Costa del Sol – Atalaya / New Course: Zuckerbrot und Peitsche

Ich bin einiges an Steigungen, Engstellen, Felsen und Schräglagen gewohnt in Andalusien, aber was der New Course von Atalaya auffährt, hat mich doch zeitweilig ein wenig meiner guten Golflaune beraubt. Aber nicht nur: einige der Bahnen machen großen Spaß und auch optisch einiges her.

Es fängt alles relativ harmlos an. Nachdem ich mit dem Cart gute 500 Meter zum ersten Tee des New Course gefahren bin und dort Vater und Sohn aus Holland begrüßt habe, spielen wir ein ebenes, wenn auch schmales Par 4 und ich sogar ein Par. Merke: sehr (!) langsame Grüns. Auch die 2 hängt nur leicht, bleibt aber friedlich, ehe man am Tee der 3 nicht sieht, wohin, und sich mal das „Ziel Korkeiche Mitte“ steckt. Abschlagtafeln gibt es hier nicht, die Carts haben kein GPS, Golfuhr also sehr zu empfehlen. Schön liegt dann das Par 3 der 4 vor uns, die Herren müssen über den Teich, von Rot spielt man seitlich dran vorbei. Meine beiden Holländer versenken am nächsten Loch ihre Bälle auf Nimmerwiedersehen seitlich im Wald, hält man sich aber mittig, muss man auf der 5 nur die vielen Bunker überspielen. Bis jetzt alles zwar nicht easy, aber schön zu spielen, finde ich, aber die Herren grinsen hinterhältig. Mir ist schon aufgefallen, wie viele Bälle sie in ihrem Cart bunkern.

Präzision statt Länge

Nach dem sehr gelungenen Teeshot in das Knie der 6 wird mir einiges klar. Ganz rechts an der Mauer entlang muss man die Bahn anspielen, damit die Kugel nicht nach links in den Abgrund rollt. Das gelingt mir sogar – der gewünschte Effekt tritt aber nicht ein. Mein Ball (und nicht nur meiner) findet sich ganz links, ganz unten nicht wieder. Weil man das einfach nicht glauben kann, hat man keinen Provisorischen gespielt und droppt halt. Der nächste Schlag muss sehr, sehr hoch hinauf, um irgendwie das Fairway zu erreichen. Zum Ausgleich folgt ein kurzes Par 4, in dem höchstens die mittig platzierten Olivenbäume den Schlag auf das Grün behindern. Die zweitschwierigste Bahn, das Par 4 der 8 hängt mehr nach links, als man glauben möchte – und sollte. Länge ist auf Atalaya Old fast nie ein Problem – das sind definitiv die extremen Schräglagen, die Bunker und der harte Boden, auf dem die Bälle verspringen. Auf der 9 stehen wir buchstäblich an einer Weggabelung, und ich bin frohen Mutes. 111 Meter auf das hoch oben liegende Grün, der Ball hält, ein Putt wieder einmal zu langsam und zu kurz, aber ein Par geht sich aus.

Der Fluch der zweiten Neun

Die Holländer mit Platzkenntnis sind ein wenig blass um die Nase, als wir am Abschlag der 10 stehen: Natürlich sehe ich, dass die Bahn links in eine tiefe Senke abfällt, selbstverständlich rät man mir, mich rechts zu halten. Ich beherzige alles – und trotzdem ist der Ball nicht zu halten. Ganz rechts gespielt, aber die Kugel rollt unweigerlich nach unten, bleibt immerhin spielbar liegen. Der nächste Schlag muss wieder eine Steilwand hinauf, ist er zu kurz, liegt dein Ball bald wieder vor deinen Füßen. Ich erspare euch die weiteren Details unseres 3er-Flights, nur so viel: unser bestes Loch war die 10 nicht. Auf der 11 links ein Netz, rechts der Abgrund, der Ball hält links nicht, er liegt rechts unten hinter Bäumen. Nicht witzig der steile Schlag hoch hinauf auf das Grün, der auch noch über dichtes Buschwerk führen soll. Ich werde langsam ein bissl grantig.

Als hätte der Platzdesigner das gewusst, streute er ein nettes Par 3 ein mit hübschem Blick auf das Grün vor dem Teich, bergab, und Sohn Holländer spielt ein Birdie, das wir ausgiebig feiern. Nicht lange allerdings, das nächste Par 3 besteht aus einem ultraschmalen Korridor und ist trotzdem 166/138 Meter lang. Statt auf „möglichst lang“ sollte man auf „möglichst genau“ setzen und eventuell vorlegen.

Dann und wann eine „normale“ Bahn

Interessant, am schwersten gerated ist das Par 5 der 14 wohl wegen seiner Länge, aber es hängt nur ganz ganz wenig, was fast schon eine Erholung ist. Das Par 4 der 15 ist wirklich so etwas wie eine ganz „normales“ Golfbahn. Nachdem die 16 dann fast rechtwinkelig um die Ecke biegt und bergauf führt, verläuft das Par 3 der 17 in großen Wellen bergab und leicht nach links. Meine große Stunde schlägt auf der 18, die ich strategisch gut anlege und mich beim Schlag auf das Grün weder in den Bäumen verheddere noch zu lang oder zu kurz bin und mein Ball entweder im Wald oder der welligen Grünumgebung liegt. Versöhnlicher Abschluss einer kuriosen Runde. Die Zahl der Bälle im Cart der Herren hat sich deutlich vermindert. Weite Schläge werden auf dem Atalaya New Course oft mit Unter-Bäumen-Ball-Lagen oder Nimmerwiedersehen bestraft.

Auf dem Weg zurück passiere ich den völlig ebenen Old Course, auf dem sehr viele ältere Herrschaften friedlich vor sich hinspielen und danach zufrieden vor dem kleinen Büffet-Häuschen beim Bier plaudern. Das nehme ich heute auch – allerdings auf unserer Terrasse im Ferienhaus.

Mein persönliches Fazit

Ein nicht uninteressanter Platz, auf einigen Bahnen aber hart an der Grenze dessen, was man als fair empfindet. Zu oft werden auch gute Schläge bestraft. Unbedingt Cart nehmen! Wer es gemütlicher mag, spiele lieber den flachen Old Course. Netter Proshop – das Clubhaus ist ansonsten nicht zu empfehlen, da schon lieber das gemütliche Büffet-Häuschen am Old Course.

atalya-golf.com

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An der Costa del Sol gibt es auch eine Reihe an Deluxe-Plätzen, die natürlich allesamt hervorragend sind. Greenfees allerdings bei 225,- und mehr: allen voran Valderrama, La Reserva, La Hacienda Links, Finca Cortesin, San Roque/Old Course und La Zagaleta/Old Course

Der friedliche Beginn: das schmale Par 4 der 1
Abschlagtafel Fehlanzeige – Ziel Korkeiche auf der 3 (Par 5)
Sehr schönes Par 3 über den Teich für die Herren – 146/103 Meter
Die Bunker verengen die 5 doch sehr deutlich (Par 4)
Ab jetzt wird es grimmig: das Par 5 der 6 wird rechts begrenzt durch eine Mauer, links lauert der Abgrund
Das tiefliegende Grün der 7 (Par 4) kann man vom Tee durchaus erreichen – wären da nicht die 2 Olivenbäume in der Mitte
Hcp 2 hat das Par 4 der 8, das stärker nach links hängt, als man glaubt
Es ist ein Kreuz mit der 9! Par 3 mit 122/111 Metern
Nahezu unspielbar für uns 3: das Par 4 der 10
Witzig gemacht, aber nicht witzig – Diebstahlwarnungen am Platz
Irgendwelche Ideen? Das Par 4 der 11, das Grün oben hinter dichtem Buschwerk
Hübsches Par 3, die 12
Gefinkeltes Par 3 – die 13
Allenernstes die schwierigste Bahn, das Par 5 der 14 🙂
Fein zu spielen, die „ganz normale“ 15 (Par 4)
Hcp 3: schwierige 17 (Par 3)
Schönes, aber schwieriges Ende am Par 5 der 18

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