GC Weitra: Waldviertler Vogelgezwitscher statt „Fore!“

„Kennst du eigentlich Weitra?“ frage ich manchmal Bekannte und meine natürlich den Golfplatz dort. Nicht selten ist Kopfschütteln die Antwort. Das ist schade, finde ich. Etwa eine Stunde Fahrzeit aus Linz oder 1:40 aus Wien hierher ins westliche Waldviertel würden sich sehr wohl lohnen. Der Platz ist seit der Neuübernahme top in Schuss, und über dem schönen neuen Clubhaus kann man sogar übernachten.

Es ist so wunderbar still hier. Keine Straße entlang der Bahnen, kein Fluglärm, nicht einmal ein Sägewerk. Sogar die Waldviertelbahn zwischen Gmünd und Großgerungs, die an der 11 entlangfährt, tut das leise. Am Wochenende oder in den Ferien schallt höchstens einmal Kindergelächter über den Hausschachenteich, um den man die Runde herumspielt und in den man danach auch schwimmen gehen kann.

Es ist heiß an diesem Juni-Vormittag und auf dem Weg zum Abschlag überlege ich ganz kurz, ob ich nicht doch lieber in den Teich springen soll, bleibe aber willensstark. Ich weiß ja, was mich auf der 1 erwartet: Das Signature Hole, ein wunderschönes Par 5, bergauf, den ersten Schlag in den Himmel und hoffentlich über die Kuppe (Foto), dann bergab wie von selbst auf’s Grün. Andererseits … klappt das Ganze nicht so, belohnt dich immerhin der schöne Blick von oben auf Schloss Weitra. Es ist der erste, aber nicht der letzte. Das Bergauf/bergab bleibt so ziemlich den ganzen Platz über. Fragst du mich, ob du ein Cart nehmen sollst, rate ich dir: geh‘ lieber, du hast mehr davon und die Wege zwischen den Bahnen sind nicht lang, sieht man vom steilen Aufstieg zur 9 ab…

Breite Fairways, kleine Grüns

Aber erst einmal windet sich der Platz in den Wald hinein (Foto). Außer mir ist heute hier niemand, das Vogelgezwitscher unglaublich laut und ein Feldhase läuft von mir aufgeschreckt quer über die Bahn. Einen kleinen Teich gibt es hier, Wasserhindernisse sind in Weitra aber nur wenige zu bezwingen. Was den Platz tricky macht, ist eher die Kombination aus breiten, schön geschwungenen (und von den Greenkeepern perfekt getrimmten!!) Fairways und relativ kleinen Grüns. Obacht beim Anspielen, Konzentration beim Chippen, sonst ist der Ball ganz schnell wieder auf der anderen Seite vom Grün runter. Das liegt auch schon einmal erhöht wie auf der 6 (Foto) oder ganz tief unten wie auf der 9 (Foto), für den 2. Schlag nicht einsehbar auf der 15 oder knapp vorm Teich auf der 18.

Den steileren Teil des Platzes lässt man auf den ersten 9 hinter sich, ab der 10 weicht auch der Wald ein wenig zur Seite, werden die Bahnen offener. Sehr hübsch das kurze Wald-Par 3 der 13 (Foto) oder jenes der 16. Einen wunderbaren Blick hast du vom Abschlag der 14 (Foto), wieder mit Schloss, nona. Es geht bergab hier und dein Drive fliegt scheinbar endlos lang und der Ball rollt auf den kurzgemähten Fairways auch noch ein gutes Stück.

In Weitra lohnt sich der Blick auf die Abschlagtafeln (Foto) wirklich. Außer den üblichen Angaben findet sich bei jedem Loch ein Tipp vom Pro, damit du weißt, wo’s (am besten) lang geht. Damen sollten deshalb auch am Herren-Tee vorbeischauen! Und übrigens: selten so schön gepflegte Abschläge mit perfekter Grashöhe gesehen.

Karpfenmousse und neue Schlägergriffe

Der Platz endet wie er begann: mit dem Abschlag über eine Kuppe, diesmal allerdings bergab. Nach dem letzten Putt ist das neu gebaute Clubhaus ganz nah. Hier sitze ich nach der Runde immer ein Weilchen und genieße die Ruhe und den Blick über den Teich. Mittlerweile ist auch die Küche hier sehr zu empfehlen! Es gibt Mittagsteller und typische Hausmannskost, aber auch feinen Fisch und nette Spezialitäten mit regionalen Zutaten.

Bis zum Vorjahr war der Amerikaner Jay Graham Pro hier. Er machte Stimmung im Club, mit ihm konnte man auf die Runde fahren, sein Hund war immer dabei, Golftipps gab es vom Cart aus. Sein breites „Relaaaax!“ beim Anblick meines hektischen Schwungs werde ich nie vergessen. Jay ist aber nicht gestorben, sondern nur in seine Heimat zurückgekehrt. Jetzt kümmert sich der frischgebackene Head-Pro Paul Rosiny um die Sorgen der Golferinnen hier; um meine nicht, mein Lieblings-Pro ist ja in Himberg. Praktisch aber: Während ich mein waldviertler „Karpfenmousse im Einweckglas“ (Foto) genieße, montiert mir der Paul neue Griffe auf meine Hölzer…

http://www.hausschachen.at

Auf dem Weg zum 1. Abschlag: Blick über den Hausschachenteich zur 18
Das Signature Hole 1, Par 5: über die Kuppe rauf und dann runter auf’s Grün
Das Grün der 3, links im Bild die 4, rechts die entgegenverlaufende 5
Mehr Waldviertel-Golf geht nicht
Ein kurzes Par 4 bergauf, die 6
Blick vom Abschlag der 8 auf Schloss Weitra
Mein Lieblingsloch, die 9, 154 m vom Damenabschlag, das Grün direkt vor dem Teich
Auf dem Weg zur 10: Blick auf die 18
Die 13, auch mitten im Wald (Par 3)
Schon wieder das Schloss: Es geht bergab auf der 14
Tipps vom Pro: hier der für die 15
Modernes Entrée: das neue Clubhaus
Fein speisen mit Blick auf den Hausschachenteich

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