So stellt man sich einen Golfplatz in Marokko vor! Palmen, schneebedeckte Berge im Hintergrund, dazu sehr, sehr viel Sand und ein ausgetrocknetes Flussbett. Assoufid bietet grüne Spielbahnen in Wüstenumgebung. Eine gute Strategie vom Teeshot weg und etwas Präzision sollte man aber schon haben.
Nein, ganz eben ist es hier von Anfang an nicht. Unser Taxi erklimmt die wunderschön bepflanzte Auffahrt zum Clubhaus, und zwei Caddies nehmen uns die Bags ab und verstauen sie in den reservierten Carts. Ja, ich fahre auch heute. Nach dem Kurzspieltraining um 10 Uhr ist es bereits so extrem heiß, dass ich mir sicherheitshalber noch eine weitere große Flasche Wasser besorge.
Der Kurs startet grün und leicht bergauf, tolles Fairway mit schönem Roll und einem topgepflegten Grün. Ab der 2 hat man am Tee oft etwas vor Augen, das anfangs vielleicht ein wenig gewöhnungsbedürftig ist: riesige Wastareas aus grobem, roten Sand mit Steinen drin. So herausfordernd wie die Optik vermuten lässt, sind sie aber nicht, weil meist gut zu überspielen. Falls man doch einmal zu kurz, aber wenigstens gerade ist, springt der Ball immer noch vom harten Boden weiter aufs Fairway. Wasteareas und auch die karge Umgebung rundum charakterisieren den ganzen Platz und sorgen für ein richtig schönes, „typisch marokkanisches“ Gefühl, zu dem auf den südlich ausgerichteten Löchern das verschneite Atlasgebirge im Hintergrund auch noch das Seine beiträgt. Wie viel Wasser es in dieser Gegend braucht, um Fairways und Grüns grün zu halten, mag man sich lieber gar nicht vorstellen…
Taktik gefragt
Und dann sind da auch noch jede Menge Palmen, die zwar wenig Schatten, dafür aber ab und zu Probleme machen. Sie säumen die entweder sanft bergauf oder bergab verlaufenden Fairways oder stehen malerisch hinter oder auch mal neben den Grüns, was die scheinbar breiten Bahnen verschmälert. Schon auf den meisten Abschlägen will gut überlegt sein, wo man den Ball platzieren will. Einfach den Driver raus und drauf wie in Royal Palm ist hier nicht so sinnvoll, denn entweder drohen Palmen-Engen oder Bunker (ja, die gibt es hier auch noch).
An Tee 6 weht endlich ein wenig Wind, das Par 4 läuft abwärts und besteht scheinbar nur aus Sand. Ganz unten ein wenig Grünes rechts und leider auch gleich der Weg daneben. Mein Ball springt dort auf und landet im Palmenhain. Zum Rausspielen aus dem Sandgestein nimmt man am liebsten den ältesten Schläger im Bag oder man droppt dann doch auf Rasen, was auf einer Urlaubsrunde auch mal erlaubt sein sollte. Die 7 ist das erste Dogleg, leicht bergauf zuerst, dann für mich ein blinder Schlag Richtung Grün, der Ball bleibt leider zu weit links und landet im ausgetrockneten Flussbett, das viele Bahnen begleitet. Wenigstens gelingt nach dem Drop mit Strafschlag der Chip auf das erhöhte Grün und ich begebe mich relativ glimpflich von der zweitschwierigsten Bahn des Platzes zum nächsten Tee. Spektakulär die nach links gebogene 8, frei, sehr breit, aber über mehrere Waste Areas zu spielen. Das Par 3 der 9 endet brav vor dem Clubhaus und ist das leichteste Loch am Platz.
Atem(be)raubendes auf den Back Nine
Rasch eine Banane im Schatten eines Olivenbaums, dann geht es auf die zweiten Neun. Vor dem Graben am Ende der 10 hatte man uns ohnehin gewarnt, aber leider. Ab der 11 geht es wieder aufwärts, zumindest, was das Gelände betrifft und wir sind einmal mehr froh über das Cart. Der Wind ist weg, was spielerisch ein Vorteil ist, ohnehin hat man Mühe, den Ball im Spiel zu halten. Begeistert stehe ich dann am Abschlag der 14, eine der schönsten Bahnen, wie ich finde. Palmen trennen origineller Weise erst das Fairway in zwei Teile (wir entscheiden uns für links), um das Loch später so richtig, richtig schmal zu machen. Großartig auch die 16, bergauf und deshalb länger zu spielen (meine Flightpartnerin macht das souverän, bei mir reichen die Längen nicht). Trotzdem steht man dann auf dem erhöhten Grün und freut sich seines Lebens! Trotz deutlicher Schwierigkeiten ist Assoufid nämlich fair zu spielen und wenn jemand Schuld hat am schlechten Score, dann nicht der Platz.
Die 17 dann, das Signature Hole von Assoufid, ein Par 3 über Felsen auf ein nicht gerade tiefes und dazu gut bewachtes Grün vor Palmen und Bergen. Jeder im Flight zückt erst einmal sein Handy zum Fotografieren, ehe die Schlägerwahl getroffen wird. Später dann das 90-Grad-Dogleg der 18, bei dem man bloß nicht im Bunker-Knie landen sollte (ratet mal, wo ich …) und dann nach aller Müh‘ und Plag‘ endlich der kühle Drink auf der Clubhausterrasse, während gegen ein kleines Trinkgeld unsere Schläger geputzt werden. Das sanfte Plätschern der sechs kleinen Springbrunnen kühlt zusätzlich, obwohl mich deren Anordnung irgendwie an Range-Abschlagmatten erinnert 😉
Mein ganz persönliches Fazit
Marrokanisches Flair gepaart mit einem herausfordernden Platzdesign und exzellentem Pflegezustand. Die Optik von Waste Areas muss man mögen. Beeindruckendes Clubhaus mit feinem Proshop, sehr gute Küche im Restaurant. Greenfee im März € 95,-. Nettes Caddyservice inklusive Schlägerputzen.
Außerdem hier im Blog Fairmont Royal Palm und Samanah, demnächst auch Royal Golf Marrakech und Noria.















4 Kommentare zu „Marrakech 2/5 – Assoufid Golf Club: marokkanischer Wüstenkurs mit Grün-Oasen“