Irland, Teil 2: Strandhill Golf – hinterm Strand gleich Links

Strandhill ist ein kleiner (Bade)Ort am Meer mit ein paar Geschäften und Lokalen. Deutlich belebter als Belmullet am Vortag ist demnach auch der Strandhill Golf Club – vor uns etwa 30 Damen im besten Alter, mehrheitlich in Rosatönen gewandet. Es ist Ladies Day wie jede Woche, hören wir und bestellen erst einmal Cappuchino im Clubhaus. (Kaffee ist hier in Irland vorzüglich, das Essen übrigens auch.) Das Warten fällt schwer, schon der Blick durch die großen Glasscheiben über den Platz ist atemberaubend. Dünen soweit das Auge reicht und zwischen dem Graugrün des Grases blitzen leuchtendgrüne Fairways und Grüns durch. Dahinter das Meer, links und rechts, der Platz liegt auf einer kleinen Halbinsel.

Ich plaudere ein wenig mit der Ladies Captain, die über ihre sich zum Abschlag begebende Schar wacht. Freundlich sind die Iren und jederzeit zu einem kleinen Tratsch bereit. „Auuustria, nice!“, meint die Dame, als sie erfährt, woher ich komme, und ob es bei uns auch Golfclubs gäbe (?). Hier könne man ja das ganze Jahr über spielen, 600 Euro sei der wohlfeile Mitgliedsbeitrag für SeniorInnen.

Wir schlagen ab, spielen das Par 5 der 1 würdig und stellen uns dann an: In die Schlange, die am Abschlag der 2 steht und wartet, dass das sehr kurze Par 3 frei wird. Mit einer Sechsstundenrunde ist wohl zu rechnen heute… Die Damen passieren die 2 lässig. Jeder Abschlag landet am Grün, man geht höchstens mit Par zur nächsten Bahn. Wir… nicht. Der Wind vom Meer weht unsere Bälle seitlich rechts in eine grüne Grube, den Grünbunker oder das halbmeterhohe Rough. Was soll ich sagen: Ab der 4 sind die Damen nicht mehr zu sehen und uns einiges voraus.

Topgepflegte Dünenbahnen

Aber wir schlagen uns wacker auf ungewohntem Terrain und spielen zügig. Strandhill ist lange nicht so wild und rau wie Carne Golf gestern. Die Fairways sind tadellos gemäht und eher so, wie wir sie kennen. Ihr Verlauf nicht. Auch hier winden sich die Bahnen durch die Dünen, wie es ihnen gerade passt. Auf den hohen grünen Wellen bleibt dein Ball nie Mitte Fairway, selbst, wenn du dorthin getroffen hast, sondern rollen 15, 20 Meter seitlich weg. Du spielst über grasige Kuppen oder hast Abschläge hinab in die Tiefe und mit herrlichem Blick zum Tafelberg nebenan oder auf das Meer.

Meine Lieblingsbahnen: Ein schnurgerades Par 4 gleich zu Anfang, bei dem das Grün hinter zwei Bunkern erhöht auf einer Art Mauer liegt (Foto). Zu lang darfst du hier nicht sein, sonst liegst du mitten in der Düne, zu kurz auch nicht, eh klar. Oder: Ein Par 4, bei dem wir blind abschlagen und nur vermuten, wie die Bahn verläuft. Erst der zweite Schlag kriegt deshalb die scharfe Kurve im Dogleg, der nächste muss durch ein nur wenige Meter breites Nadelöhr aufs Grün. Mein Flightpartner spielt ihn mutig über die hohe Düne und trifft das Grün, mein Ball bleibt seitlich im Böschungsrough hängen. Trotzdem: Rückblickend ein Traum, schaut aus wie eine Sanduhr, die Bahn (Foto). Ähnlich kreativ sind viele Bahnen und Grüns gestaltet und wir merken langsam, was Links Course wirklich bedeutet.

Apropos Böschung: Nicht nur ich, wir alle spielen – oft und oft bergauf oder bergab stehend – Bälle, die etwa einen Meter oberhalb des Fairways im Rough gelandet sind. Denn obwohl am Links Course scheinbar unglaublich viel Platz ist, hast du den nicht wirklich! Ein wenig zu lang, ein bisschen zu schief, eine Böe und du übst Böschungsschwünge und fragst dich, ob dir die Bäume im Heimatclub nicht doch lieber sind …

Sand zum Mitnehmen

Strandhill begeistert uns alle. Die Bahnen bleiben spannend bis zum Schluss, die Grüns fordern uns mit fast immer doppelten Breaks, die Ausblicke sind wunderschön. Immer wieder kommt die Sonne hervor und dann wechseln Licht und Schatten auf dem Platz und machen ihn noch dramatischer. Trifft man auf einen Flight (zweimal kreuzen sich die Wege zu den Abschlägen), grüßt man freundlich und wechselt ein paar Worte, das machen die Iren so. Was sie auch machen: Pitchmarken ausbessern, wir finden keine einzige. Und wir verwenden natürlich wie sie den Sand in den roten Säckchen, die hier in Strandhill vogelscheuchenartig drapiert sind (Foto): zum Ausbessern der Divots. Very Irish 🙂

http://www.strandhillgolfclub.com

Was für eine wunderbare Bahn! In der Mitte vor dem hochgelegenen Grün war irgendwann einmal ein dritter Bunker. Jetzt ist es viel einfacher 😉
Auch mal schauen zwischendurch. Herrliches Panorama, im Meer herrscht Ebbe (rechts)
Finster. Welle über Welle am Fairway, der Ball springt, kommt er oben auf, lässig weiter.
Schon wieder Meer, diesmal die andere Seite der Halbinsel, wunderbarer erhöhter Abschlag
Auch das karge Dünengras am Abschlag hat seinen Reiz. Als Rough später … weniger 😉
Nein, keine Handtaschen zum Mitnehmen, sondern Sandsäckchen zum Ausbessern der Divots
Sehr passend: Am Grün der 13 gehts rundherum bergab, wenn du nicht sehr genau spielst, dafür ist der Ausblick schön
Meine Lieblingsbahn!! Sanduhr: Hinten links um die Ecke der Abschlag, dann der 2. Schlag vor den Trichter hier und von dort aufs Grün…
Laaaanges Par 5, bergauf, irgendwo links oben müsste das Grün sein…
Typisch: Man sieht nix. Auch das Grün nicht.

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