Mehr Tradition geht nicht. Kolonialstil-Flair mit allem, was dazu gehört, bietet der Old Course des Royal Golf de Marrakech. Der Parklandkurs aus dem Jahr 1927 verläuft schattig unter uralten Palmen, Oliven und Eukalyptusbäumen, und wer nach der Runde nicht im Restaurant speist, ist selbst schuld. Ach ja: Brigitte Bardot ist auch hier.
Schon die Fahrt zum royalen Golfkurs ist anders als unsere Anfahrten bisher. Östlich des Stadtzentrums von Marrakech werden die Häuser nobler, die Straßen breiter, sind voll güldener Laternen und haben einen Mittelstreifen aus prächtigen Palmen. Mondän präsentiert sich dann von Anfang an auch der royale Golfkurs, den wir heute spielen werden: Der 18-Loch-Old Course des Royal Golf de Marrakech, zweitältester Platz Marokkos, war angeblich der Lieblingsplatz von König Hassan II. Uns erwartet nicht bloß ein Clubhaus, sondern ein Ensemble aus mehreren hübschen Pavillons im Kolonialstil: das Sekretariat, das Restaurant und die Garderoben sind dezent hinter attraktiven exotischen Pflanzen versteckt. Schön schattig alles, was uns heute bei über 30 Grad sehr freut. Schirme gibt es sogar auf der Driving Range, die mit dem schneebedeckten Atlasgebirge dahinter eine der schönsten ist, die ich kenne.
Geradlinig
An Tee 1 verabschiedet uns sehr höflich ein sehr britischer Starter, und vor uns liegen die beiden einzigen Bahnen des Kurses, die nicht gerade verlaufen, wie wir später feststellen werden. Das Par 5 der 1 biegt sich leicht nach rechts, die 2 verläuft als Dogleg nach links. Wir spielen praktisch in einem Park, die Fairways gesäumt von dunkelgrünen Palmen, graugrünem Eukalyptus und hellgrauen Olivenbäumen, was optisch sehr schön ist. Verzieht man den Schlag, liegt der Ball halt rasch im Schatten. Das Par 4 der 4 erlaubt sich noch eine ganz leichte Biegung nach rechts, ab dann sind alle Bahnen schnurgerade und erfreulicherweise nicht allzu lang. Nicht falsch verstehen, leicht ist der Platz trotzdem nicht, wird aber bald ein wenig eintönig, da helfen irgendwann auch die vielen alten Bäume nix. Ihr werdet das an den Fotos auch merken.
Und trotzdem, hier auf diesem altehrwürdigen Areal zu spielen und sich golfende Könige vorzustellen, hat schon auch was. Hassan II soll ja ein großer Verehrer von Brigitte Bardot gewesen sein, und so sind wir natürlich neugierig auf die vielbeschriebene Bahn 9. Das Par 3 wurde auf Königs Wunsch der berühmten französischen Schauspielerin nachempfunden, und wir wissen, was gemeint ist, als wir am Tee stehen und zwischen zwei Hügeln aufs Grün spielen sollen. (Würde man sich heute nicht mehr zu bauen trauen, oder?)
Herausragend: die 13
Ich tu mir ein bisschen schwer damit, die Bahnen zu beschreiben, wie ich das sonst immer mache. Hätte ich meine Notizen nicht, könnte ich eine wahrscheinlich von der anderen nicht mehr unterscheiden. In Erinnerung geblieben ist mir aber die sehr schöne 13, die Richtung Atlasgebirge verläuft, von dessen Anblick einen nur die fiesen weiße Bunker ablenken sollten. Deren Sand übrigens angenehm zu spielen wie auch die Fairways, lediglich die Grüns könnten einen Tick schneller sein, zumal nicht stark onduliert. Ansonsten wird hier wohl viel händisch gepflegt. Wir begegnen einer fröhlich schwatzenden, sonnenbehüteten Schar Gärtnerinnen, die herabgefallene Eukalyptusblätter zusammenrechen.
Ab der 14 wird es richtig eintönig, und auf der 16 habe ich das Gefühl, dieselbe Bahn schon zwei Mal gespielt zu haben. Mindestens.
Aber wie herrlich dann das Clubhaus! Dieser schwarzweiß-geflieste Innenraum mit Bar, offener Küche und Screens mit Live-Golf an den Wänden! Wie schattig die Veranda, dezent möbliert und mit großen Deckenventilatoren! Wie herrlich der Blick in den Garten samt Wasserbecken und Bergen im Hintergrund! Weil wir eine Gruppe sind, ist uns die Veranda verwehrt und wir nehmen auf der nicht weniger schönen Terrasse unter Sonnenschirmen Platz. Bei Lammstelze, Fleischbällchen mit Harissa und Fisch mit Gemüse klingt unser Golftag aus.
Mein persönliches Fazit
Sehr traditioneller, mit 5.300/4.700 Metern nicht allzu langer Platz unter altem Baumbestand mit fast durchwegs geraden Bahnen. Wenn ich ehrlich bin, hat mir das Drumherum besser gefallen als der Platz selbst – das Clubhaus-Ensemble ist wirklich wunderschön. Gut sortierter Proshop, viel Logoware. GF im März € 85,-. Seit 2008 gibt es auch einen 9-Loch-Kurs.
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4 Kommentare zu „Marrakech 4/5 – Royal Golf de Marrakech: schattige Noblesse vom Teeshot bis zum Clubhaus“