Costa del Sol/Deluxe – Real Club Valderrama: ein wahrhaft königlicher Spanier!

Valderrama ist mit Sicherheit der Höhepunkt jeder andalusischen Golfreise! Ich näherte mich mit großer Ehrfurcht dem „#1 Golf Club in Spain“, auf dem schon so viele Golfgrößen der Welt aufgeteet haben. Jetzt also ich, eine durchschnittliche Golferin mit Fernsehbildern im Kopf, die mir allerhöchsten Respekt abringen. Aber siehe da: Valderrama macht dank ausgezeichnetem Design richtig große Freude!

Teetimes werden in Valderrama wie Gold gehandelt. Buchstäblich, das Greenfee ist mit 500 Euro wohl eines der teuersten Europas, vermute ich. Dazu kommt, dass Nichtmitglieder überhaupt nur zwischen 12 und 14 Uhr aufteen dürfen und dazu pro Gruppe auch noch einen Forecaddie auf die Runde mitnehmen müssen. Nun hab ich doch ein paar gute Kontakte (Danke an dieser Stelle!) und traf um 10 Uhr meine zukünftige Flightpartnerin, die Hamburgerin Gesa „Igel“ Müller, die seit Jahrzehnten Mitglied ist, und den Werdegang des von Robert Trent Jones Senior 1974 entworfenen Kurses zum Weltklasseplatz miterlebt hat. Den Zusatz „Real“ erhielt der Platz in der Nähe der Golfdestination Sotogrande von König Juan Carlos I im Jahr 2015.

An dem noch kalten Februartag trinken wir erst einmal eine gepflegte Tasse Tee vor dem Kamin im Membersbereich des Clubhauses und plaudern uns warm. Der Umstand, dass Igel seinerzeit 24 Turniere der LET mitgespielt hat und bei der PGA aktiv ist, trägt nicht wesentlich dazu bei, dass ich an Tee 1 entspannt ankomme.

Im Wald

Das Par 4 der 1 steht schon dafür, wie der Par-71-Kurs (mit 5.520/4.874 Metern kürzer als mein Heimatplatz) generell sein wird. Nicht unüberwindlich lang, aber äußerst schmal, rechts und links von hübschen knorrigen Korkeichen gesäumt, die nach dem 1. Schlag im Dogleg der 2 auch die komplette Sicht auf das Grün versperren. (Bitte schau dir das Foto an…!) Dafür punkte ich auf dem schrägen, kurzen Par 3, das wie zur Erholung folgt und merke: Man kann auch in Valderrama durchaus ein Par spielen.

Das Par 5 der 4 beginnt ausreichend breit, verläuft später aber bergauf und endet auf einem kleinen Grün, links Riesenbunker, rechts Wasser. Und überhaupt Grün: ich hatte „sehr schnell“ erwartet und bekam es auch. Putten ist im Royal Club Valderrama eine Herausforderung, auch wegen der unscheinbaren, schwer zu lesenden Breaks. Vom Damentee aus setzt man dann auf der 5 den Ball mittig zwischen die Bunker, ehe es steil bergan geht, auf ein wirklich traumhaft schönes Grün! Die Schneise dorthin ist schmal und vier Bunker rund ums Grün machen die Sache nicht einfacher.

Bunkerfestival auf dem Par 3 der 6: 122/115 Meter nur, aber welche! Auch zu lang sein ist keine gute Lösung – der Bergabchip vom Hang aus dem hohen Gras oder der kurze Bunkerschlag machen keine Freude. Ich erspare mir das alles – Igel hat mich gut beraten. Der Herrenflight vor uns trödelt, wir laufen auf auf der 7, der Bahn mit Hcp 1, die man von den vorderen Tees aber ihrer Breite wegen recht gern spielen mag. Auf der 8 reißt Igel der Geduldsfaden: Ob es mich störe, wenn wir überholen? Mein Eindruck der 8: sehr, sehr viele Bäume! Wir düsen selbstverständlich an den Herren nicht vorbei, sondern bleiben höflich stehen und Igel plaudert ein paar Worte. „Da hast du gleich die Crème de la Crème von Valderrama kennengelernt“, sagt meine Partnerin. „Die spanischen Tourspieler José Maria Cañizares und Manuel Piñero, und einen der früheren Präsidenten von Valderrama, Nuno de Brito Cunha.“ Trockener Nachsatz: „Die dürfen langsam spielen.“

Atem(be)raubendes Platzdesign

Die 10 führt uns als Dogleg um einen Teich und sanft hügelan und dann – stehen wir am Tee der 11, die ewig lang, bergauf und mit seitlichen weißen Bunkerketten vor uns liegt. Scheinbar direkt in den Himmel führt die Bahn, die man aus dem Fernsehen so gut kennt, und wo der starke Wind den Profispielern den Teeshot aus großer Distanz so schwer macht. Ich spiele weitaus kürzer, aber schöne Schläge und beendet die 11 immerhin mit einem Bogey. Nach dem Putten muss man einfach kurz innehalten und den Ausblick bis zum Meer genießen und auf die Bunkerlandschaft der 15. Doch zuerst liegt schmal, sehr schmal, das lange Par 4 der 12 vor uns. Seitlich vom Grün führt der Weg ins Buschwerk, und Igel zeigt mir den riesigen Speichersee, der erst vor wenigen Jahren angelegt wurde, um das Wasser vor allem für die sommerliche Platzbewässerung zu sammeln. Valderrama wurde übrigens als erster Golfplatz Europas schon 1991 umweltzertifiziert. Auch Plastikflaschen sind verpönt, immer wieder gibt es Trinkwasserautomaten mit Papierbechern.

Ansonsten soll Wasser auf den kommenden Bahnen bis zur 17 kein Thema sein. Das größte natürliche Hindernis sind die unglaublich engen Baumreihen, auf der 13 vor dem Grün etwa. Eine der schönsten von Valderrama ist Bahn 14, mit Hcp 2 von Rot, aufwärts und mit sehr viel Sand rund um das Grün. Spektakulär das Par 3 der 15, schief bergab, und alles hängt zum Bunker, wenn du das Grün nicht triffst.

Das verflixte 17. Grün

Das Par 5 der 17 beginnt ausnahmsweise breit, Igel warnt mich aber ab der Mitte vor dem dicken Ende. Von dort spielen die Profis das berühmte Halbinselgrün an, dessen Vorgrün so gemäht ist, dass ein wenig zu kurz geratene Bälle unweigerlich ins Wasser zurückrollen. Auch ein gewisser Tiger Woods verspielte 2000 an der 17 seine Siegchance bei der World Series Championship. Nun schlage ich aber aus der Bahnmitte (ca. 220 Meter) sicher nicht auf das Grün – mit normalen Schlaglängen und einem schönen Pitch schafft man die 17 aber mit Würde! Ich müsse mir hier Stadionatmosphäre vorstellen, sagt Igel. Nach Jahren der European Tour habe sich jetzt die LIV hier eingekauft, beim Turnier 2023 sei die ganze linke Fairway-Seite voller Tribünen gewesen und laute Musik habe den royalen Platz beschallt. Ich bin nicht sicher, ob ich mir das wirklich vorstellen möchte. Bei Vogelgezwitscher geht es noch einmal eng durch Baumreihen, dann links um die Ecke, und das bunkerumrundete Grün der 18 ist gut zu mir.

Wir lassen den Tag bei einem vorzüglichen Mahl in den Clubräumen von Valderrama ausklingen, dessen Wände unzählige Fotos von Severiano „Seve“ Ballesteros zieren, der 1997 Captain war, als die Europäer hier den ersten Ryder Cup auf europäischem Festland gewannen. Durch die raumhohen Glasfenster genießen wir den Ausblick auf die 1, wo gerade eine Gruppe mit Caddie am Start ist. Ich fotografiere selbstverständlich nicht – es könnte Prominenz anwesend sein.

Mein persönliches Fazit

Once in a lifetime! Lasst euch den Platz zu einem Runden schenken, baggert ein Mitglied an, verkauft euer letztes Hemd. Das Greenfee ist exorbitant mit 500 Euro, dazu Cart (60,-) und Caddie (wenn man das erste Mal spielt, ca.70-80 Euro). ABER: Der Platz ist jeden Cent wert und das Erlebnis unvergesslich. Mindesthandicap allerdings 24. Das wird von den Caddies kontrolliert und wenn das Spiel nicht passt, ins Sekretariat gemeldet. Angeblich wird man auch beim Einschlagen auf der Range schon via Kamera beobachtet… Selbstverständlich großartiger Proshop und hervorragendes Essen im Clubhaus.

www.valderrama.com

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Demnächst hier: Golfen an der Costa del Sol um wenig Geld, zB. La Duquesa, Los Arqueros, Atalaya

Annäherung vom Parkplatz
Bahn 1 vom vordersten, roten Tee. Es gibt 6 Tees insgesamt.
Nach dem Schlag ins Knie des Doglegs sieht man auf der 2 eigentlich nur – Bäume! (Par 4)
Kurzes, schräges Par 3, die 3
Für heutige Verhältnisse sind die Grüns geradezu winzig.
Etwa Bahnmitte auf dem Par 5 der 4, das kleine Grün eingeklemmt zwischen Bunker und Wasser.
Das Par 4 der 5: Ball genau zwischen den Bunkern platzieren, …
… ehe es durch den Korkeichenkorridor aufs höhergelegene Grün geht. Originelle Fahnenposition 😉
Bunkerfestival auf der 6 – welchen hätten’s den gern?
Hcp 1 für das Par 4 der 7, das vom Damentee außerordentlich gut zu spielen ist.
Der Schlag auf das Grün der wundervollen 11 – die Fahne im Himmel (Par 5, siehe auch Titelbild)
Gipfelsieg: das 11. Grün mit Ausblick auf das Meer und das Ende der 15
Langes Par 3, die 12, von Gelb 165 Meter bergauf und Hcp 2
Ein komplett neu angelegter See dient als Wasserreservoir für die Platzbewässerung
Und wieder: ein schmaler Pfad für den 2. Schlag: das Par 4 der 13
Unpackbar schön und herrlich zu spielen: das Par 4 der 14, Hcp 2 von Rot
Weil’s so schön ist: das bunkerbewachte Grün der 14
Schlag genau dosieren! Der Ball rollt auf dem Par 3 der 15 unweigerlich nach rechts in den Bunker, wenn er zu kurz ist
Widerborstiges Inselgrün der 17
Das schönste Halbinselgrün aller Zeiten? Zu kurz, zu links – und der Ball rollt zurück ins Wasser
Zahme 18 als Cool down (Par 4), aber eng, klar
Fotografieren im Clubhaus verboten. Die ganze Pracht von der 11 aus.

 

 

16 Kommentare zu „Costa del Sol/Deluxe – Real Club Valderrama: ein wahrhaft königlicher Spanier!

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