste neben dem beeindruckenden, schlossartigen Clubhaus, das – ebenso wie die Ländereien – venezianischen Grafen mit dem melodischen Namen Emo Capodilista gehört hat, die heute für ausgezeichnete Weine bekannt sind. Mein Trolley parkt nobel unter dem Säulenvordach, ich bekomme ohne Mühe eine Startzeit für den Aprilmorgen und die Kombination Weiß/Rot und kann losziehen.
Precorso Bianco/Weißer Kurs: breite Bahnen, schmale Fairways
Vor mir liegt, zwischen hohen Baumreihen, das Par 5 der 1, ein sehr akkurat gemähtes Fairway mit weißleuchtenden Bunkern, die ich spielerisch ignoriere. Das mit den Bäumen soll auch auf den nächsten Bahnen so bleiben. Auf der 3 bildet eine hohe Pappelreihe rechts das Aus, das Bermudagras-Fairway zieht sich schlangenlinienförmig durch sanfte seitliche Hügel und Wellen und macht die ansonsten völlig ebene Bahn tricky. Ein Mähroboter kreuzt meinen Weg und hinterlässt ziemliche Mährückstände. Sehr ähnlich anfangs die beiden leicht nach rechts gebogenen Bahnen 4 und 5, die allerdings unterschiedlich enden. Bei der 4 lässt ein Streifen Rough vor dem Grün nicht zu, dass man den Ball hinaufrollen lässt, bei der 5 kommt am Ende ein überraschendes Grün – das wie alle anderen ziemlich schnell ist – rechts vom Teich.
Optisch wunderschön, aber die schwerste Bahn, dann das Par 4 der 6, das in der Mitte durch Teich links und Bunker rechts ganz außerordentlich tailliert ist. Achtung, ich hätte danach fast den falschen Abschlag gewählt: Von der 6 geht es am Tee der 13 vorbei durch die Buschreihe auf die 7. Das Par 3 endet auf einem Dreiviertelinselgrün mit allerliebsten gelben Lilien am Teichrand, die meinen Ball magisch anziehen. Sehr schön zu spielen das leichte Dogleg der 8, ehe mit der 9 ein Par 5 folgt, dessen Fairway außerordentlich weit vom Abschlag entfernt beginnt. Apropos Abschläge: die sind wirklich der einzige Makel heute, das Gras ist so hoch, dass ich zu einem höheren Tee als üblich greifen muss. Anzunehmen, dass der Regen der letzten Wochen das Gras exorbitant sprießen lässt und die Greenkeeper kaum nachkommen. Generell ist der Platz nämlich top in Schuss!
Precorso Rosso/Roter Kurs: mehr Wasser und wunderschöne Par 3s
Bei Plätzen, die Kombinationen anbieten, erwartet man sich auf den zweiten Neun immer eine Veränderung. Die kommt auf der 10 nicht sofort. Der Rote Kurs startet mit einem friedlichen Par 4. Ab der 11 kommt dann aber schon ganz massiv Wasser ins Spiel: das Par 3 entzückt optisch – das Inselgrün ist allerdings schmal, länglich und verzeiht keine verzogenen Schläge. Nach einem Par 5, das man mit ordentlichen Schlägen erfreulich bewältigen kann, dann die 13: Das Par 4 startet schon mit dem Lilienteich rechts (ihr erinnert euch, die 7?), neben dem Handicapper:innen wie ich den T-Shot platzieren. Von da geht es durchaus über noch mehr Teich auf ein recht onduliertes Grün. Eine wunderbare Bahn!
Trocken bleibt man auf 14 und 15 – rechts und links nur dichte Baumreihen. Die 15 finde ich wieder besonders gelungen, auch hier ein schmaler, schlangenförmig gewundener Streifen Fairway durch seitliche Hügellandschaften mit Rough. Ich muss warten, bin auf eine Gruppe aus vier älteren Herren aufgelaufen. Auf der 16 ist von Anfang an Vorsicht geboten – man hält sich links, um einen guten Winkel nach der Biegung zu haben, dort lockt aber Wasser. Vorsicht sollten auch die Herren vor mir walten lassen, sie schlagen ihre Bälle in einer mir nicht geläufigen Reihenfolge – egal, wer vorn oder noch hinten liegt. Als ich mich deutlich später dem Grün nähere, wird dort neben dem Flaggstock trefflich gestritten. Herrlich italienisch, laut und mit großen Gesten, und ich vermute, es geht um die Zahl der soeben absolvierten Schläge… Die Herren begeben sich endlich zur nächsten Bahn, die mich wenig später begeistern soll: Die 17 ist ein wunderbares Par 3 – 184/163 Meter aufs Grün mit Wasser, Steg und Trauerweide. Das Quartett vor mir verträgt sich wieder, erkenne ich von Weitem, lachend und schulterklopfend fährt es zum nächsten Loch.
Auf dem prächtigen Par 5 Richtung Burgruine, das zum Ende hin sehr schmal wird, kreuzt wieder ein Mähroboter meinen Weg. An den sehr gut besuchten Übungsanlagen und am Swimmingpool vorbei geht es zurück zum Clubhaus. Die Wolken sind immer dunkler geworden, jetzt zieht Wind auf, ich beeile mich, mein Golfzeug noch trocken ins Auto zu bringen und lasse leider den Drink nach der Runde aus, der möglicherweise aus einem Glas Cabernet Conte Emo Capodilista bestanden hätte…
Mein persönliches Fazit
Ausgezeichneter, völlig ebener, sehr schön gestalteter Platz mit altem Baumbestand und Teichen, was die Kombination Weiß/Rot betrifft, die ich gespielt habe. Ziemlich langer Kurs mit 6.078/5.326 Metern, aber auch für hohe Hcps erfreulich zu spielen. Tolle Übungsmöglichkeiten, sehr schönes Clubhaus und sehr gut sortierter Chervó-Proshop.