Costa del Sol – Los Arqueros: die wunderbaren Spielbahnen des Señor Ballesteros

„Die Seele des europäischen Golfs“ nannte Jack Nicklaus Severiano „Seve“ Ballesteros, der in den Hügeln von Benahavis 1991 seinen ersten Golfplatz an der Costa del Sol designte. Diese Seele spürt man in Los Arqueros: ein fast stiller Platz, nicht offensichtlich grandios, aber mit großen Stärken und feiner Kreativität. Und wahrlich nicht einfach zu spielen.

Graue Wolken hängen über den Bergen und Schluchten von Benahavis an diesem Märzdonnerstag. Außer mir sind heute nicht Viele die Straße nördlich von Marbella durch endlos scheinende Apartmentanlagen hier herauf gefahren. Ich kenne die Topografie hier mittlerweile ganz gut und nehme ein Cart, im Sekretariat interessiert man sich nicht sehr für Kundschaft.

Hart aber fair

Links die Drivingrange und somit das Out, rechts eine steile Böschung – so beginnt die 1. Vor der Kante wäre links halten besser, ehe der nächste Schlag auf das tief unten liegende Grün muss. Das Grün beißt gut – mein Ball bleibt liegen. 121 Meter habe ich dann auf das Grün der 2, das von zwei tiefen Bunkern geschützt ist, was ihm aber nichts nützt. Es geht aufwärts zur 3, die in Sanduhrform vor mir liegt, wobei sich die schmalste Stelle zwischen Teich links und Abhang rechts leider genau in meiner Landezone befindet… Das Dogleg der 4 soll dann für eine Weile eines der gemütlichsten Bahnen sein, aber das weiß ich da noch nicht. Was mir außer der breiten Bahn noch gefällt, ist, dass die Bebauung rundum weniger wird und es bis auf Specht und Vogelgezwitscher völlig ruhig ist.

Von den erhöhten Abschlägen spielt man über eine Grube auf das wiederum oben liegende Grün der 5. Wieder ist nicht der Schlag das Problem, sondern das ziemlich schnelle Grün, dessen Breaks ich nur schwer erkennen kann, die aber sehr wohl da sind, ohja. Überhaupt – auch wenn ihr auf den Fotos braune Stellen auf den Fairways seht: Los Arqueros ist in tadellosem Zustand, auch die 7, eine der wenigen ebenen Bahnen, dafür gemein schmal, ich schätze das Fairway etwa auf 30 Meter Breite. Seve lässt uns Spieler:innen keine Zeit zum Verschnaufen: Die 8 mit Hcp 1 ist als Dogleg gestaltet, fällt nach einer Kuppe blind (und steil!) ab zu einem querenden Bachlauf, um anschließend zwischen beidseitigen Bunkern wieder ziemlich anzusteigen Richtung winzigem Grün. Das kurze Par 4 der 9 wird durch den steil ansteigenden Verlauf nicht unbedingt kürzer.

Rauf – runter, rauf – runter mit Pinien

Aber die Längen sind es nicht, die den Par-71-Kurs schwierig machen, man braucht eine gewisse Präzision und zumindest die Idee einer Strategie. Die Downhill-10 hat zumindest eine breitere Landezone, ehe es auf das erhöhte Grün geht, das gemeinerweise fast unsichtbar onduliert ist – für mich zumindest.  Nach einem halbwegs ebenen Par 3 fahre ich zum gelben Tee der 13 und von dort ist der Ausblick einfach atemberaubend: Tief unten eines der Signature Holes des Platzes, das Par 4 der 12, schwierig von allen Tees, weil jede Landezone schmal zwischen Pinien liegt. Auf dem Grün wundere ich mich, weil laute spanische Rufe zu mir herüber schallen und jeweils drei der vier Herren des Vorderflights mit dem Rücken zu mir stehen und aufgeregt beobachten. Als ich an der 13 ankomme, wird mir klar, warum. Ist der Teeshot von Rot tief hinunter auf das Fairway schon unübersichtlich, hat man von Gelb einen blinden Schlag und braucht Kumpels, die einem sagen, ob der Ball überhaupt im Spiel ist.

Die nächste einfach prachtvolle Bahn hat Ballesteros als 15 gedacht. Wieder ein Teeshot von oben nach unten, ein harmlos querendes Bächlein, ein mittiger Bunker und scheinbar wahllos verstreut Olivenbäume. Gute Nerven braucht man auf dem 109/97 Meter kurzem Par 3, das fast nur aus Teich besteht. Rechts und hinter dem Minigrün droht das Aus. Ich kann mich sammeln vor dem Teeshot, weil der Flight vor mir noch spielt, und komme mit dem vorbeifahrenden Marshal ins Plaudern, der sich bei mir für die langsamen Flights vor mir entschuldigt, die er auch um schnelleres Spielen gebeten habe. „These Englishmen“, seufzt er in lupenreinem British English. Kein Wunder, er stammt von der Insel.

Hügelan, das ist mir klar, werden die nächsten beiden Bahnen zurück zum Clubhaus verlaufen. Die 17 beginnt aber steil bergab  (da ist der kleine Bach wieder), verläuft dann aufwärts mit Bogen nach rechts. Den Teeshot links halten ist kein Fehler und für den Schlag Richtung Grün einen Schläger mehr nehmen. Die 18 erspare ich mir. Es beginnt wie aus Schaffeln zu schütten, dazu bläst scharfer Wind, und ich rette mich mit dem Cart ins moderne, aber völlig leere Clubhausrestaurant, wo ich wie eine Königin bedient werden.

Mein persönliches Fazit

Für mich ein Herzplatz, den man spielen sollte! Wunderschön designte Bahnen mit Charakter in den Bergen oberhalb von Marbella in absoluter Ruhe, die einem höchste Konzentration abverlangen und eher präzise Schläge fordern, denn Länge. Auch wenn es optisch manchmal nicht so aussieht: sehr guter Pflegezustand. Fotos mit Sonne wären natürlich noch schöner.

www.losarquerosgolf.com

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An der Costa del Sol gibt es auch eine Reihe an Deluxe-Plätzen, die natürlich allesamt hervorragend sind. Greenfees allerdings bei 225,- und mehr: allen voran Valderrama, La Reserva, La Hacienda Links, Finca Cortesin, San Roque/Old Course und La Zagaleta/Old Course

Die Bergabhälfte der 1: nicht die beste Lage zum Schlag auf das Grün (Par 4)
148/121 Meter auf das Grün der 2
Links der Teich, rechts der Abgrund: die Sanduhr des Par 5 der 3
Dogleg nach links, erst bergab, dann bergauf – eine der breiteren Bahnen: das Par 4 der 4
Augenweide! Das Par 3 der 5 über die Grube
Mimosen am Grün der 6
Schöne alte Abschlagtafeln
Gerade aber sehr eng: das Par 4 der 7
Hcp 1, kein Wunder: Dogleg nach rechts, dann der Graben und dann das Grün oben – Bahn 8
Sonnige 9, relativ steil bergauf (Par 4)
Blick zurück auf die schmale 10 (Par 4)
Mediterranes Par 3, das bergauf scheinbar länger wird als 140/120 Meter (Bahn 11)
Da schlägt das Herz höher: Abschlag auf die wundervolle 12 mit schmalen Landezonen für Alle (Par 4)
Abschlag von Rot schon unübersichtlich, von Gelb blinder Schlag: das Par 5 der 13
Scheinbare Idylle mit Meerblick auf der 14 (Par 4), die leichteste Bahn
Optisch einfach wunderschön – spielerisch herausfordernd: das Par 4 der 15
Einmal mehr Nervenstärke und Präzision braucht es auf dem Par 3 der 16 (109/97 Meter)
Steil hinan und dann eine Biegung nach rechts auf das hochliegende, kleine Grün der 17 (Par 4)

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