Stell dir einen alpinen Leading-Platz in den Tiroler Bergen vor, dann hast du schon einmal eine gute Vorstellung davon, was dich in Seefeld-Wildmoos erwartet: grandioses Golf mitten im Wald auf 1.300 Metern Seehöhe, herrliche Berge rundum, deswegen auch nicht wenige zu absolvierende Höhenmeter. Und sehr viel Spielfreude.
Ein Augusttag, im Tal 32 Grad, hier heroben etwas weniger, dafür Höhenluft und es liegt, wie ich von einer Runde vor sechs Jahren weiß, anspruchsvolles Gelände vor mir. Ok, langer Rede kurzer Sinn: Ich habe ein Cart bestellt 😉 Der Kleinbus vom Hotel bremst sich gerade noch rechtzeitig ein, gleich am Parkplatz stehen nämlich ordentlich aufgereiht schon die Carts, damit man das Bag nicht hinauf zum Clubhaus tragen muss. Was für ein netter, vertrauensvoller Service.
Am 1. Tee stehen wiederum schon drei pünktliche Schweizer:innen bereit, sehr nett, wir verstehen uns auf Anhieb, wir Alpenländer sind ja Berge gewöhnt, haha. Auch witzig: Die Bahnen des Par-72-Kurses haben alle Namen, „Kanonenrohr“ heißt die erste, startet sehr schmal von Gelb, wir schlagen alle mit Driver ab, weil sehr breite Landezone. Runter, rauf zum Grün, die 2 runter und rauf zum Grün, dafür um die Ecke. Wir genießen das Panorama, fast von überall schön sichtbar die Hohe Munde, der Berg, der wie eine Riesenschimütze über dem Platz thront.
Bam, Z’lang und Oi auf den ersten Neun
Aber konzentrieren wir uns bitte! Auf der 4 („Buggl“/ Buckel) erwarten uns hohe Fairwaywellen, ehe wir das steil oben liegende Grün anspielen können. Das Par 3 der 5 täuscht uns listig mit der harmlos scheinenden Bezeichnung „Hang“, verläuft aber talwärts und derart nach rechts hängend, dass man besser gleich das Grün trifft – was aus 177/147 Metern nicht ganz einfach ist. Auf der 6 – bergauf jetzt wieder – stehen Bäume im Weg, ehe uns das schwierigste Loch am Platz erwartet, das Par 4 der 7: „Z’lang“/zu lange spielt es sich tatsächlich, bergauf, dann leichtes Dogleg nach links, dann schräg bergab und dann ein leicht erhöhtes Grün. Ich müsste lügen, wenn ich sage, dass ich mir leicht tue, aber bei allem Gelände bleibt der Platz fair zu spielen. Vorausgesetzt, man spielt mit Plan und Taktik. Die Fairways sind durchgehend samtig grün, die Bälle rollen lang aus und die Grüns sind in einem hervorragenden Zustand.
Nach der optisch wundervollen 8 bergauf stehen wir am Herrenabschlag der 9 vor einer grünen Tafel: „Vorsicht bei der Schlägerwahl! Der Abschlag liegt 45 Höhenmeter über dem Grün. Wählen Sie bitte einen Schläger, mit dem Sie den Ball auf ebenem Gelände 120 Meter schlagen.“ Vor uns gähnt der Abgrund, tief unten ein sehr kleines Grün und wir formulieren den Namen der Bahn ganz von alleine: „Oi!“/ hinunter! Ich beherzige alles und spiele tatsächlich ein Par, das muss jetzt auch mal gesagt werden.
„Immerhin hat es hier wenig Wasser“
Am Clubhaus vorbei führt der Weg hinunter zur 10, links ein hübscher Zierteich, Blick auch auf das Grün der 18. Die 10 („Aui“/ hinauf) ist außer schmal auch steil am Anfang und am Ende nicht besser, nur bergab. „Noweiteraui“/ noch weiter hinauf sollen wir auf der 11, sind aber am Tee verwirrt: das der Herren liegt im Wald links von uns Damen. Hier kann man praktisch ohne Gefahr zeitgleich abschlagen, die Bälle landen tief unten, hoffentlich präzise zwischen Baum und Weg, ehe wir steil hinauf spielen müssen. Dafür ist das Par 4 nicht lang, immerhin.
Grandioser Blick vom Tee der 12, tatsächlich das erste Par 5 heute, ein Dogleg nach rechts, das in der Ebene endet. Spielt man über den hübschen „Stadl“/ Heuschober unten ins Fairway-Knie, ist alles gut. Eine kleine Pause machen wir, erstens, weil ein Par 3 vor uns liegt und unser Vorderflight seltsamer Weise im Wald Bälle sucht, und zweitens, weil das zufußgehende Schweizer Paar einmal durchschnaufen muss. Die Sonne sticht jetzt gnadenlos. Gnadenlos, oder wie die Tiroler sagen „Hoakel“ ist auch die Bahn mit dem Grün hoch oben, und wir wissen jetzt, warum der Vorderflight…
Wie ein Schihang mutet das Par 5 der 14 an, es geht bergab mit uns, links steil nach unten, rechts Felsen. Wie idyllisch der Blick vom Abschlag auf der 15, die „Trichter“ heißt, was wir erst gar nicht verstehen, am Ende dann aber sehr wohl. Durch eine Hangenge ist das Grün anzuspielen und es erschließt sich, warum die Bahn Hcp 2 hat. Nach einem Dogleg bergauf und einem Steilbergab-Par 3 liegt am Tee der 18 das Fairway tief unter uns: „Hoam“/ heim geht es von hier, und mit dem zweiten Schlag erreicht man schon jenes Grün im Tal, das uns bei der Ankunft schon gefallen hat. Einer der netten Schweizer zieht die Kappe und Bilanz: „Immerhin hat es hier wenig Wasser.“
Mein ganz persönliches Fazit
Wer auch nur irgendetwas für Berge und Wald übrig hat, spiele bitte hier! Klar, eben ist der Platz nicht, das macht aber gerade seinen Reiz aus. Bei wenig Kondition oder Hitze empfehle ich ein Cart für mehr Spielfreude. Seefeld-Wildmoos ist ein Leading Golf Course und das merkt man auch. Ich konnte mich bei der Auswahl der Fotos kaum entscheiden, drum sind es diesmal besonders viele 😉
Praktisch mitten in Seefeld gibt es den sehr schönen und völlig ebenen 9-Loch-Platz Seefeld-Reith.
Dieser Golfplatz erinnert mich an manchen Bahnen an den Golfclub Berchtesgaden. Vor lauter Natur und unbeschreiblichen Ausblicken vergisst man manchmal das Golfspielen. 🏌️😊
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