Erst drei Jahre alt ist der jüngste Golfplatz an der Costa del Sol. Azata hat noch ein paar Kinderkrankheiten, aber durchaus Potenzial für einen interessanten Kurs mit Meerblick und Blick auf die Sierra Bermeja. Vor allem auf den ersten 9 ist das Design, gelinde gesagt, eigenwillig.
Baustellen, Apartmenthäuser, Baustellen: Wenn man von Estepona nordwärts fährt, ist offensichtlich immer noch Platz für neue Feriensiedlungen – und einen weiteren Golfplatz zu den ohnehin schon über 100 bestehenden an der Costa del Sol. Während manche Clubs ganz offensichtlich mit fehlenden Budgets kämpfen, haben sich für den Bau des Par-71-Kurses Azata wohl Investor:innen gefunden. Und so erreicht man knapp unterhalb der Autobahn irgendwann ein eckig-funktionales Clubhaus. Die Begrüßung ist ebenso schlicht, ohne Infos und Hinweisschilder verirrst du dich schon auf dem Weg zum 1. Tee.
Verwirrung, Ratlosigkeit und Schräglagen
Das französische Paar dort hat keine Teetime, lässt mich aber konsequent alleine los spielen, was von Anfang an keinen Sinn macht, weil vor mir ausschließlich 4er-Flights spielen. Ich bin beeindruckt: Vor mir die Berge der Sierra Bermeja, wolkenumfangen in dramatischem Licht, darunter eine kolossale Autobahnbrücke, und vor mir ein Par 4, auf dem ich mich deutlich links halte. Schwierig, denn der Wind pfeift ordentlich (kalt) aus den Bergen an diesem frühen Märzmorgen. Fast linksgolfartig ist das Fairway auf der 2, mit Wellen und Senken und sehr hartem Boden für langen Roll, den ich gut brauchen kann. Rückenwind diesmal, passt.
Etwas ratlos stehe ich dann am Tee der 3, das schräg und steil talwärts geht, unterbrochen von einer querenden Busch- und Baumreihe. Wenn man die deutlich links überspielt, kann es sein, dass der Ball den steilen Hang nach rechts Richtung Grün rollt, über dem drohend die Autobahnbrücke der AP-7 hängt. Es bleibt irgendwie skurril, mit dem Cart geht es wieder zurück, und links von mir liegen mehrere Golfbahnen. Irgendwie kommt mir eine bekannt vor, und schließlich merke ich: Nur durch einen Zaun getrennt verläuft mein nächstes Par 3 parallel zu zwei Bahnen Valle Romano. Drum ist da auch kein Platz neben der Felswand, das Par 3 besteht aus Felsen rechts, Felsen Mitte und einem vom Abschlag nicht einsehbaren, tief unten liegenden Grün.
Das Par 5 der 5 beginnt erfreulich breit und mit starkem Rückenwind und endet schmal an einem Teich, die 6 ist einfach nur schräg vom Tee und muss sehr deutlich rechts angespielt werden, soll der Ball nicht links im Gemüse landen. Weil ich ja jedes Mal ewig warten muss, kann ich auch die Carts vor mir betrachten, die auf der 8 fast in den Graben rechts zu rutschen drohen. Dort unten wird eifrig gesucht, denn so mancher Teeshot (auch meiner übrigens) landet nach langem Ausrollen dort. Dafür muss man dann das Dogleg steil nach oben weiterspielen und so lange Schläger, wie ich für das Par 5 brauchen würde, habe ich gar nicht. Etwas krampfig putte ich auf dem Grün, das wie alle anderen recht flott ist. Aber der Blick zurück ist schön – Herr und Frau Franzose suchen gerade Bälle unter den Bäumen.
Deutlich mehr Spaß auf den zweiten 9
Über die Straße, am Clubhaus vorbei – die Verwirrung bleibt. Man muss erst über die 11 hinaus zur 10, die ein ganz kurzes Par 3 ist und natürlich muss ich warten. Madame et Monsieur sehen endlich ein, dass es für alle besser wäre, gemeinsam zu spielen. Auf der 11 profitiere ich bereits von den Tipps der beiden Mitglieder für das schöne, breite Abwärts-Par-4 mit Teich am Ende. Auch auf der 12 ist Wasser, diesmal in der Mitte und deutlich schwieriger einzuteilen. Wir freuen uns nach dem Droppen alle über den schönen Meerblick 😉 Die 13 ein steiles Par 3, das man entweder hoch anspielt oder den Ball noch auf der Böschung aufkommen lässt, soll er nicht über das ganze Grün rollen.
Sehr gut gefällt mir die 14 bergab, herrliche Wellen im leichten Bogen, und nur den Franzosen stört das unscheinbare Wäldchen links in der Mitte. Auf der 15 treffen wir alle das Grün, 117/94 Meter schafft man auch bei stürmischem Wind. Einem Magnet gleich steht auf der 16 eine Korkeichengruppe in der Fairwaymitte, links kein Platz, rechts der Bach, hinter dem Grün die Berge. Mittlerweile sind die Franzosen aufgetaut und wir parlieren ein wenig. Düstere Wolken ziehen auf der 18 auf, nicht nur, weil das Par 5 durch den Teich links und die Böschung rechts mittig sehr schmal ist (ja, ich wurde gewarnt) und ein letztes Mal steil nach oben Richtung Clubhaus führt. Der Wind pfeift noch genauso wie am Anfang der Runde – meine Flightpartner sind aber deutlich besser drauf jetzt und wir trinken zusammen sogar noch ein Glas Wein.
Mein persönliches Fazit
Der Platz ist erst ein paar Jahre alt und muss sich noch verwachsen, demgemäß pfeift einem hier der Wind um die Ohren bzw. gibt es im Sommer kaum Schatten. Einige durchaus, sagen wir kreative, Bahnen auf den ersten Neun, die aber vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Schöne Landschaft, Meerblick. Cart empfehlenswert wegen der langen Wege. Das Clubhaus ist, sagen wir, funktional.
Golfen rund um Marbella? Dann lies bitte auch Santa Clara Golf, Los Naranjos und Valle Romano oder Marbella GCC und La Quinta und Calanova
An der Costa del Sol gibt es auch eine Reihe an Deluxe-Plätzen, die natürlich allesamt hervorragend sind. Greenfees allerdings bei 225,- und mehr: allen voran Valderrama, La Reserva, La Hacienda Links, Finca Cortesin, San Roque/Old Course und La Zagaleta/Old Course