Der Old Course von San Roque ist vom Gelände her einer der sanftesten Plätze an der Costa del Sol – ohne Felsen, Schluchten und mit moderaten Steigungen. Und mit einer noblen Optik, die neben den Teppichfairways nicht ein einziges wildwachsendes Gräselein unter den Korkeichen zulässt. Dazu passend als eleganter Hingucker: das phantastische Clubhaus.
The same procedure as every day: Wie auf allen Deluxe-Plätzen an der Costa del Sol wird man vom Caddiemaster am Auto empfangen und zum Clubhaus geleitet. Der Empfang in San Roque ist dermaßen herzlich – ich fühle mich sehr willkommen! Im wirklich fulminanten Clubhaus gibt es als Startgeschenk eine hübsche weiße Trinkflasche, die an mehreren Stationen am Platz aufgefüllt werden kann. Somit hält man den Platz plastikfrei. An diesem kühlen Vormittag Ende Februar ist noch nicht viel los am Platz und ich habe den Par-72-Championshipkurs praktisch für mich alleine.
Breit liegen die ersten Fairways am Tee vor mir, rechts und links gesäumt von Korkeichen. Das Par 5 der 1 als Dogleg zum Aufwärmen, dafür dann anschließend gleich für die Herren die schwierigste Bahn des Kurses, ein sehr schönes Par 4, das an einem kleinen, ondulierten Grün neben einem Teich endet. Fast malerisch liegt dann die 3 vor mir, anfangs höchst eng, später breiter und das Grün sehr, sehr groß und so richtig schnell, dass meine Putts öfter deutlich zu lang ausfallen.
Rindenmulch statt Rough
San Roque ist nicht an allen Stellen von den üblichen Villen umgeben, zuweilen wähnt man sich mitten im Wald und würde die erholsame Stille genießen, müsste man nicht alles Augenmerk auf das Spiel lenken. Fantastisch die 4! Erst bergab ins Dogleg, dann wird das Fairway sehr schräg, du hältst dich besser links. Himmelwärts führt dafür das Par 3 der 5, die Pinie oben als Anhaltspunkt, wenn man links davon das Grün treffen will. Prachtvoll liegt dann die 6 vor mir, und wenn man den genau mittig platzierten Bunker mit dem Teeshot einfach auslässt, spielt sich das Dogleg ganz wunderbar. Hohes Rough gibt es am ganzen Kurs gar nicht – im feinsäuberlichen Rindenmulch neben den Teppichfairways will man aber auch nicht wirklich landen. Die Bahn endet auf einem herrlichen Grün, eingebettet in sanftwelliges Drumherum, das einem nur dann nicht gefällt, wenn der Schlag zu lang war und bergab gechippt werden muss…
Die 8 als schwerste Damenbahn beginnt fast langweilig, mosere ich innerlich angesichts des autobahnbreiten Fairways am Anfang. Doch das Par 5 spielt seine Stärke noch aus, erweist sich als lang und endet in einem tricky Grün neben/hinter dem Teich, wenn man zu weit von rechts kommt. Eine Augenweide die 9 zurück zum Clubhaus, wo mich der Caddiemaster mit köstlich-warmer Hühnersuppe aus dem Recyclingbecher erwartet.
Mehr Auf und Ab auf den Back Nine
An der Driving Range vorbei führt der Weg zur 10, niemand vor mir, keiner hinter mir – wer klug war, buchte seine Teetime wohl später am Tag, wenn es wärmer ist. Unter mir die 10, steiler als es am Foto aussieht, aber stark nach rechts hängend. Ablenkung vor dem Putten: Rechts neben dem Grün hat sich jemand seine Traumvilla verwirklicht, mit Puttinggreen, Pool und jeder Menge Steinengeln. Ich verirre mich kurz – Wegweiser gibt es in San Roque nur in den GPS-Carts, ich mit meinem Trolley suche des öfteren nach dem nächsten Tee. Abschlagtafeln: Fehlanzeige, aber wofür hat man eine Golfuhr?
Die Back Nine zeigen deutlich mehr Höhenunterschiede. Die 11 nach einer Kuppe steil runter aufs Grün, das Par 3 der 12 ebenso steil und von der Länge her sehr unterschiedlich, ob von Gelb (130 Neter) oder von Rot (92 Meter). Auf jeden Fall das Grün über links anspielen ;-). Erstmals – und das ist in der Gegend eher selten – kommen jetzt ein paar gegenläufige, terrassenförmig angelegte Bahnen und siehe da, ab und zu tönt ein „Fore“ an mein Ohr. Als doch jemand vor mir unterwegs! Ich genieße die sanft gewellten Fairways, was ihr Aussehen betrifft, achte aber trotz Begeisterung tunlichst darauf, ihre (seitlichen) Neigungen nicht zu übersehen. Die Bahnen verlaufen leicht ansteigend hinauf, ehe man das Plateau der 18 erreicht. Das sonnige Par 4 – die Bäume in gebührende Entfernung – führt in einem leichten Bogen Richtung Clubhaus. Den Bunker vor dem Grün rechts lasse ich aus, schlage aber deshalb zu weit und der Ball rollt konsequent links das schnelle, steile Grün (Foto!!!) hinunter, genau Richtung Terrasse. Gefühlte hundert Augenpaare im Rücken bleibt mein Chip zu kurz und der Ball rollt unweigerlich wieder herunter. Sagen wir so: Die 18 war nicht mein bestes Loch an diesem Tag.
Tapfer suche ich mir einen Tisch auf der Terrasse, wo mich natürlich kein Mensch beobachtet hat, die meisten sitzen bei Bier oder Prosecco friedlich in der mittlerweile wärmenden Sonne. Ich genieße das ausgezeichnete Essen und den ebensolchen Service mit Blick auf das tückische 18. Grün und der Hoffnung auf Tröstliches durch ebenfalls fiese Grünrolls der nachkommenden Spieler:innen…
Mein persönliches Fazit
Topgepflegter Parklandkurs, der flach beginnt, dann aber doch einige Steigungen hat. Cart braucht man eigentlich keines, obwohl fast Alle fahren. Golfuhr mitnehmen, wenn man zu Fuß geht, es gibt keinerlei Infos zu den Bahnen. Meeega Clubhaus. Toller Proshop und einfach hervorragender Service generell. Greenfee am Old Course in der Nebensaison: 225 Euro. Nebenan gibt es auch noch einen weiteren, günstigeren New Course mit 18 Bahnen.
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16 Kommentare zu „Costa del Sol/Deluxe – San Roque Golf Club/Old Course: der sanfte Elegante mit den großen Grüns“