Marbella 4/7 – Marbella Golf Country Club: abgründiges Drama in der Macchie über Marbella

Schwierigkeitsgrad „anspruchsvoll“ meldet das Internet und ja, das können wir bestätigen: Der Marbella GCC verlangt einem einiges an Spielkönnen ab, vor allem aber gute Nerven. Der Platz in den Hügeln östlich der Stadt kombiniert höchst traditionelles Platzdesign mit höchst unwegsamem Gelände.

Über dem Clubhaus weht die britische Flagge, drinnen viel Marmor und sogar ein Snookertisch im Restaurant: Das Entrée zum Marbella Golf & Country Club ist beeindruckend – die Begrüßung im Sekretariat unterkühlt. Erst einmal muss unsere komplette Gruppe gleichzeitig antanzen, damit man uns dramatisch die Cartschlüssel plus Wasserflaschen aushändigt. Nein, gehen dürfe hier niemand, schließlich sei der Platz ausgebucht, Spielgeschwindigkeit und so. Ein Cart ist auf diesem Kurs Pflicht (und im Greenfee inbegriffen). Gelernten Golfer:innen schwant da schon: weite Wege, schwieriges Gelände…

Doch erst einmal steigt die 1 nur moderat an, endet auf dem erhöhten Grün (Vorsicht: schnell!) praktisch unterhalb der Autobahn Malaga – Cadiz. Unter der müssen wir durch, ehe das Dogleg der 2 vor uns liegt: steil bergab vom Tee in den bergaufführenden Gegenhang und ein Dogleg. Abschlagtafeln würden das Spiel erleichtern, die gibt es aber hier nicht. Schön einsehbar dafür das wirklich kurze Par 3 der 3, wieder steil bergab, für die Damen nur 60 Meter aufs Grün.

Gräben, nichts als Gräben

Steil bergauf fahren wir mehr oder weniger durch Gestrüpp zum nächsten Abschlag, wo es sich staut. Für die nur 260/198 Meter lange 4 braucht man vom Tee ordentlich Carry über einen tiefen Graben, um überhaupt irgendwo zwischen den Bäumen im Gegenhang vis-à-vis zu landen. Selbst unser Singlehandicapper trifft das rechts liegende, in unsere Richtung hängende und zudem kleine Grün nicht. Die 5 führt bergab und lässt uns ein wenig durchschnaufen, ehe die schwierigste Bahn kommt: Das Par 5 der 6 verläuft auf zwei Ebenen südwärts ehe es schmal nach links dreht, und in der Driverlandezone quert ein Bach, den ich präzise treffe. Platzarchitekt Robert Trent Jones Sr. hat schon 1994 die Damentees genauso gefinkelt platziert wie die der Herren.

Schön ruhig ist es jetzt hier, rundum nur Macchie, alte Olivenbäume und Korkeichen – die sonst allgegenwärtigen Appartementhäuser weit weg. Ratlos, weil uns der Bahnverlauf unklar ist und weil es hier nirgends Abschlagtafeln mit Infos gibt, stehen wir dann vor dem Par 4 der 7, die breit und steil nach oben führt. Hier würde es helfen, wenn man wüsste, dass ihr Grün 90 Grad rechts und jenseits eines tiefen Gebüsch-Grabens erhöht liegt. Den Teeshot sollte man demnach am besten zwischen Busch und Olivenbaum platzieren, wo mein Ball NICHT zu liegen kommt. Der Rest ist In-den-Graben-und-wieder-herausklettern, Grün überspielen, in den Abgrund chippen, usw. Ein gelungenes Up and Down schaut anders aus.

Wir sind mittlerweile alle ein wenig genervt. Hier werden nicht nur schlechte Schläge (zu Recht) bestraft, sondern auch lange oder scheinbar gut platzierte, weil die Bälle endlos ausrollen und sofort die Fairways verlassen – meist in irgendeine Tiefe. Wenigstens gibt es von den hochgelegenen Tees immer wieder schöne Ausblicke Richtung Meer, wie etwa auf der 8, wo das Grün durchaus in Driver- bzw. Holzdistanz liegt. Auf dem Par 3 der 9 Richtung Clubhaus treffe ich den einzigen, mittig herumstehenden Olivenbaum, der meinen Ball dankenswerter Weise aufs Grün katapultiert. Par.

Fast ein Parklandkurs. Aber nur fast.

Solchermaßen motiviert spiele ich die nächsten beiden Bahnen erfreulich gut. Auch sie hängen, ihre Grüns liegen listig hinter Olivenbaumaumreihen, die scheinbar breiten Fairways sind eingeengt durch seitliche Gräben. Schön (wenn auch leider nicht gut gepflegt) liegen die Abschläge meist erhöht, auch auf dem zweitschwersten Loch, der 12, bergab, bergauf, Dogleg. Eines der hübschesten Löcher dann die 14, mit Teich, Springbrunnen, Bergblick, und sogar die Sonne lässt sich hier wieder sehen. Leicht ist die anfangs breite Bahn mit einem erhöhten, bunkerbewehrten Grün auch nicht, aber wenigstens gut einsehbar und fair zu spielen. Ich vermute, dass der zweite Teil des Platzes erst später gebaut wurde oder zumindest redesigned wurde. Die Grüns sind größer, die Bahnen länger und breiter

Steil runter auf dem Par 3 der 16 vor dem Teich, wo man einerseits nicht zu kurz im Bunker landen will, andererseits den Ball auf dem schnellen Grün vor dem Teich stoppen muss. Die 17 bergab und gerade, ehe das Par 4 der 18 vor uns liegt, krumm und schief, links überhaupt kein Platz, das relativ kleine, ondulierte Grün vor der Clubhausterrasse. Ich versemmle zwar meinen Abschlag, der steile, hohe Schlag mit dem Rescue aufs Grün gelingt aber gut, und ich notiere zufrieden ein Par. Umso besser schmeckt das Thunfischtatar auf der Clubhausterrasse, der Service ist ausgesprochen freundlich, das Glas Weißwein gut gekühlt und ich habe doch noch meinen Frieden mit dem Marbella GCC gemacht.

Mein persönliches Fazit

Ebene Parklandkurse kann man in den Felsen rund um Marbella ohnehin nicht erwarten, aber vor allem die Front Nine sind sogar mit präzisem Spiel schwierig. Wer sich durch uneinsehbare Landezonen, permanente extreme Schieflagen und Rolls ins Nirwana frustrieren lässt, sollte besser die Finger vom  Marbella GCC lassen. Pflegezustand gerade noch ok, Grüns sehr schnell. Ein Cart ist Pflicht und im GF inbegriffen, ein Birdiebook wäre gut, weil Abschlagtafeln fehlen. Im Sekretariat mit Proshop ist man leider arrogant, im Restaurant dafür sehr freundlich, und das Essen ist ausgezeichnet. Schöne Aussicht von der Terrasse!

www.marbellagolf.com

Mehr Marbella? Dann lies bitte auch Santa Clara Golf, Los Naranjos und Valle Romano, La Quinta und Calanova

An der Costa del Sol gibt es auch eine Reihe an Deluxe-Plätzen, die natürlich allesamt hervorragend sind. Greenfees allerdings bei 225,- und mehr: allen voran Valderrama, La Reserva, La Hacienda Links, Finca Cortesin, San Roque/Old Course und La Zagaleta/Old Course

Sehr elegant, das Entrée im Clubhaus.
Bahn 1 aufwärts Richtung Autobahn (Par 4)
Abschlag von oben in den Gegenhang im Dogleg nach links der 2 (Par 5)
Nur 135/81 Meter auf das Grün der hübschen 3, steil bergab
Am Tee der 4 über den Graben wieder in den Gegenhang, das Grün des Par 4 ist ganz rechts
Bergab Richtung Meer spielt sich das Par 4 der 5 ganz gut
Wahrlich die schwierigste Bahn des Kurses: das Par 5 der 6 verläuft zweispurig abwärts, in der Landezone kreuzt ein Bach
Ratlos am Tee der 7 steil bergauf. Ball am besten zwischen die Olive rechts und das Gebüsch in der Mitte platzieren.
Der Teeshot bis fast aufs Grün gelingt auf dem Par 4 der 8 steil bergab
Der Olivenbaum stand strategisch gut für mich auf dem Par 3 der 9 vor dem Clubhaus
Wehe, du triffst auf der 11 nicht das Grün des Par 3…
Erst runter, dann rauf, dann rechts auf dem Par 4 der 12, der zweitschwierigsten Bahn
Endlich flach, zumindest anfangs: das Par 4 der 14
Blick zurück auf das Grün der 16 (steiles Par 3)
Schräg rüber, rauf über die Bunker auf das erhöhte Grün: die 18
Sehr hübscher Ausblick von der Terrasse auf 10 und 18

 

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