Costa del Sol/Deluxe – Finca Cortesin: rauer Geselle mit Finesse, Charme und äußerst freundlichen Damen-Tees

Finca Cortesin gehört zu den renommiertesten und exklusivsten Golfclubs Andalusiens und war 2023 Austragungsort des Solheim Cups. In den Hügeln nahe dem Städtchen Casares liegen 18 Bahnen, die als „sportlich anspruchsvoll“ tituliert werden. Ich kam, sah und – spielte eine recht zufriedenstellende Runde.

Ich bin ehrlich: Finca Cortesin sagte mir vor dem letzten Solheim Cup gar nichts. Im September 2023 sah ich dann allerdings tagelang den besten Spielerinnen Europas und der USA zu, wie sie sich im Teambewerb auf dem Platz abmühten – und wurde natürlich neugierig. Zufällig verbrachten wir den Spanienurlaub in Bahia de Casares (wo übrigens auch der Finca Cortesin Beach Club liegt) und so lag eine Runde im wahrsten Sinne des Wortes nah.

Luxus pur von Anfang an, der beginnt schon beim Kreisverkehr, setzt sich in einem weißgetünchten Rundeau als Resorteinfahrt fort, Security, klar. So wie in La Reserva hat mich der Pförtner wohl avisiert, und darum steht der Caddiemaster parat, als ich parke und führt mich samt Bag zum Clubhaus. Ich werde so freundlich empfangen, als hätte man heute ausschließlich auf mich gewartet, und angesichts dessen, dass ich das erste Mal hier bin, fährt man voran zum Tee 1 (was wirklich sinnvoll ist – wir fahren gefühlte 1o Minuten ;-).

Lang, schwierig, aber gut spielbar

Am Tee der 1 entlässt mich der Starter freundlich (und ganz allein) auf die Runde und ich bin erstmal verwirrt: Die Bahn 1 des Solheim Cup sah ganz anders aus. Aber: ein abgezirkelt gemähter Abschlag, vor mir eine breite Bahn, die höchstens ein wenig hängt und zum Grün hin immer schmäler wird… Mein erster Putt schießt deutlich über das Ziel hinaus. Ich hätte es mir denken können.

Die 2 ein optisch sehr enges Par 3, das nun deutlich nach links hängt, zu kurz ist ein Fehler. Dafür öffnet das Par 5 der 3 dann breit, biegt um einen Teich und endet mit dem kleinsten Grün des Platzes (vermute ich) direkt neben dem Wasser. Auf der 4 dann endlich ein Déjà-vu: Dieser Abschlag kommt mir bekannt vor – Tee 1 beim Solheim Cup! Während die Profi-Damen von ihrem deutlich höher gelegenen Tee aus das Grün angriffen, lege ich noch von Rot brav vor und gehe mit einem Par von dannen. Wie zur Belohnung bringt mir auf der Fahrt zur 5 ein Marshal eine Papiertüte mit Obst vorbei. Die Bahn eine Augenweide – leider ist das Grün gesandet und das soll bis zum Ende auch so bleiben. (In einer Woche beginnt die Saison, das Hotel öffnet…)

Wunderbar das Par 3 der 6, auf dem man vom Grün aus einen herrlichen Blick über den Platz bis zum Meer hat (Titelbild!). Es geht weiter zu den beiden schwierigsten Bahnen des Kurses: dem langen Par 4 der 7 für die Herren und dem steil/schrägen Par 5 der 8 für die Damen, bei dem ich endlich in den Genuss des feinen Bunkersandes komme.

Designjuwelen 

Nach der wunderschönen 9 Richtung Hotel und Clubhaus überrascht mich die 10: ein Par 3 an dieser Stelle ist ungewöhnlich, dieses liegt noch dazu allersteilst unter mir – herrlich, ich liebe solche Bahnen! Dafür die 11 dann für Unsereins eine Dogleg-Autobahn, die stark nach rechts hängt, aber seht euch einmal den Unterschied vom weißen Tee an! Überhaupt kommen jetzt meine Designlieblinge: das Par 4 der 12 etwa, mit einer Brücke zwischen Gelb und Rot. Die 14, von der aus man den schönsten Blick über die Driving Range auf das Clubhaus oben hat und auf der mich weiße Bunkerlandschaften entzücken! Die 15 – ja die 15, die für uns Damen einfach nur ein herrliches Par 4 ist. Herren brauchen vom Tee gute 120 Meter Carry, um weder im Graben noch in der Bunkerkette zu landen, sorry. Wundervoll gewellt die 16, für mich eine Bahn zum „Durchschnaufen“ ehe mich mich auf das Par3-Grün der 17 konzentrieren muss, das ich anzuspielen gedenke, würde mir der wie aus dem Nichts auftauchende Marshal nicht gerade einen Becher warme Andalusische Suppe reichen. Prompt treffe ich das Grün, hadere dann aber mit einem längeren Abwärtsputt.

Beseelt drive ich den Ball über die Kuppe nach dem Tee der 18, die sich nach links Richtung Clubhaus biegt und in einem erhöhten Grün endet. Der Caddiemaster hat offensichtlich die letzten drei Stunden nur auf mich gewartet ;-), mein Bag landet beim Auto – ich bei einem Cola auf der Terrasse, unter mir die Ballpyramiden, die Driving Range und dahinter die 14. Ich habe Finca Cortesin bezwungen, yeah.

Mein ganz persönliches Fazit

Sehr exquisiter Platz auf sehr hügeligem Gelände mit äußerst kniffligen Bahnen, der aber auch mit höherem Hcp durchaus gut zu bewältigen ist. Topzustand natürlich. Ausgezeichneter Caddieservice, sehr gut sortierter Proshop, nettes Restaurant mit Drivingrange-Blick. Cart nehmen wird erwartet und ist auch sinnvoll. Leider auch einer der teuersten Plätze, die man sich halt einmal gönnt: Greenfee in der Nebensaison 320 Euro.

www.fincacortesin.com

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Und: Valderrama!

Edles Ambiente im Clubhaus – members only
Ausblick: Ballpyramiden, die Driving Range und dahinter die 14
Zum Aufwärmen: das Par 4 der 1
Mit 172/125 Metern ein längeres Par 3: zu kurz ist ganz schlecht, Bahn 2 hängt extrem nach links
Nicht ganz einfaches Par 5, das schön breit im Bogen um den Teich führt, dann aber auf einem kleinen Grün endet  (Bahn 3)
Großartiges, kurzes Par 4 mit anderen Tücken als Länge (Bahn 4). Longhitter:innen greifen hier wohl das Grün an.
Augenweide: Das Par 5 der 5 muss man einfach genießen können
Sehr stark hängendes nach rechts hängendes Par 3 mit einem riesigen Grün, die 6
Das schwierigste Loch von Gelb, das 409 Meter lange Par 4 der 7
Feinsandige Bunker links, hängende Teppichfairways – wie hier auf der 8, der schwierigsten Bahn für Damen (Par 5)
Kurz, aber knackig, die schöne 9 Richtung Hotel und Clubhaus  (Par 4)
Ungewöhnlich, ein Par 3 als 10 und dann gleich schön steil und 172/107 Meter lang – das Grün geformt wie eine spanische Gitarre
So sieht die 11 (Par 5) vom weißen Tee aus
Von Gelb/Rot gemütlich breit und dann hier der Knick in der Mitte
Was für eine Bahn! Das Par 3 der 12 vom gelben Tee – Damen teen erst nach der Brücke auf. Das Grün ist für Alle riesig!
Das schöne Ende der schwierigen 13
Das Clubhaus sieht man eigentlich nur von der 14 aus gut – ihr erinnert euch?
Aber besser konzentriert nach vorne geblickt – meeega Par 4!
Gruselig das gelbe Tee auf dem Par 4 der 15: 120 Meter Carry wären schon gut
Rotes Tee hingegen gefahrlos drüben, die Bunker links kommen nicht ins Spiel
Eine Bahn zum Ausruhen? Oh nein, das Par 4 der 16 ist lang, beginnt mit einem blinden Schlag, bremst sich dann aber ein

Ein fein breites Par 5 am Ende, Abschlag blind über eine Kuppe, aber was soll’s!

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