Es gibt so manchen Platz, der im Namen „am See“ stehen hat – hier in Weyregg trifft das aber wirklich zu. Von nahezu jeder Bahn und den meisten Grüns ist das türkise Wasser des Attersees zu sehen. Ansonsten: erstaunlich, in welchem Gelände man einen Golfplatz bauen kann.
Juli am Attersee, da denkt man an Baden, Schifferl fahren, Segeln und nur am Rande an Golf. Mich trieb an diesem Sonntagmorgen die Neugier ans Ostufer, genauer nach Weyregg. Vom dortigen Golfplatz hatte ich schon viel (Unterschiedliches) gehört und wollte mir nun selbst ein Bild machen. Erster Eindruck: das entzückende Clubhaus mit wunderschönem Blumenschmuck, das Restaurant jetzt vor 9 Uhr verständlicherweise noch geschlossen. Durch die Siedlung geht es zum 1. Abschlag – nicht ganz einfach zu finden. Das Ah und Oh angesichts der schönen Seeblicke geht gleich an Tee 1 los. Das Par 5 startet bergab durch eine Schneise Richtung See, verläuft angenehm breit und endet auf einem Grün praktisch neben dem Kirchturm von Weyregg. Tatsächlich läuten gerade die Kirchenglocken zur Sonntagsmesse, als ich putte, was das Ganze sehr feierlich macht.
Bergab, bergauf, um die Ecke
Dann die 2 bergab, ein Par 3 mit kreisrundem Grün vor einem Hausdach, nicht sehr viel Platz drumrum. Auch dieses Grün schaut optisch toll aus, ist aber ziemlich langsam. (Ok, ich habe gestern Altentann gespielt, der Vergleich mit den Championship-Grüns dort muss schlechter ausfallen.) Auch die 3 ist ein Par 3, steil bergauf diesmal und das Grün nicht einzusehen. Nach der 4, einem relativ unspektakulären Par 5, das breit bergauf führt, führt der Weg dann zurück Richtung Clubhaus. Das Par 3 der 5 liegt etwas oberhalb. Der Blick auf den See: toll! – der Blick auf das Grün: leicht beängstigend. Wenn man das nämlich nicht genau trifft, liegt der Ball entweder links oben auf der Böschung oder rechts unten im Gestrüpp. Ich habe Glück, schaffe ein Bogey und stapfe zufrieden bergan zum Abschlag der 6 mitten in einer Einfamilienhaussiedlung. Vor mir liegt erst mal links eine steil nach rechts abfallende gemähte Wiese, sehr weit weg ein Streifen Fairway, ehe sich die Bahn steil nach links hinauf dreht zum uneinsehbaren Grün. So eine Art Abenteuergolf, vor allem wenn man das erste Mal hier spielt und keine Platzkenntnis hat. Das Grün ist komplett nass und träge, liegt erstmals aber so richtig idyllisch im Wald. Mein Score hier: frag‘ nicht.
Abenteuerliche Bahnen
So richtig Klasse dafür dann die 7! So tief unten liegt das Grün des Par 3, dass ich es vom roten Tee aus gar nicht sehen kann. 120 Meter bergab sind aber kein Mirakel und der Ball landet, wo er soll. In Serpentinen gehst du dann den Weg hinunter, puttest fertig. Dann ein Stück durch den Wald, und mir kommen zwei Wanderer entgegen, denen ich förmlich ihre Skepsis über uns Golfende ansehe 😉 Am Tee der 8 eine Bank mit herrlicher Aussicht, die ich aber rechts liegen lasse und lieber den Abhang zum Abschlag der schwersten Bahn am Platz nehme. Hier ist Weite gefragt, sehe ich, damit man das untenliegende Fairway trifft und nicht im Rough-Steilhang rechts steckenbleibt, und ziehe meinen Driver durch. Unten können Leute mit großen Weiten gleich über das Wasser das Grün angreifen, ich lege vor und spiele dafür dann ein Wedge über das Steinbrückerl aufs Grün. Blick – See, klar.
Die 9 führt hügelan – heißa, es wird schon sehr warm jetzt – über einen Teich oder daneben her auf das Grün vor dem Clubhaus und ist nach den vorhergegangen fast schon eine Erholung. Auf der Terrasse gönne ich mir einen Kaffee vor der Fahrt und höre den Einheimischen am Nachbartisch zu, die in Erinnerungen an heroisch gespielte Löcher hier schwelgen. Nun, heroisch war meine Runde nicht, aber angesichts der Platzverhältnisse ganz akzeptabel.
Mein persönliches Fazit
9 Loch für alle, die keine Angst vor schmalen Bahnen, Schieflagen und steilem Gelände haben. Ideal für die Runde im goldenen Abendlicht oder am Morgen vor dem Strandbad. Spielen würde ich ihn jedenfalls – weil: Seeblick, Seeblick, Seeblick! Sehr freundlicher Service im Restaurant.
Tee 1 für Golf & Lebensfreude 